: Howard Spring
: Sampsons Super Zirkus
: Chiara-Verlag
: 9783961271450
: 1
: CHF 3.10
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: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 100
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Jo und Jack sind 'sozusagen Zwillinge?, wachsen sie doch gemeinsam in einem Haus am Meer in dem idyllischen Dorf Salthaven in England auf. Doch während Jo der Sohn einer bekannten Schriftstellerin ist, ist Jack das Kind einer Frau, die es auf der Flucht vor den Schrecken des Ersten Weltkrieges nach Salthaven verschlug, wo sie aus Kummer und gebrochenem Herzen starb. Da er offensichtlich keine Verwandte gab, blieb er im Haus von Jo Mutter, und Jo und Jack sind wie Brüder. Als sie zu ihrem Geburtstag einen eigenen Wohnwagen geschenkt bekommen, ziehen sie in den Ferien zur großen Abenteuerfahrt quer durchs Land los und schließen sich unterwegs 'Sampsons Super Zirkus? an. Es sollten die schönsten Ferien ihres Lebens werden . . . Doch wer ist der geheimnisvolle Herr Niemand, der plötzlich überall dort auftaucht, wo die beiden Jungs sind? Und warum zeigt er ein so auffälliges Interesse geraden an Jack? Dann wird die abenteuerliche Urlaubsfahrt zu einem gefährlichen Kampf auf Leben und Tod.

Robert Howard Spring (* 10. Februar 1889 in Cardiff, Wales; ? 3. Mai 1965 in Falmouth, Cornwall) war ein britischer Schriftsteller und Journalist. In den 1950er und 1960er Jahren zählte er zu den meistgelesenen Autoren Großbritanniens.
Es ist noch nicht so lange her, seit Jack und ich das alles erlebten. Nicht mehr als zehn Jahre. Und doch scheint es länger. Vennables hießen wir, Jack und Jo Vennables, und ich war Jo. Übrigens bin ich das immer noch, aber es kommt mir so vor, als ob ich über einen ändern Menschen schriebe. Ihr hättet Jack und mich nie für Brüder gehalten, und ihr hättet recht gehabt. Denn wir waren keine. Aber sehr viele Leute glaubten, wir wären es, weil wir zusammenlebten und alles zusammen unternahmen. Selbst Jerry, unser irischer Setterhund, schien nicht zu wissen, wem von uns beiden er mehr zugetan war. Er liebte uns beide innig von dem Tag an, an dem wir ihn aus der Falle befreiten, bis zu dem Tag, an dem Jack uns für immer verließ. Aber eine Menge ist passiert zwischen diesen beiden Tagen. Ich kann mich nicht an eine Zeit erinnern, in der noch kein Jack in unserem Hause war, wohl aber meine Mutter, und aus ihrem Munde hörte ich immer wieder die Geschichte, wie Jack zu uns kam. Oftmals begann sie an Winterabenden, wenn der Wind vom Meer her blies und an den Fenstern rüttelte und sich mit großem Getöse gegen den Berg warf, der hinter unserem Haus anstieg, uns jene Geschichte zu erzählen. Ich sehe sie jetzt noch vor mir am offenen Kamin sitzen, in welchem ein Feuer aus Apfelbaumscheiten brannte. Jack und ich kuschelten auf einem Kissen neben ihr - er auf der einen und ich auf der ändern Seite -, und beide warteten wir, dass sie uns wieder die Geschichte erzähle, die wir nie müde wurden, anzuhören. Es war gerade so eine Nacht wie diese', fing meine Mutter an. 'November - November 1914. Es war so ein prächtiger Sommer gewesen, und der Herbst erst! - nie mehr seither hat es einen solch wunderschönen Herbst gegeben. Von dem Fenster dort', sagte sie und wies auf die nun vorsorglich zugezogenen Vorhänge hin, 'pflegte ich auf unsern Garten hinauszusehen, in dem die Herbstastern beinahe so hoch wie ich selbst gewachsen waren und in dem deinem Vater, Jo, beim Holzsägen die roten Äpfel um den Kopf hingen. Alles schien doppelt so schön, denn wir wussten, dass in Dörfern wie dem unsrigen, aber auf der ändern Seite des Ärmelkanals, der Krieg wütete. Die Explosionen der Kanonen schüttelten dort die Äpfel von den Bäumen; Dächer stürzten ein, friedliche Häuser brannten lichterloh in der Nacht und lagen am Morgen schwarz und verlassen da. Die Leute, die in jenen Städten und Dörfern lebten, flohen vor den Heeren, die über ihr Land vorrückten. Wir lasen in der Zeitung darüber: Alte Männer und Frauen, junge Frauen und Kinder bewegten sich in Knäueln, die die Straßen verdunkelten, Tag und Nacht, so schnell sie konnten, den Küstenstädten zu, von wo aus sie mit Schiffen nach England transportiert werden sollten. Sie marschierten mit Bündeln unterm Arm, mit kleinen Kindern auf dem Rücken, neben Pferden, Eseln und Maultieren, die die Wagen zogen, auf denen ihre Habseligkeiten aufgetürmt lagen. Sie waren hungrig und todmüde, aber sie wagten nicht anzuhalten; Stunde um Stunde schwoll der große, schwarze Strom der Flüchtlinge auf der Hauptstraße immer mehr an, denn auch aus den Seitenstraßen quollen Flüchtlingszüge. Kinder weinten; Treiber schrien auf ihre Pferde ein; müde Frauen, die nicht mehr weiter stolpern konnten, fielen hie und da aus der Reihe und saßen benommen am Wegrand; manchmal brach ein zu voll beladener Karren zusammen und blockierte die ganze Straße, weil er seine Ladung von Tischen, Stühlen und Geschirr über den Weg ergoss; und hinter diesem unendlichen Meer von Flüchtlingen lag das dumpfe Grollen der Kanonen, das sie vorwärtstrieb.' Meine Mutter hielt einen Augenblick inne und sah starr ins Feuer, das hell aufflackerte, als Jack einen Tannenast darauf warf. Der Wind pfiff über unser Dach weg und heulte den Berg hinauf, und der Regen trommelte ans Fenster wie kleine Kieselsteine. 'Und weißt du, Jack', redete meine Mutter ihn an und legte ihre Hand auf seinen dicken schwarzen Haarschopf, 'du warst irgendwo in diesem traurigen Zug. Du sahst die Flammen, als dein Dorf in Brand geriet; du hörtest jene Kanonen, und du fuhrst durch die Nacht auf einem zweirädrigen Karren mit schnatternden Gänsen und glucksenden Hennen neben dir in einer Lattenkiste, und deine Mutter schleppte sich neben dem Wagen her. Aber du kannst dich nicht mehr daran erinnern. Du warst drei Jahre alt und schliefst fast die ganze Zeit über. Sie war sehr jung, deine Mutter, und sehr schön; und sie hat mir die Geschichte dieser Flucht erzählt. Zum Glück war das Wetter in Belgien so schön wie hier, aber der Marsch war ein furchtbares Abenteuer, denn all die armen, fliehenden Familien wussten nicht, wann sie ihre Heimat wiedersehen würden. Sie kamen nach England, Tausende von ihnen, und sie wurden überall im Land verteilt. Viele kamen nach Bristol, und wir in den Dörfern an der Küste wurden gefragt, ob wir auch einige Leute aufnehmen könnten. Dein Vater und ich, Jo, besprachen die Sache miteinander. Er war gerade dabei, einzurücken, und er dachte, es wäre nett für mich, wenn ich eine Belgierin als Hausgenossin hätte. So wurde die Sache denn abgemacht, und er fuhr nach Bristol im Wagen, um Madame Daviot und ihr Söhnchen abzuholen. Und so bist du zuerst nach Salthaven gekommen, Jack. Ich war ziemlich aufgeregt an jenem Tag. Das Wetter war schlecht. Regenböen kamen von der See herein, und der Wind heulte im Garten und schüttelte die letzten paar Blätter von den Bäumen, dass sie wie goldene Federn in der Luft tanzten. Ein feiner Nebel hing in der Luft, so dass man nicht einmal den Berg hinter Großvater Sparrows Wiese sehen konnte.' Jack überlief es heiß und kalt vor Aufregung. Die Geschichte packte ihn immer wieder aufs neue, besonders in einer solchen Nacht, wenn der Wind im Kamin heulte und der Regen aufs Dach prasselte. Er rutschte mit seinem Kissen noch näher zum Knie meiner Mutter. 'Ja?' sagte er erwartungsvoll. 'Na', erzählte meine Mutter weiter, 'ich hatte zum Glück wenig Zeit, über das Wetter nachzudenken. Das Bettzeug musste gelüftet und ein Feuer im Gastzimmer angezündet werden, damit die Gäste sich geborgen und willkommen fühlen würden. Ich suchte alle französischen Bücher, die wir im Haus hatten, zusammen und stellte sie ins Schlafzimmer deiner Mutter. Auch fand ich noch ein paar späte Blumen für sie. Ich weiß noch genau, es waren Herbstastern und ein paar Laubzweige dazwischen. Dann musste ich das Nachtessen richten. Dein Vater, Jo, hatte mir versprochen, dass er um sieben Uhr zurück sein würde, und er kam auch sehr pünktlich. Sobald ich den Wagen vor dem Haus hörte, lief ich zur Tür. Die Brandung grollte wie Kanonendonner, und der Regen fiel in Strömen auf den Gartenweg. Alles da draußen schien eine nasse, schwarze Verwirrung, und ich war froh, dass ich alles getan hatte, um es dem armen Menschenkind von da draußen im Haus gemütlich zu machen. Dein Vater war ein großer und starker Mann, Jo. Er trug Madame Daviot den Gartenpfad herauf und stellte sie im Vorplatz ab, als ob sie ein Lieferpaket vom Krämer sei; dann rannte er zurück und brachte das Baby herein. Er legte es in meine Arme, schlug die Tür hinter uns allen zu und brachte den Wagen in die Garage. Da drehte ich mich nach der armen Frau um, die da so weiß und schön aussah und, vollkommen verloren, unter der Vorplatzlampe stand. Im einen Arm hatte ich immer noch Jack; mit dem ändern umfasste ich sie und sprach zu ihr: ,Du armes Wesen! Sei zu Hause bei uns.' Sie verstand meine Worte nicht, wohl aber, was ich meinte, und sie gab mir einen sehr scheuen Kuss. Dann führte ich sie in ihr Zimmer, in dem das Feuer einen warmen Schein auf die Wände warf und in das ich ein Kinderbettchen für Jack neben ihrem Bett bereitgestellt hatte. ,Jaques' nannte sie dich immer - aber wir haben das schon lang aufgegeben. Ich nahm ihr den Mantel ab und zog ihr ein paar alte, warme Filzpantoffel an die Füße. Jos Vater war nun auch wieder ins Haus gekommen, und wir gingen hinunter zum Abendessen. A