Im Jahr 2001
Eigentlich machte ich mir nie viel aus Tätowierungen, verstand aber durchaus, dass ein kleiner, zierlicher Schmetterling, auf dem wohlgeformten Po eines hübschen Mädchens, eines Mannes Phantasie beflügeln kann. Solche Kunstwerke erinnerten mich aber eher an einsame, brummige Seeleute, die sich in einem verrufenen Hafenviertel einen blauen Anker oder ein Herz mit dem Namen einer temporären Liebe einritzen ließen. In Japan ist der tätowierte Körper aber untrügliches Zeichen der Angehörigkeit zu einer mafiaähnlichen Organisation, und in Indonesien erließ vor ein paar Jahren ein zorniger General, nachdem seine Tochter vergewaltigt und ermordet worden war, den Schießbefehl auf alle Männer mit Tätowierungen. Die Opfer wurden meist in Säcken in den Fluss geworfen, und bald war landauf, landab das Wort'dikarungi' - zu Deutsch 'einsacken' – in aller Munde. Ich habe selber erlebt, wie ein Arbeiter in unserem Betrieb in West Java eines Tages mit einem schrecklich verbrannten Arm auftauchte, weil er das verräterische Bild mit einem heißen Bügeleisen entfernen wollte.
Tätowierungen waren für mich also eher etwas Unsinniges und Abstoßendes. Wie konnte sich ein Mensch derart verunstalten, ohne an die Konsequenzen zu denken? Dass aber jemand solch blauschwarze Zeichnungen stolz im ganzen Gesicht tragen konnte, schien mir völlig unverständlich. Die Maoris in Neuseeland tun das aber, wie wir bald erfahren sollten.
Das bedrohliche Zischen und Fauchen beim Einsteigen erinnerte mich an eine große Raubkatze, die in de