2. Davor – Hindurch – Danach:
drei Stadien der Wahrnehmungsverschiebung, dreierlei Erfahrungen von Würde
2.1 Wandlung ist mehr als Weg
E. Kübler-Ross, Pionierin im Bereich Sterbebegleitung, spricht von fünf Sterbephasen: Nicht-wahrhaben-wollen, Zorn, Feilschen, Depression, Zustimmung. Der Sterbeprozess scheint nach Kübler-Ross wie der Trauerprozess ein Durchgang durch Aufbäumung und Gefühlsintensität zu sein, bis schließlich so etwas wie Einwilligung geschieht. So viel kann ich aus meinen Erfahrungen bestätigen. Darin – wie auch im Mut, mit Sterbenden zu kommunizieren – erkenne ich bleibenden Wert in den Werken von Kübler-Ross. Dennoch bleibt eine solche Sicht für mich hinter dem Geheimnis des Sterbens zurück. Kritiker betrachten den Ansatz von Kübler-Ross als zu linear und pathologisierend (Samarel, 1995). Kübler-Ross beschreibt mit diesen Phasen nicht das, was spezifisch auf das Sterben hin geschieht, sondern den inneren Weg bis zur Einwilligung, wie er nachjedem Diagnoseschock, schwerwiegenden Verlust und Schicksalsschlag ansteht.
Weg und Wandlung sind zweierlei. Vor dem Sterben ereignet sich größtmögliche Wandlung, auch Bewusstseinsveränderung. Derweil ein Weg für das Ich nachvollziehbar und vom Ich mehr