: Alfred Komarek
: Alt, aber Polt Kriminalroman
: Haymon
: 9783709937914
: Polt-Krimi
: 1
: CHF 11.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 200
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der neue Polt von Alfred Komarek erstmals im Taschenbuch: Simon Polt, ehemaliger Gendarm im Wiesbachtal, neuerdings Gemischtwarenhändler, schlendert von seinem Presshaus die sacht abfallende Kellergasse hinunter. Da wird er unversehens Zeuge eines seltsamen Schauspiels, das ihn fasziniert und bedrückt zugleich. Am nächsten Tag erfährt er vom schrecklichen Ausgang dieses Spiels - und will Klarheit, jetzt erst recht. Polt bleibt eben Polt, ist so sehr Polt wie noch nie!

Alfred Komarek, geboren 1945 in Bad Aussee, lebt als freier Schriftsteller in Wien. Zahlreiche Bücher, darunter die fünf bekannten und inzwischen verfilmten Kriminalromane um Inspektor Simon Polt. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Glauser-Preis für den besten Krimi 1998 für 'Polt muß weinen', dessen Verfilmung 2002 ebenso mit einer Romy prämiert wurde wie auch der letzte Film 'Polt.' (2014). Bei HAYMONtb erscheinen mit Komareks Polt-Romanen (zuletzt: 'Polt muß weinen', 2015) die wichtigste österreichische Krimireihe sowie seine Salzkammergut-Romane um Daniel Käfer (zuletzt: 'Die Villen der Frau Hürsch', 2014). Im Hardcover erschien zuletzt 'Alt, aber Polt' (2015, HAYMONtb 2017). www.alfred-komarek.at

Mannsbilder


Simon Polt hing seinen Gedanken nach, und weil er vertraut mit ihnen war, ließ er sie achtlos laufen, eins werden mit den schütteren Schatten ringsum. Obwohl es draußen noch einigermaßen hell war an diesem späten Nachmittag im Oktober, hatte Polt die Tür seines Presshauses zugemacht, weil er Ruhe haben wollte. Nur eine kleine Fensteröffnung ließ Licht herein, und oben waren dort, wo die Dachziegel lose aneinanderlagen, helle, dünne Streifen im Dunkel zu sehen.

Der gewesene Gendarm saß da, schaute auf seine Hände und war sich selbst genug. Genug? Ja doch, hier schon, in einem Gebäude, das ihm gehörte, umgeben von Dingen, die er mochte. Aber zwischen den Menschen und in den Dörfern war vieles verloren gegangen, das auch für sein Leben wichtig und erfreulich war. Na und? Polt spürte etwas wie zärtliche Wut in sich. Der Kirchenwirt hatte zugesperrt. Ja, dann galt es eben, ihn mit Hilfe tatkräftiger Freunde trotzdem offen zu halten, wenigstens an Wochenenden. Aloisia Habesam, die unbestritten gut sortierte Anbieterin von gemischten Waren und Gerüchten, war gestorben. Jetzt handelte Simon Polt an ihrer Stelle, und zwar erfolgreich, zum eigenen Erstaunen. Es gab kaum noch Weinbauern in den Kellergassen. Was blieb ihm demnach anderes übrig, als unter kundiger Anleitung selbst Weinbauer zu werden, und zwar einer, der die hölzerne Weinpresse in Ehren hielt und das Fass im Keller?

Polt hob den Kopf. Die Presshaustür bewegte sich und gemessenen Schrittes traten Friedrich Kurz­bacher, Sepp Räuschl und Christian Wolfinger ein. ­Unziemliche Eile war ohnehin nicht am Platz und hätte die drei Männer wohl auch ein wenig überfordert. Sepp Räuschl hatte vor ein paar Wochen seinen fünfundachtzigsten Geburtstag gefeiert, dachte allerdings nicht daran, in brüchiger Würde zu vergreisen. Zwar war er schon seit einiger Zeit mit einem Gehstock unterwegs, verwendete ihn aber hauptsächlich als Ausdrucksmittel seines cholerischen Temperaments. Wenn er im Wirtshaus wacker getrunken hatte, drosch er gerne mit dem Stock auf den Tisch ein, krächzte: „Die Jungen halten nichts aus!“, und bestellte einen Schnaps, um die Sache abzurunden.

Friedrich Kurzbacher hingegen, kaum ein Jahr jünger, hatte in den vergangenen Monaten mit erstaunlicher Tatkraft und mürrischem Eifer Simon Polt die Grundlagen des Weinbaus beigebracht. Jetzt war das kleine Fass im Keller gefüllt und die Gärung abgeschlossen. Feierlich hatten Lehrer und Schüler den jungen, noch trüben Wein verkostet. Nach einer guten Weile vielsagenden Schweigens war dann Kurzbachers Urteil zu hören gewesen: „Viel bringst nicht zusammen, Simon. Aber trinken kann man ihn.“ Polt hatte diesen derben Ritterschlag mit großer Erleichterung empfangen. Immerhin sah er seinen Siebziger vor sich, und es war an der Zeit, endlich das zu tun, was er schon immer tun wollte.

Christian Wolfinger, eben erst fünfundsechzig geworden, also unverschämt jung, war indes schon immer mit Leib und Seele Jäger gewesen. Seine mit bemerkenswerter Beiläufigkeit ausgeübten Brotberufe hatten aber am Ende sogar eine bescheidene Pension gebracht. Jetzt konnte er endlich ohne lästige Zeitvergeudung das scheue Wild hegen, pflegen und lustvoll erlegen. Ein e