Willkommen an Bord!
Sie greifen zu diesem Buch, das ist ein gutes Zeichen, denn »Zu jung für alt« steht für Veränderung. Im Kleinen, weil es darum geht, sich überhaupt erst einmal selbstkritisch jene beruflichen und privaten Wechseljahre anzusehen, in die viele Frauen und Männer ab Mitte 50, Anfang 60 kommen; im Großen, weil wir, die neuen Alten, aufbrechen, weil wir ausbrechen, weil wir das Steuer noch einmal rumreißen oder das Ruder zumindest ein paar Grad mehr links oder rechts halten können. Denn eins ist uns klar: So kann es nicht weitergehen.
Die Frage ist nur: Was tun? Das hat sich auch schon Lenin gefragt – und herausgekommen ist eine Revolution. Und vor einer kleinen Revolution stehen auch Sie, stehen alle, die an ihren Geburtstagen mehr als 50 Kerzen auspusten.
Sie lächeln? Sie schütteln den Kopf? Sie verweisen auf Ihr vorgerücktes Alter? Sie denken eher an Rente als an Rebellion? Macht nichts. Unsere Revolution beginnt damit, dass wir mit dem Klischee aufräumen, es sei das Vorrecht von Jungen und Wilden, Barrikaden zu stürmen und gegen gesellschaftliche Missstände aufzubegehren. Das war einmal! Unser Aufstand wird gerade von Älteren vorangetrieben, von Leuten wie Ihnen und mir. Man muss nicht 1968 auf die Straße gegangen sein, um mit 68 Jahren auf die Barrikaden zu gehen für eine neue Sicht auf das Alter und das Altern.
Unsere Bilanz kann sich durchaus sehen lassen: Durch die Rushhour unseres Lebens sind wir bereits mit vollem Tempo gerast, haben Karriere und/oder Familie irgendwie koordiniert bekommen – oder auch nicht. Es hat uns jedenfalls nicht aus der Kurve geschleudert. Weil wir Glück hatten. Oder weil wir achtsam waren. Oder aus ganz anderen Gründen. Fest steht jedenfalls: Wir sind nicht mehr in den sogenannten besten Jahren, haben unseren Fünfzigsten aber noch sehr lebendig vor Augen. Viele schielen bereits auf den Sechzigsten, und die etwas Voreiligen überlegen bereits, wie sie ihren Siebzigsten begehen wollen. Wir sind also in denwirklich besten Jahren. Mal ehrlich, eigentlich haben wir doch jetzt erst die Zeit für eine Revolution.
Und Alter ist in diesem Fall keine Entschuldigung. Im Gegenteil, es geht ja gerade ums Alter. Wir kämpfen für eine neue Sicht auf diese Lebensphase, in der Sie und ich uns gerade befinden, und für eine neue Sicht auf uns, die neuen Alten. Alt steht nicht länger für ausgelaugt und ausgemustert. Wir neuen Alten sind aktiv und autonom; wir lassen uns nicht aus dem Arbeitsleben drängen, nicht auf irgendein Altenteil abschieben.
Und falls es einem Chef gelingen sollte, uns um unseren Arbeitsplatz zu bringen, weil wir angeblich zu alt sind – warum sollten wir uns dann geschlagen geben? Warum erfinden wir uns nicht neu und starten wieder durch? Bewusster, besonnener, zufriedener! Warum machen wir uns nicht selbstständig oder werden sogar Unternehmer? Erfahrung und Kontakte haben wir genug! Oder wir besuchen nicht nur wieder öfter Schauspielhäuser, sondern machen selbst Theater. Oder wir gehen wieder – manche auch das erste Mal – zur Universität. Und diesmal geht es nicht ums Examen. Das ist unsere Ergotherapie.
So leben wir unseren Enkeln vor, was für jene, wenn sie selbst alt sind, selbstverständlich sein wird: dass der Mensch sein Leben lang lernen kann, dass der tradierte Lebenszyklus von Ausbildung – Arbeit – Altersruhe endgültig von gestern ist; dass nach einem ersten Berufsweg, von dem uns junge, präpotente Chefs vielleicht abgebracht haben, ein zweiter beschritten wird. Wer sagt denn, dass der ersten Karriere nicht eine zweite folgen kann? Warum nicht auch eine dritte? Wer sagt, dass mit Mitte sechzig Schluss sein muss? Wir nicht. Wir sagen: Da geht noch was!
Damit wir uns nicht missverstehen: Jedem, der mit schlichter Ruhe glücklich ist, sei diese von Herzen gegönnt. Niemand sollte sich verpflichtet fühlen, nun ein »neuer Alter« zu werden. Jenen, die womöglich ihre Tage bis zum Ruhestand gezählt haben, nun