Welch ein wunderbarer Tag, dachte Prinzessin Lilly von Schenkenberg, als sie in die kiesbestreute Auffahrt einbog. Vor ihr lag Schloß Schenkenberg, der prächtige, alte Familienbesitz. Nachmittägliche Stille umfing sie, nachdem sie den leise summenden Motor ihres Wagens abgestellt hatte. Der Sommerwind strich durch die Bäume, im Hintergrund plätscherte ein Springbrunnen, und über den Blumenrabatten, welche die Wege säumten, summten Insekten. Jenseits des Schloßparks erhoben sich die Weinberge, auf deren sonnigen Hängen ein neuer Jahrgang heranreifte.
Lilly von Schenkenberg streckte sich mit einem zufriedenen Lächeln und atmete tief durch. Während sie ihren Blick schweifen ließ, überkam sie plötzlich eine Woge der Zärtlichkeit. Schenkenberg, das war ihr Zuhause, ihre Familie. Dies alles verdankte sie einem Mann: ihrem Großvater, Herrfried von Schenkenberg.
Ein anregender Vormittag lag hinter ihr. Nach einem Termin bei Madame Clodette, ihrer Modistin, hatte sie mit einer Freundin diniert.
Dabei war die Zeit vergangen wie im Flug. Was gab es nicht alles für Neuigkeiten auszutauschen! Janina von Wildenfels wollte demnächst heiraten, und auch auf Schenkenberg würde es wohl bald eine Hochzeit geben.
Prinzessin Lilly konnte sich herzlich am Glück der anderen freuen, auch wenn sie selbst noch niemals wirklich verliebt gewesen war.
Beschwingt hob sie ihre Hutschachteln vom Rücksitz des roten Kabrioletts, die kopfschüttelnden Proteste der herbeigeeilten Haushälterin ignorierend.
»Aber gnädiges Fräulein, warten Sie. Ich rufe sofort ein Mädchen, das Ihnen die Schachteln hinaufträgt.«
»Vielen Dank, Hedwig«, erwiderte sie fröhlich, während sie das Kunststück fertigbrachte, auch noch das letzte sperrige Gepäckstück mit ihren neuesten Errungenschaften zu bugsieren, »das ist wirklich nicht nötig. Ich kann es gar nicht erwarten, meinem Schwesterchen alles vorzuführen. Es sind ein paar entzückende Kreationen dabei...«
Mit diesen Worten entschwand sie durch das Eingangsportal, das ihr die Haushälterin mit einem resignierten Seufzer offenhielt.
»Wo steckt Lina überhaupt?«
»Sie hat sich auf ihre Gemächer zurückgezogen.« Hedwig räusperte sich und schien diskret noch etwas hinzusetzen zu wollen, doch die Prinzessin, versteckt hinter all ihren Hutschachteln, war bereits enteilt.
*
»Lina?« Mit dem Ellenbogen drückte Lilly von Schenkenberg die Klinke nieder und schob sich durch die Tür.
»Lina! Da bist du ja. Komm, hilf mir. Das mußt du dir ansehen. Madame Clodette hat sich wieder einmal selbst übertroffen.«
Etwas außer Atem stellte sie die sperrigen Behältnisse ab. Ihre Schwester schloß die Tür. Ein wehmütiges Lächeln huschte über ihr Antlitz. Mit Blick auf all die Hutschachteln, die sich auf dem Parkett türmten, fragte sie: »Du hast wieder einmal ein ganz klein wenig übertrieben, meinst du nicht?«
»Aber davon kann gar keine Rede sein, Liebes.« Lilly umarmte ihre jüngere Schwester, faßte sie bei den Schultern und führte sie zu einer mit Chintz bezogenen Biedermeierchaiselongue in der Mitte des Damensalons.
»Komm, setz dich. Und paß auf. Du wirst staunen...«
Eifrig lüftete Prinzessin Lilly den Deckel der ersten Schachtel. Sie besaß eine Schwäche für elegante Accessoires: Handschuhe aus feinstem Leder, Taschen und Tücher... Ihre große Leidenschaft aber waren Hüte.
»Welch ein