: Jim Kjelgaard
: Feuerjäger
: Chiara-Verlag
: 9783961271214
: 1
: CHF 2.70
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 173
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Als Falk, der Speermacher und die junge Frau Weide von ihrem Stamm verstoßen werden, müssen sie allein in einer Welt, in der Säbelzahntiger, Wölfe und Mammuts Quell ständiger Gefahr sind, um ihr Überleben kämpfen. Dann treffen sie auf ein noch gefährlicheres Raubtier, die Menschen eines anderen Stammes. Doch dem findigen Falk gelingt es, seine Waffen so zu verbessern, dass sie diesen Gefahren begegnen können. Doch ob sie ihr Überleben sichern können, bleibt ungewiss...

Jim Kjelgaard (* 6. Dezember 1910 in New York; ? 12. Juli 1959 in Phoenix/Arizona) war ein amerikanischer Schriftsteller, der fast ausschließlich Belletristik für Jugendliche und junge Erwachsene verfasste.. Großartige Naturschilderungen und packende Tiergeschichten waren sein Spezialgebiet. Darüber hinaus schrieb er einige Geschichten, die in vorgeschichtlicher Zeit spielen; Feuerjäger ist hiervon die bekannteste.
Die Feuerjäger Der Stamm erklomm einen flachen Hügel, dessen Kuppe mit Felsblöcken übersät war. Einzelne Blöcke waren so groß, dass sie zu beiden Seiten über den Hügel hinausragten. Ein wechselnder Wind trug den starken widerlichen Geruch äsender Bisons über den Hügel und den Hang hinab. Falk, der Oberspeermacher, fuhr mit der Zunge über die Lippen. Der Stamm war zwar in den letzten Tagen auf viel Wild gestoßen, aber die Tiere waren meist zu schnell oder zu gefährlich, als dass die Jäger sie hätten angreifen können. Selbst die Mammuts hatten gelernt, dass nur die Gemeinschaft Sicherheit gegen die Menschenjäger bot, und abgesehen von gelegentlichen kleinen Tieren hatte der Stamm nur Herden von großen, gefährlichen Tieren gesehen. Eine Herde von Mammuts aber mit Feuer anzugreifen, war glatter Selbstmord, denn ein einziges Tier allein machte sämtlichen Jägern des Stammes zu schaffen. Mit dem Riesenbison war es etwas anderes. Falk fuhr sich wieder über die Lippen. Acht Tage lang hatten sie nur Samen und Früchte gegessen, welche die Frauen gesammelt hatten, und ein klappriges Kamel, das schon beinahe an Altersschwäche einging, als die Jäger es zur Strecke brachten. Samen und Früchte waren ja ganz gut, wenn es sonst nichts gab, aber ein Stamm auf der Wanderschaft brauchte Fleisch, um seine Kraft zu erhalten. Je mehr sie sich dem Gipfel des Hügels näherten, desto stärker wurde der Geruch der Riesenbisons. Es war eine Herde von über 200 Tieren und sie hatten noch keine Gefahr gewittert. Das war gut, denn seit vier Jahren war der Stamm nicht mehr auf eine so große Herde gestoßen. Wenn ihnen diese Jagd Erfolg brachte, dann würden sie genug Fleisch zu essen haben und es blieb noch viel übrig für die wilden Hunde, die schrecklichen Wölfe und die Säbelzahntiger, die sich dort immer sammelten, wo ein Wild getötet war, und mit den Resten aufräumten. Wolf, der Oberjäger, konnte sich noch an die Zeit erinnern, da so große Herden recht alltäglich waren, und er erzählte gern davon. Die Stammeslegende berichtete, dass die Erde unter den hämmernden Hufen unzähliger Riesenbisons gezittert hatte, aber diese Zeiten waren längst vorbei. Falk hatte nie darüber nachgedacht, warum. Wie alle andern unterstand auch er den einfachen Stammesgesetzen und Verboten, die angesammelte Weisheit von Generationen darstellten. Es war Stammesgesetz, dass Falk der Oberspeermacher war, denn er war in der Kunst und in den Riten des Speermachens am geschicktesten. Genau so musste der Stamm einen Oberfeuermacher haben, der die magischen Eigenschaften ihres größten Schutzes, des Feuers, gründlich kannte. Abgesehen vom Oberfeuermacher und dem Oberspeermacher waren die übrigen Männer meistens Jäger, denn es musste immer Nahrung herbei geschafft werden. Und alles Essen, ob es nun Fleisch war, das die Jäger brachten, oder Samen und Beeren, die die Frauen sammelten, musste geteilt werden, gleich wer es fand. Wenn der Stamm in Gefahr war, dann trug jeder, auch Frauen und Kinder, zu seiner Verteidigung bei. Es war wichtig, dass der Stamm immer als eine Einheit lebte und wanderte. Ein Mensch allein war den wilden Tieren ausgeliefert. Darüber hinaus gab es nur wenige Gesetze, aber diese wenigen waren unverrückbar. Der Stamm war eine Einheit, und jedes Mitglied musste seinen Teil beitragen. Versagte einer oder fiel einer aus, so konnte das den Tod aller bedeuten. Falk hielt einen Augenblick inne und schaute zurück, um im Geist die Frauen und Mädchen zu zählen. Die Söhne der Jäger, mit Speeren und Keulen ihrer Größe entsprechend bewaffnet, folgten ihren Vätern auf den Fersen und waren an der Spitze des Zuges. Aber als Oberspeermacher war sein Platz nicht bei den Jägern. Er musste bei den Frauen und Kindern bleiben und das behagte ihm nicht. Eine Sekunde lang ruhten seine Augen auf Weide, der Tochter Wolfs, und sein Gesicht leuchtete auf. Weide war geschmeidig und flink, sie war schon eine geschickte Korbmacherin und kannte Samen, Wurzeln und Früchte. Der einzige Grund dafür, warum sie noch unbemannt, war, dass sie seit Monaten keinen andern Stamm getroffen hatten. Alle Stämme waren unterwegs und suchten verzweifelt nach dem rasch aussterbenden Riesenbison. Falk stieß ein unzufriedenes Grunzen aus. Er war ein ausgewachsener, vollgültiger Mann; er war 16 Jahre alt. Acht Jahre war er zu Füßen seines Vaters gesessen, um die handwerksmäßigen Einzelheiten, die Riten und den Zauber zu lernen, die zum Speermachen gehörten. Jetzt war er selbst Oberspeermacher, denn vor kaum einem Monat war sein Vater einem Säbelzahntiger zum Opfer gefallen. Aber obwohl Falk die Rechte und Pflichten eines Mannes besaß, konnte er Weide nicht zur Frau nehmen, da sie selbstverständlich nur einen Mann von einem andern Stamm freien durfte. Plötzli