1.
Geld ist nicht das Problem
Mein Urteil fiel vernichtend aus: »Es ist ein Elend.«
Mein Roboter Senator, der mir wieder einmal als Psychologe diente, gab nicht auf und fragte erneut nach den Gründen für meinen Trübsinn: »Etwas genauer, Asherman.«
Was sollte ich ihm sagen?
Geld war nicht das Problem:Ich habe mehr als genug davon.
Sinnlosigkeit war nicht das Problem:Meine Arbeit füllt mich aus.
Einsamkeit war nicht das Problem:Es ist wunderbar, meine Ruhe zu genießen.
»Ich weiß es nicht«, sagte ich also.
»Damit gebe ich mich nicht zufrieden.«
»Das musst du aber.«
»In diesem Fall ergibt unser Gespräch keinen Sinn mehr.«
»Einverstanden. Betrachte es als beendet.«
Ich stand auf, ging zum Fenster meines Appartements und schaute durch die – dank des automatischen Helligkeitsfilters stark getönte – Scheibe hinab. Sechshundert Meter nach unten waren keine Kleinigkeit, ich ließ mir meine Wohnung einiges kosten.
Auf Orbanas Straßen – und darüber – war eine Menge los, wie immer. Daran änderte auch der Weltenbrand nichts.
Eigentlich änderte eralles, aber in Lepsos Hauptstadt schien man geradezu trotzig darauf versessen zu sein, so weiterzumachen wie zuvor. Sich nicht in die Knie zwingen zu lassen.
»Du flüchtest, Asherman«, sagte Senator. Offenbar konnte er das Psychologisieren noch nicht beenden.
Ich drehte mich nicht zu ihm um. Etwa fünfzig Stockwerke tiefer kroch im Zeitlupentempo ein Orgiengleiter vorüber – die Hälfte der Leute darin aß von einer überreich gedeckten Tafel, die anderen badeten in einem Pool, der den größten Teil des Passagierraums füllte.
Die heißen Speisen, das Licht, die ständige Berührung des Wassers, der Lärm der Gespräche ... all das musste sie furchtbar schmerzen. Seit dem Ausbruch des Weltenbrands vor drei Wochen reagierten sämtliche Sinne hypersensibel – da ging es ihnen keinen Deut besser als mir. Aber sie feierten trotzdem, offenbar nach dem MottoJetzt erst recht.
Ich fragte mich, ob ich sie bewundern oder für verrückt halten sollte.
»Asherman!«, beharrte mein Roboter.
Unter mir tauchte eine Cheborparnerin aus dem Becken. Wasser tropfte ihr aus dem Fell. Sie legte den Kopf in den Nacken, als wollte sie zu mir hochschauen, und lachte. Ihr Gesicht blieb dabei ausdruckslos. Wahrscheinlich betäubte sie sich mit Medikamenten oder Drogen.Das war eine Flucht.
»Du glaubst also, ich würde flüchten?«, fragte ich. »Wovor? Vor dem Weltenbrand? Ich bin nicht wie diese Narren dort draußen. Ich arrangiere mich und passe mich an. Man muss das Leben so nehmen, wie es auf einen zukommt.«
Ich hörte die trippelnden Geräusche von Senators vier Krabbenbeinen, als er erst ebenfalls zum Fenster ging, dann einige Schritte an der Wand hochkletterte, bis er mit meinem Kopf auf einer Höhe stand. Sein glattes Metallgesicht, edel wie immer, drehte sich mir zu. »Mach dich nicht lächerlich! Natürlich nicht vor dem Weltenbrand. Vor dir selbst!«
Wieder stellte ich mir eine Frage, ob ich ihm für diese unverschämte Behauptung seinen Hauptsteuerchip herausreißen sollte. »Wie kommst du auf diese Idee?«, fragte ich ihn stattdessen.
»Du bist unausgeglichen. Es liegt zu lange zurück, dass du eines deiner Kunstwerke vollenden konntest.«
»Aber ich ...« Diese beiden Wort