: Dietrich Bonhoeffer
: Peter Zimmerling
: Aber bei dir ist Licht Gebete, Gedichte und Gedanken aus dem Gefängnis
: Brunnen Verlag Gießen
: 9783765575167
: 1
: CHF 8.80
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: Religiöse Schriften, Gebete, Gesangbücher, relig. Meditationen
: German
: 160
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dietrich Bonhoeffers Gebete, Gedichte und andere Texte, die er in der Zeit von 1943-1945 im Gefängnis in Berlin-Tegel verfasst hat, sind nicht nur wichtige Zeugnisse des Widerstands gegen das NS Regime, sie geben dem Leser vor allem Anteil am Geistlichen Leben des Christen Dietrich Bonhoeffer und sind vielleicht die bekanntesten und bedeutendsten Texte von Dietrich Bonhoeffer. Die Haft bedeutete für Bonhoeffer die Trennung von Familie und seiner Verlobten, von Freunden und Weggefährten und auch von seiner Arbeit. In den Gebeten und Gedichten verarbeitet er aber nicht nur diesen Verlust seines bisherigen Lebens - er schaut auf die kommenden Generationen und die Zukunft und weiß sich in allen Kämpfen und Anfechtungen, 'von guten Mächten wunderbar geborgen': 'In mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht.' In diesem Buch sind die Texte von Dietrich Bonhoeffer ohne wissenschaftliche Erläuterung wiedergegeben, denn sie sind nicht zur Analyse gedacht, sondern zum mitbeten und meditieren. In seinen Einführungen erläutert Peter Zimmerling die zeitgeschichtlichen Hintergründe und die Bedeutung der Beziehung Bonhoeffers zur seiner Familie, zu seiner Verlobten Maria von Wedemeyer und zu seinem Freund Eberhard Bethge. Damit ermöglicht er auch demjenigen Leser, der sich noch nicht intensiv mit Bonhoeffer auseinandergesetzt hat, die Texte tiefer zu verstehen und einzuordnen. Enthält folgende Texte Bonhoefffers: Nach zehn Jahren, Traupredigt aus der Zelle, Gebete für Gefangene, Weihnachtsgruß (1943), Gedanken zum Tauftag von Diedrich Wilhelm Rüdiger Bethge (Mai 1944), Meditationen zu den Herrnhuter Losungen, Gedicht 'Vergangenheit', Gedicht 'Glück und Unglück', Ausarbeitung über die erste Tafel der zehn Worte Gottes, Gedicht 'Wer bin ich?', Gedicht 'Christen und Heiden', Gedicht 'Nächtliche Stimmen', Entwurf für eine Arbeit, Gedicht 'Stationen auf dem Wege zur Freiheit', Gedicht 'Der Freund', Gedichte 'Der Tod des Mose' und 'Jona', Gedicht 'Von guten Mächten'.

Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) war ein lutherischer Theologe, profilierter Vertreter der Bekennenden Kirche und am deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligt. Er war Leiter des Predigerseminars der Bekennenden Kirche in Finkenwalde und schloss sich ab 1938 dem Widerstand um Admiral Wilhelm Franz Canaris an. 1940 erhielt er zunächst Rede-, ab 1941 auch Schreibverbot. 1943 wurde er verhaftet und am 9. April 1945 als einer der letzten NS-Gegner, die mit dem Attentat vom 20. Juli 1944 in Verbindung gebracht wurden, im KZ Flossenbürg hingerichtet. (Quelle Wikipedia)

Nach zehn Jahren


Nachdem Bonhoeffer sich spätestens 1939 zur aktiven Mitarbeit im Widerstand gegen Hitler entschlossen hatte, bemühte er sich darum, das Handeln der Verschwörer theologisch zu begründen und wurde mehr und mehr zum Seelsorger und theologischen Gewissen der am militärischen Widerstand gegen das Nazi-Regime beteiligten Männer. Indem Bonhoeffer stellvertretend für die Mitverschworenen nach der theologischen Begründung ihres Tuns fragte, wurden sie in die Lage versetzt, mit gutem Gewissen ihre ganze Kraft in der Konspiration gegen Hitler einzusetzen. Der Text „Nach zehn Jahren“ entstand zu Weihnachten 1942, kurz vor der Inhaftierung Bonhoeffers. Er stellt eine Art Resümee der Erfahrungen im Widerstand gegen Hitler dar. Bonhoeffer schrieb den Rechenschaftsbericht für seinen Schwager Hans von Dohnanyi, für Hans Oster – leitende Mitarbeiter im Amt Abwehr –, für die Eltern und den Freund Eberhard Bethge. Der Text überdauerte den Krieg versteckt unter den Dachziegeln des Elternhauses in der Marienburger Allee in Berlin.

Zehn Jahre sind im Leben jedes Menschen eine lange Zeit. Da die Zeit das kostbarste, weil unwiederbringlichste Gut ist, über das wir verfügen, beunruhigt uns bei jedem Rückblick der Gedanke etwa verlorener Zeit. Verloren wäre die Zeit, in der wir nicht als Menschen gelebt, Erfahrungen gemacht, gelernt, geschaffen, genossen und gelitten hätten. Verlorene Zeit ist unausgefüllte, leere Zeit. Das sind die vergangenen Jahre gewiss nicht gewesen. Vieles, Unermessliches haben wir verloren, aber die Zeit war nicht verloren. Zwar sind gewonnene Erkenntnisse und Erfahrungen, deren man sich nachträglich bewusst wird, nur Abstraktionen vom Eigentlichen, vom gelebten Leben selbst. Aber wie Vergessenkönnen wohl eine Gnade ist, so gehört doch das Gedächtnis, das Wiederholen empfangener Lehren, zum verantwortlichen Leben. In den folgenden Seiten möchte ich versuchen, mir Rechenschaft zu geben über einiges von dem, was sich uns in diesen Zeiten als gemeinsame Erfahrung und Erkenntnis aufgedrängt hat, nicht persönliche Erlebnisse, nichts systematisch Geordnetes, nicht Auseinandersetzungen und Theorien, sondern gewissermaßen gemeinsam im Kreise Gleichgesinnter gewonnene Ergebnisse auf dem Gebiet des Menschlichen, nebeneinandergereiht, nur durch die konkrete Erfahrung zueinander gehörig, nichts Neues, sondern gewiss in vergangenen Zeiten längst Gewusstes, aber uns neu zu erleben und zu erkennen Gegebenes. Man kann über diese Dinge nicht schreiben, ohne dass das Gefühl der Dankbarkeit für alle in diesen Jahren bewahrte und bewährte Gemeinschaft des Geistes und des Lebens jedes Wort begleitet.

Ohne Boden unter den Füßen


Ob es jemals in der Geschichte Menschen gegeben hat, die in der Gegenwart so wenig Boden unter den Füßen hatten, – denen alle im Bereich des Möglichen liegenden Alternativen der Gegenwart gleich unerträglich, lebenswidrig, sinnlos erschienen, die jenseits aller dieser gegenwärtigen Alternativen die Quelle ihrer Kraft so gänzlich im Vergangenen und im Zukünftigen suchten, – und die dennoch, ohne Phantasten zu sein, das Gelingen ihrer Sache so zuversichtlich und ruhig erwarten konnten wie wir? Oder vielmehr: ob die verantwortlich Denkenden einer Generation vor einer großen geschichtlichen Wende jemals anders em