: A. Fadejew
: Die junge Garde Band 1
: VNW - Verlag Neuer Weg
: 9783880215191
: 1
: CHF 1.60
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 300
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Hitler-Armeen besetzen das Donezbecken. Doch plötzlich tauchen Flugblätter gegen die Terrorherrschaft auf - von der Jungen Garde, der kommunistischen Jugendorganisation. Der Widerstand setzt ein. Der Roman die junge Garde basiert auf der wirklichen Geschichte des bewaffneten Widerstands der sowjetischen Jugend gegen die faschistischen Besatzer in der Stadt Krasnodon, die im Donez-Becken liegt. Am 20. Juli 1942 besetzen die deutschen Faschisten die Stadt und die Gräueltaten nehmen ihren Anfang. Im August werden von den deutschen Henkern 58 Menschen lebendig im Stadtpark begraben. Die Stimmung, die unter der nicht mehr aus der Stadt entkommenen Sowjetjugend herrscht, wird durch die Worte des sechzehnjährigen Komsomolzen Oleg Koschewoi charakterisiert: 'Nein, das kann man nicht länger ertragen!' Er organisiert im September 1942 die illegale Gruppe 'Junge Garde', die im Oktober schon 103 Mitglieder zählt. Wichtig ist auch, dass die Widerstandstätigkeit der 'Jungen Garde' von der illegalen bolschewistischen Partei angeleitet wird. Ihnen wird von erfahrenen Kämpfern geholfen, organisiert, mit Ausdauer und Standhaftigkeit zu arbeiten, um sich in den ständig wechselnden Verhältnissen der Illegalität zurechtzufinden und bewähren zu können.Vier Monate arbeitet die 'Jugend Garde'. Sie tötet deutsche Soldaten und Polizisten und sammelt Waffen, um beim Herannahen der Roten Armee einen Aufstand organisieren zu können. Die junge Garde ist ein bewegender Roman besonders für Jugendliche. Er hilft, Klarheit über den Kampf für eine bessere Zukunft zu bekommen.

Dem Morgenrot entgegen,

Ihr Kampfgenossen all! ...

Des Kampfes sei kein Ende,

Eh nicht im weiten Rund

Der Arbeit freies Volk gesiegt

Und jeder Feind am Boden liegt.

Vorwärts, du junge Garde

Des Proletariats!

Lied der Jugend

1


„Nein, sieh doch nur, Walja, welch ein Wunder! Herrlich! Wie gemeißelt — und aus welch wundervollem Material! Nicht aus Marmor, nicht aus Alabaster, lebendig, und doch wie kalt! Was für ein feines, zartes Gebilde — Menschenhand hätte das nie fertiggebracht. Sieh nur, wie sie auf dem Wasser ruht: rein; streng, unberührt . . . Und da, ihr Spiegelbild im Wasser; schwer zu sagen, welche von beiden schöner ist. Und die Farben! Sieh nur, sieh, nicht weiß ist sie — oder doch weiß, aber wieviel Schattierungen — gelblich, rosig, himmelblau, und innen so feucht — wie eine Perle, einfach bezaubernd. Menschen kennen solche Farben nicht, sie finden nicht einmal Worte dafür!”

Dies sprach, sich aus dem Weidengebüsch über das Flüßchen beugend, ein Mädchen mit schwarzen, dicken Zöpfen, in blendend weißer Bluse und mit herrlichen, weit geöffneten, feuchtschwarzen Augen, aus denen jäh ein starkes Leuchten flutete, daß sie selbst dieser Seerose glich, die sich da im dunklen Wasser spiegelte.

„Eine Zeit zum Schwärmen hast du dir ausgesucht! Du bist aber wirklich komisch, Ulja!” antwortete ihre Freundin Walja, die gleich darauf ihr anmutiges, jugendfrisches, gutmütiges Gesicht mit leicht hervorstehenden Backenknochen und einem Stupsnäschen über das Flüßchen beugte. Ohne nach der Seerose zu blicken, suchte ihr Auge unruhig am Ufer die Mädchen, von denen sie abgekommen waren: „Hallo-o-o! Wo seid ihr?”

„Hi-i-e-r! Hi-i-e-r! . . . ier! . . .” schallte es vielstimmig in nächster Nähe.

„Kommt hierher! . . . Ulja hat eine Seerose gefunden”, rief Walja und sah die Freundin liebevoll-spöttisch an.

Und jetzt ertönte wie das Echo eines fernen Donners wieder das Dröhnen von Geschützfeuer — von dort, aus Nordwesten, vor Woroschilowgrad.

„Schon wieder!”

„Schon wieder ...”, wiederholte Ulja tonlos; das Leuchten, das mit solcher Macht aus ihren Augen gestrahlt hatte, erlosch.

„Werden sie diesmal wirklich eindringen? Großer Gott!” sagte Walja. „Weißt du noch, was wir voriges Jahr durchgemacht haben? Und doch ist es damals noch gut abgegangen. Aber voriges Jahr waren sie nicht so nahe. Hör nur, wie das donnert!”

Sie schwiegen und lauschten.

„Wenn ich das höre und den klaren Himmel sehe, die Äste der Bäume, das Gras unter den Füßen, wenn ich fühle, wie sonnenwarm es ist, wie aromatisch es duftet, dann wird mir so weh, als ob das alles für mich auf immer, immer vorbei wäre”, sagte Ulja mit vor Erregung zitternder Stimme. „Das Herz scheint so verhärtet durch diesen Krieg; man hat es gelehrt, alles von sich zu weisen, was es erweichen könnte, und plötzlich bricht eine solche Liebe, ein solches Mitleid mit allem durch! . . . Du weißt ja, ich kann nur mit dir darüber sprechen.”

Ihre Gesichter waren im Laubwerk einander so nahe gekommen, daß ihr Atem sich vermischte und sie sich in die Augen blickten. Walja hatte helle, gute, weit auseinanderstehende Augen, die voll Ergebenheit und Vergötterung dem Blick der Freundin begegneten. Uljas Augen waren groß, dunkelbraun, strahlend wie Sterne, umrahmt von langen Wimpern, das Weiße in ihnen klar, die Pupillen schwarz und geheimnisvoll — aus ihrer Tiefe schien wieder dieses feuchte, starke Leuchten zu strömen.

Das ferne, hallende Dröhnen der Ge