Kapitel 2
Als ich eine gute Stunde später ins Büro kam, saß Tina mit betrübter Miene am Schreibtisch.
Sie kümmert sich um unsere Buchhaltung, schreibt Rechnungen und Angebote, macht die Steuererklärung und all den anderen Schreibkram. Schrecklich, wie viel Papierkrieg rund um die eigentliche Arbeit nötig ist! Ich bin dankbar, dass Tina dafür ein Händchen hat. Manchmal denke ich, dass im Lauf eines Jahres fast genauso viele Bäume für das viele Papier dran glauben mussten wie für die Dächer, die wir in dem Zeitraum gemacht haben.
Tina blickte auf und versuchte zu lächeln. Ich kannte diesen Gesichtsausdruck nur zu gut. Sie setzt ihn meistens auf, wenn sie eine unangenehme Wahrheit durch lockere und humorvolle Präsentation entschärfen will, so wie man eine bittere Pille durch eine Zuckerhülle erträglicher macht.
„Wir bekommen Besuch, Simon.“
„Ach, von wem denn?“
„Es scheint ein Italiener zu sein. Sein Name klingt so.“
„Wie heißt er denn?“
„Bankrotti oder so ähnlich.“
Es dauerte einige Augenblicke, bis ich die Botschaft begriffen hatte. Ich erfuhr ja im Prinzip nichts Neues.
„Ach, du meinst den Bruder von Herrn Venz, Herrn Insol Venz?“ Es liegt mir auch, schmerzliche Sachverhalte zu überzuckern. „Der hat sich zwar schon lange angekündigt, aber bisher ist er nie wirklich gekommen.“
„Im Ernst, Simon …“
„Ach, der Ernst kommt auch?“
„Setz dich mal neben mich, dann zeige ich dir die Zahlen und Berechnungen. Da kann einem das Lachen im Halse steck