: G. F. Unger
: G. F. Unger Sonder-Edition 144 Der Weg nach Wanagi Yata
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732568031
: 1
: CHF 1,60
:
: Spannung
: German
: 80
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Wanagi Yata - so nannten die Indianer das Jenseits, wo sich nach ihrem Glauben die Seelen der Toten versammeln. Als die Weißen damals den Mord an den roten Völkern begingen, um sich deren Land anzueignen, da führten die Indianer einen heldenhaften Kampf gegen die Eindringlinge. Aber bald schon wurde ihnen bewusst, dass sie auf dieser Erde kein Heimatrecht mehr besaßen und ihnen nur noch der Weg zum Sammelplatz der Seelen offenstand. Auf diesem Weg begleitete sie auch ein Weißer, der Texaner Johnny Benton, der sich in die schöne Rosebud verliebte, sie zur Frau nahm und Mitglied des kleinen Dorfes wurde, das ihr Bruder Running Bear anführte...

Eines hatte ich im Krieg Süd gegen Nord gelernt: Wenn man irgendwo hineingeht, dann muss man wissen, wie man wieder herauskommt.

Denn das war schon damals im Altertum so, als Perseus in den verwinkelten und unübersichtlichen Palast ging, um den Minotaurus zu töten.

Da gab ihm jene Ariade ein Fadenknäuel mit. Am Eingang befestigt, half ihm der Faden, den Weg zurück zum Ausgang zu finden.

Nun, ich hatte das in den fünf Jahren unseres Bruderkrieges gelernt und begriffen, in den ich mit all den anderen jungen Texanern geritten war.

Ich war immer wieder aus allen brenzligen und heiklen Situationen ziemlich heil herausgekommen.

Und nun wollte ich aus Texas heraus. Denn Texas war arm geworden wie eine Kirchenmaus. Südstaatengeld galt nichts mehr, nur Yankeedollars waren etwas wert.

Also musste man nach Norden, wo es sie in großen Mengen geben sollte. Daran glaubten wir alle, die zum Strandgut des verlorenen Krieges gehörten.

Von meiner Sorte gab es also viele. Manche wurden Banditen.

Und auch ich würde – wenn nicht ein bald ein Wunder geschah – einer werden müssen, um überleben zu können.

Ja, so hart war das damals. Man bekam nichts geschenkt, sondern musste es sich nehmen, also stehlen.

Und ich würde ein Pferd stehlen müssen, weil jenes, das ich ritt, nicht mehr lange auf den Hufen bleiben würde.

Ich war damals vor fünf Jahren auf einem wundervollen Wallach losgeritten und hatte mich bei der Texas-Brigade gemeldet. Wir alle waren auf unseren eigenen Pferden zu den Meldestellen gekommen. Die Pferde waren unser Besitz gewesen.

Und als später unser General Lee bei Appomatox kapitulierte, da handelte er aus, dass wir, die wir auf eigenen Pferden in der Texas-Brigade ritten, nach der Entlassung auch auf Pferden wieder heimreiten durften.

Aber wie die Yankees nun mal waren als Sieger, gaben sie uns die schlechtesten Tiere, die sie auftreiben konnten aus ihrer Beute.

Und so wurden viele von uns armselige Fußgänger.

Meine graue Stute würde mich bald nicht mehr tragen können, obwohl ich immer wieder absaß und eine Meile zu Fuß ging. Dann sah sie mich dankbar an. Sie war alt und hätte eigentlich ein Gnadenbrot verdient. Aber das konnte ich ihr nicht geben, de