1.
Brennende Neuigkeiten
Kapitänin Florence Hornigold brannte.
Ein seltsames Gefühl, dachte sie. Die Flammen tanzten auf ihrem Arm und dem Handrücken. Als sie die Finger streckte, flackerten sie von den Nägeln hoch wie von Kerzendochten.
»Bist ... du dir sicher?«, fragte sie zögerlich. Rote Lohen leckten an ihrer dunklen Haut.
»Lächle!«, forderte ihr Gegenüber und tat genau das: Er verzog seine flaschengrüne Gesichtshaut zu einem Lächeln.
Sie versuchte es. Obwohl sie durch das Feuer keinerlei Schmerz empfand, wollte es nicht recht gelingen.
Das sah der Lee, der ihr seine Erfindung vorstellte, wohl genauso. »Ich kenne mich mit euch Rettanern nicht besonders gut aus, aber ...«
»Terranern«, verbesserte Florence, und mit einem Mal lächelte sie doch.
»Oh«, machte ihr Besucher. »Jedenfalls wollte ich sagen, dass ...« Er seufzte, und sein Brustkorb leuchtete auf, was bei seinem Volk anzeigte, dass seine Emotionen hochkochten. Wahrscheinlich ärgerte er sich darüber, dass sie ihn korrigiert hatte. Er ließ es sich nicht anmerken, weder in der Wahl seiner Worte noch im Tonfall – ganz der Profi, der plante, der Handelskönigin Florence Hornigold etwas zu verkaufen. »Egal. Also, was hältst du von meinen kalten Flammen?«
»Nichts Besonderes. Man kann das chemisch leicht herstellen, indem man ...«
»Aber sie gefallen dir«, unterbrach er sie. »Ich sehe es deinen Augen an!«
Der Lee – seinen Namen hatte sie vergessen, weil er der gefühlt tausendste Besucher dieser Handelsaudienz war – stand auf und schob dabei seinen Stuhl ein Stück zurück. Die Beine schrammten über den Boden, das Geräusch schmerzte in den Ohren. Die Pupillen seines Doppelauges im grünen Gesicht weiteten sich, er streckte die Hand aus und griff in eine Flamme hinein, als wollte er sie pflücken wie eine Blume.
»Welchen Nutzen sollen sie bringen?«
»Nutzen, Nutzen! Nicht alles muss einen schnöden Zweck verfolgen. Manche Dinge sind einfach nur schön, und das ist Daseinsberechtigung genug! Wusstest du das nicht? Hast du gar nichts gelernt, hier auf dem herrlichen Sternenring, den mein Volk gebaut hat und auf dem du als Gast wohnen darfst? Wahre Schönheit erhebt den Geist!«
Ist es schön zu brennen?, fragte sie sich.
Nunpflückte er tatsächlich eine der Flammen – zumindest sah es so aus. Er führte die beiden Daumen der Rechten zusammen, und als er die Hand zurückzog, tanzte eine Feuerlohe dazwischen.
Es dauerte einen Moment, bis Florence den Trick durchschaute: Er hatte keinen Teil des Feuers geraubt, sondern eines seiner Flammenkörnchen zwischen den Daumen zerrieben und neu entzündet. Nett, in der Tat. Ein hübsches Spielchen. Vielleicht könnte man es irgendwann nutzen, um in einer Kampfsituation die Gegner zu verwirren.
Kampfsituation.
Bis vor Kurzem hätte sie eine solche Möglichkeit niemals in Betracht gezogen. Bis unvermutet Atlan auf dem Sternenring aufgetaucht war und Florence mit ihm ins Abenteuer ihres Lebens stürzte.
Doch der legendäre Arkonide war vor etwa zwei Monaten wieder gegangen ... zurück zur Milchstraße, wahrscheinlich. Dort lag sein Ziel, und ein Mann wie er verfolgte seine Ziele so lange, bis er sie erreichte. Inzwischen scherte ihn eine