: Thomas Hartmann-Wendels, Alexander M. Moseschus, Magdalena Wessel, Julia L. Lehmann-Björnekärr
: Factoring-Handbuch
: Fritz Knapp Verlag
: 9783831408917
: 1
: CHF 14.30
:
: Geld, Bank, Börse
: German
: 172
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Factoring boomt, und dies seit Jahren in einem Umfang wie kaum eine andere Finanzdienstleistung in Deutschland: Derzeit werden knapp sieben Prozent des gesamten deutschen Bruttoinlandsproduktes über Factoring abgewickelt, und die Mitgliedsunternehmen im Deutschen Factoring-Verband e.V., welche rund 98 Prozent des Marktvolumens abdecken, bedienten 2016 über 27000 Kunden. Als Factoring vor fast 50 Jahren von wenigen Anbietern in Deutschland erstmals angeboten wurde, war diese anhaltende Erfolgsgeschichte noch nicht in Ansätzen abzusehen. Doch die Unternehmensfinanzierung hat sich in den letzten Jahren zunehmend einem starken Wandel unterzogen, und bankenergänzende Finanzierungsalternativen sind mehr und mehr gefragt. Die zunehmende Bedeutung des Factoring zeigt sich auch dadurch, dass Anbieter der Finanzdienstleistung Factoring seit Ende 2008 der Finanzaufsicht durch BaFin und Deutsche Bundesbank unterstehen. Die Autoren des 'Handbuch Factoring' haben diese Entwicklung zum Anlass genommen, die Finanzdienstleistung Factoring zusammenfassend sowohl aus historischer, rechtlicher als auch ökonomischer Sicht darzustellen und in dieser zweiten Auflage um gewisse Aspekte zu ergänzen. Diese Übersicht zum Factoring geht somit nicht nur auf Entwicklungen der letzten Jahre ein, sondern zeigt auch aktuelle Fragestellungen zum Factoring auf und bietet sich somit als grundlegende und umfassende Informationsquelle zum Factoring an.

2Factoring im Kontext der Finanzierung deutscher Unternehmen


2.1Die wachsende Bedeutung des Factoring


Für die Bedeutung des Factoring als Finanzierungsinstrument sind vor allem drei Faktoren relevant:

•die Struktur der Wirtschaft, insbesondere die Bedeutung der einzelnen Wirtschaftszweige sowie die Größe der Unternehmen;

•die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen;

•das Zahlungsverhalten der Wirtschaftsteilnehmer.

Factoring setzt voraus, dass eine Forderung aus Lieferungen und Leistungen besteht, somit ein Handelskredit gewährt worden ist. Damit ist die Entwicklung des Factoring eng verbunden mit dem Beitrag des Handelskredits zur Unternehmensfinanzierung. Eine Auswertung der Unternehmensabschlussstatistik der Deutschen Bundesbank zeigt, dass Handelskredite in kurzfristiger Hinsicht die wichtigste Fremdfinanzierungsquelle der nichtfinanziellen Unternehmen sind.77 Im Durchschnitt der Jahre 2002 bis 2016 betrug deren Volumen 461 Milliarden Euro, das entspricht 13,8 % der Bilanzsumme. Davon entfallen 179,5 Milliarden Euro auf erhaltene Anzahlungen und 281,5 Milliarden Euro auf Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Aufgrund der Exportorientierung der deutschen Wirtschaft liegen die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen mit 362,4 Milliarden Euro um 44,9 Milliarden Euro über den entsprechenden Verbindlichkeiten.78

Die Bedeutung des Handelskredits als Finanzierungsinstrument ist in den einzelnen Wirtschaftszweigen sehr unterschiedlich. Mit Abstand am stärksten genutzt wird der Handelskredit im (Groß-)Handel und in der Handelsvermittlung. Aufgrund des hohen Warenumschlags eignet sich der Handelskredit dazu, die Warenlager zu finanzieren, um dann mit den Verkaufserlösen den Wareneinkauf zu bezahlen. Auch beim Factoring verbucht die Handelsbranche seit Jahren die höchsten Umsatzanteile. Ein Vergleich zeigt, dass diejenigen Branchen, in denen der Handelskredit ein wichtiger Bestandteil sowohl der Unternehmens- als auch der Absatzfinanzierung ist, zugleich auch Factoring die höchsten Umsatzanteile erzielt (sieheAbbildung 3). Im langfristigen Durchschnitt liegen die Dienstleistungen, bei denen der Handelskredit, gemessen durch den Anteil der Forderungen aus Lieferung und Leistun