: Dieter Helm
: Burn Out Der Klimawandel und das Endspiel der fossilen Brennstoffe
: LangenMüller
: 9783784434865
: 1
: CHF 23.70
:
: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Niedrige Ölpreise erschüttern die Weltwirtschaft. Der renommierte Energieexperte Dieter Helm erklärt, warum diese und besonders technologische Veränderungen unzweifelhaft ankündigen, dass das Zeitalter der fossilen Brennstoffe zu Ende geht. In seinem neuen provokativen Buch weist er nach, dass neue Technologien wie die Nanotechnologie die Nachfrage nach Öl, Gas und Kohle unaufhaltsam reduzieren - und dies schneller und effektiver als das in den Entscheidungszentren von Politik und Wirtschaft gedacht wird. Energiekonzerne und Erdöl exportierende Länder werden die Verlierer dieser Entwicklungen sein, während Staaten, die in neue Technologien investieren, als Sieger im geopolitischen Spiel dastehen könnten. Wie sollen Regierungen und Unternehmen reagieren? Dieter Helms Ratschläge sind radikal und überraschend, denn wir stehen am Beginn eines neuen Energiezeitalters. Mit einem Vorwort von Günther Oettinger.

Vorwort und Dank

Wenn Sie das lesen, liegt der Ölpreis vielleicht irgendwo zwischen 20 und 100 Dollar pro Barrel. Er könnte auch darüber oder darunter liegen. Und auch wenn es für Unternehmen, Händler und Kunden von großer Bedeutung ist, wird sich daraus nicht viel über den Preis in mittel- oder langfristiger Sicht ableiten lassen. Dass der Preis im Jahr 2008 bei 147 Dollar lag und Anfang 2016 bei 27 Dollar, besagt lediglich, dass er stark schwankt. Banker, Investoren und Regierungen mögen sich bei dem Ganzen die Finger verbrennen, aber die meisten werden ihre Wunden lecken und noch einmal davonkommen, falls die Preiseinbrüche seit Ende 2014 lediglich Ausreißer waren – und nur dann.

Wenn wir die Zukunft unserer Energieversorgung betrachten, ist die perspektivische Entwicklung entscheidend, nicht der Status Quo; egal, wie spektakulär dieser gerade sein mag. Bis Ende 2014 war man sich allgemein darüber einig, wohin sich die Preise entwickeln würden: immer weiter nach oben. Ganz normale, vernünftige Menschen redeten sich ein, dass die globalen Ölvorkommen zur Neige gehen würden, während die Nachfrage aufgrund der immer weiter wachsenden Volkswirtschaft Chinas und des Aufstiegs anderer Länder in Südostasien, Indien und Afrika praktisch unersättlich wäre. Ein begrenztes und schließlich sinkendes Angebot würde mit einer stets steigenden Nachfrage kollidieren, wodurch es zu einem ökonomischen Schock käme, neben dem die von der OPEC verursachten Ölkrisen in den 1970er-Jahren harmlos wirkten.

Wer das für übertrieben hält, muss nur genauer hinschauen; es lässt sich am Handeln der Unternehmen ablesen und ist eingebettet in die Energiepolitik weltweit, vor allem in Europa. Die Ölunternehmen haben eifrig neue Vorkommen erschlossen, bei denen die Kosten bis zu 100 Dollar pro Barrel oder noch mehr betragen. Sie liegen in der Arktis oder im Teersand Kanadas. Die Unternehmen investierten ihr Geld dort, wohin ihre Analysen sie geführt hatten.

Experten und Institute veröffentlichten Berichte und Bücher über Peak Oil, die These vom Ölfördermaximum, nach welcher die Ölproduktion unumkehrbar zurückgehen werde. Sie drängten auf Diversifizierung, um Kunden und Ökonomien vor den kommenden Preisschocks zu bewahren, und Webseiten zum Thema schossen wie Pilze aus dem Boden. Wer Mitte bis Ende der 2000er-Jahre gegen das Ölfördermaximum argumentierte, betrieb eine Art Randsportart und wurde verspottet. Das ging so weiter bis zum Kollaps des Ölpreises Ende 2014.

Umweltschützer und Politiker glaubten die Geschichte vom Peak Oil. Sie redeten viel über den bevorstehenden Ölschock, was den Lobbyisten der Kernenergie und der erneuerbaren Energien natürlich sehr entgegenkam. Diese seien zwar jetzt noch teuer, behaupteten sie, würden sich ab dem Jahr 2020 aber rechnen. Denn dann wären Öl – und vor allem Gas – deutlich teurer als die kohlenstoffarmen Alternativen. In Großbritannien wurde die Kernkraft als langfristiger Gewinner präsentiert. Und in Deutschland redete man sich ein, dass die Energiewende eine gute Strategie für die Industrie wäre, weil sie einen – auf erneuerbaren Energien basierenden – Wettbewerbsvorteil ge