Royd Eris beobachtete sie alle, er studierte sie, lebte mit ihnen und durch sie. Nicht einmal die, die ihn am meisten abstießen, vernachlässigte er. Aber nach den ersten zwei Wochen, seit sich dieNightflyer im mächtigen Dahinströmen des interstellaren Flugs verloren hatte, widmete er sich zweien seiner Gäste mit besonderer Aufmerksamkeit.
»Vor allem interessiert mich dasWarum«, erklärte ihm Karoly d’Branin in der zweiten Woche in einer Pseudonacht.
Royds durchscheinender Geist saß dicht neben d’Branin im gedämpften Licht des Aufenthaltsraums, er sah ihm dabei zu, wie er heiße Zartbitterschokolade trank. Alle anderen schliefen. Auf einem Sternenschiff haben Begriffe wie Tag und Nacht keine Bedeutung, aber dieNightflyer simulierte die gewohnten Zyklen, und die meisten Passagiere richteten sich danach. Der gute alte d’Branin, Administrator, Allround-Talent und Missionsleiter, richtete sich nach seinem eigenen Rhythmus, zog die Arbeit dem Schlaf vor und ließ keine Gelegenheit ungenutzt, über seine größte Leidenschaft zu sprechen: seine Jagd auf dieVolcryn.
»DasOb ist ebenso wichtig wie dasWarum, Karoly«, gab Royd zu bedenken. »Wie können Sie sicher sein, dass IhreVolcryn wirklich existieren?«
»Ich bin sicher«, erwiderte Karoly d’Branin und zwinkerte ihm zu. Er war klein und drahtig, das eisengraue Haar stets sorgfältig frisiert, die Kleidung peinlich sauber, aber seine raumgreifenden Gesten und die Überschwänglichkeit standen in scharfem Kontrast zu diesem seriösen Erscheinungsbild. »Das reicht mir. Wenn alle anderen ebenso überzeugt wären wie ich, wären wir jetzt mit einer ganzen Flotte Forschungsschiffe unterwegs statt mit Ihrer kleinenNightflyer.« Er nippte an der heißen Schokolade und seufzte zufrieden. »Kennen Sie die Nor T’alush, Royd?«
Der Name war ihm unbekannt, aber seine Datenbanken lieferten ihm schnell Antwort. »Eine fremde Rasse am anderen Ende der Galaxis, noch hinter den Welten der Fyndii und der Damoosh. Möglicherweise nur eine Legende.«
D’Branin kicherte. »Nein, nein, nein! Ihre Datenbanken sind nicht auf dem neuesten Stand, mein Bester, Sie müssen sie bei Ihrem nächsten Besuch auf Avalon dringend aktualisieren. Nein, die Nor T’alush sind keine Legende, es gibt sie wirklich, wenngleich sie in der Tat sehr weit entfernt leben. Es existieren kaum Informationen über sie, aber es kann als gesichert gelten, dass es sie gibt, auch wenn Sie und ich wohl nie einem von ihnen begegnen werden. Mit ihnen hat alles angefangen.«
»Erzählen Sie mir mehr«, bat ihn Royd. »Ihre Arbeit interessiert mich sehr, Karoly.«
»Ich habe damals einen Datensatz in die Datenbanken der Akademie eingespeist, der nach einer Reise von zwanzig Standardjahren von Dam Tullian aus eintraf. Ein Teil dieser Daten betraf die Gebräuche der Nor T’alush. Ich habe keine Ahnung, wie lange es gedauert haben mag, bis diese Informationen Dam Tullian erreicht haben, und woher sie überhaupt stammten, aber das spielt keine Rolle – Gebräuche sind zeitlos, und das Material war höchst aufschlussreich. Wussten Sie, dass ich mein erstes Universitätsexamen in Xenomythologie gemacht habe?«
»Nein, das war mir nicht bekannt. Bitte, fahren Sie fort.«
»Ich fand die Geschichte über dieVolcryn in den Mythen der Nor T’alush. Sie flößte mir Ehrfurcht ein: intelligente Kreaturen, die von einem geheimnisvollen Punkt mitten im Herzen der Galaxis aufbrechen und sich stetig weiter auf ihren Rand zubewegen, bis sie irgendwann in den intergalaktischen Raum vord