: Gerald Hüther, Christa Spannbauer
: Verbundenheit Warum wir ein neues Weltbild brauchen
: Hogrefe AG
: 9783456759197
: 2
: CHF 14.90
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 144
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Renommierte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen machen sich in diesem Buch auf die Suche nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält. Sie zeigen die Konturen eines neuen Paradigmas der Verbundenheit auf, das die Welt nicht länger als eine Ansammlung voneinander isolierter Teile wahrnimmt, sondern als ein lebendiges Netz, in dem alles miteinander verbunden und voneinander abhängig ist.

Hans-Peter Dürr

Teilhaben an einer unteilbaren Welt


Das ganzheitliche Weltbild der Quantenphysik


Wir können diese Weltkrise der Gegenwart als eine Zukunftschance begreifen. Unsere zentrale Aufgabe und die gesellschaftliche Herausforderung in dieser entscheidenden Zeit ist die Frage der Zukunftsfähigkeit, die sich mittlerweile als eine Frage des Überlebens der Menschheit herauskristallisiert. Zukunftsfähigkeit erwächst uns jedoch nur, wenn wir zu einer neuen und erweiterten Betrachtungsweise der Welt finden und die Fesseln eines mechanistischen Weltbildes abstreifen, in dem wir uns als willenlose Rädchen einer großen Maschine verstanden haben. Wir haben uns eine falsche Vorstellung von der Welt gemacht und uns in ein enges Weltbild hineinmanövriert, aus dem uns keine Lösungen erwachsen. Wir haben uns gleichsam selbst gefesselt. Nun ist es an uns, diese Fesseln abzustreifen. Hierfür brauchen wir die Bereitschaft, neue Impulse und Inspirationen in dieses verknöcherte und veraltete Denken hineinzubringen. Es ist an der Zeit, unserem Leben wieder die Lebendigkeit zurückzugeben, die diesem zueigen ist. Das heißt auch, dass wir die geistige Dimension unserer Existenz wieder erkennen müssen, die wir verdrängt haben, denn deren Verlust in der modernen Welt wiegt schwer.

Der moderne Mensch erfährt sich als etwas von der Natur Getrenntes, als gleichsam außerhalb der Natur lebend. Wir können diesen Zustand «Naturvergessenheit» nennen. Der Mensch hat sich zum Herrscher über die Natur aufgeschwungen und dabei die Natur erniedrigt. Um zu überleben, so dachte er, müsse er seine eigene Natürlichkeit aufgeben und leugnen, dass er selbst Teil der ihn umgebenden Natur ist. Das ist der folgenschwere Denkfehler der Neuzeit. In deren anthropozentrischem Weltbild dient die Natur dem Menschen nur mehr als Baustein und Werkzeug zur Erfüllung seiner Bedürfnisse. Darüber hat der Mensch vergessen, dass er selbst zutiefst in diese Natur eingebettet und gänzlich abhängig von ihr ist. Die Illusion der Trennung führte dazu, dass wir einerseits das Machbare heillos überschätzen und andererseits unterschätzen, was für Möglichkeiten der Teilhabe wir tatsächlich haben.

Das neue Weltbild der Quantenphysik trägt hingegen das Eingeständnis in sich, dass dem menschlichen Wissen und Allmachtstreben Grenzen gesetzt sind. Freiheit ist nicht etwas, das wir beliebig ausdehnen könnten. Wir leben auf einem Planeten, dessen Reichtum wir nicht verschleudern und dessen Rohstoffe wir nicht ungestraft ausbeuten können. Dieser Planet ist nicht beliebig, und deshalb können wir uns auch nicht beliebig verhalten. Wir haben uns weit von einer friedlichen und ger