Kapitel 01: Die Sturmglocke des Krieges
"Millionen hören den Appell
Erschallen nah und fern.
Sieg oder Tod! Zur Waffe schnell!
Für Freiheit und den Herrn."
– E. P. Dyer, 'Die Nebel der Nation'
"Und sie melden sich alle und marschieren davon!
Gibt es nur noch Soldaten in dieser Nation?
Sohn und Vater sind hier!
Auch der Müller marschiert,
Mit dem Mehlstaub noch klebrig und weiß in den Haaren;
Wohin eilen sie alle mit entschloss'nem Gebaren?"
–F. E. Brooks, 'Potomac'
Am 6. November des Jahres 1860 konnte sich Abraham Lincoln, der Kandidat der Republikanischen Partei, gegen drei Konkurrenten durchsetzen und wurde zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Im Herbst besagten Jahres erlebte die Nation den hitzigsten Wahlkampf ihrer Geschichte. Die Demokratische Partei, die in den Jahren zuvor kontinuierlich die Oberhand in der Politik gehabt hatte, zersplitterte und nominierte zwei konkurrierende Präsidentschaftskandidaten. Die Nord-Demokraten stellten Stephen A. Douglas aus Illinois auf, der ein Befürworter der"Volkssouveränität" war, also für das Recht der Bevölkerung eines Territoriums eintrat, bei ihrer Aufnahme in den Staatenbund selbst entscheiden zu können, ob sie die Sklaverei innerhalb ihres Staatsgebietes gestatten wollte oder nicht.
Die Süd-Demokraten nominierten John C. Breckinridge aus Kentucky, zu jenem Zeitpunkt Vizepräsident der Vereinigten Staaten. Er und seine Parteigenossen setzten sich für das Recht der Sklavenhalter ein, ihre Sklaven gänzlich ungehindert in jeden Staat und jedes Territorium der Union mitführen zu können. Dann gab es da noch eine weitere Partei, von manchen die"Friedenspartei" genannt[Anm. d. Übers.: Der offizielle Name lautete"Konstitutionelle Unionspartei"], welche auf die Verfassung als einzigen Leitfaden für die Lenkung der Geschicke des Landes verwies, zu der von den übrigen Parteien so lebhaft diskutierten Frage der Sklaverei aber keine konkrete Position anzubieten hatte. Sie hatte sich John Bell aus Tennessee zu ihrem Kandidaten auserkoren. Edward Everett aus Massachusetts trat für das Amt des Vizepräsidenten an. Die Anhänger dieser Partei bestanden aus unzufriedenen Mitgliedern der beiden anderen Parteien, die meisten von ihnen waren jedoch ehemalige Demokraten.
Auf Stimmenfang für Bell und Everett
Diese Zersplitterung der Opposition ermöglichte es der Republikanischen Partei, die erst wenige Jahre zuvor gegründet worden war, ihrem Kandidaten zum Siege zu verhelfen. Die Republikaner hatten nicht die Absicht, die Sklaverei in jenen Gebieten anzutasten, in welchen sie bereits existierte, wollten jedoch ihre Ausweitung aufneue Staaten und Territorien verhindern. Letztere Tatsache war den Sklavenhaltern wohlbekannt und so stimmten sie nahezu geschlossen für John C. Breckinridge. Sie waren sich jedoch durchaus bewusst, dass die Republikaner nach der Spaltung der Demokratischen Partei den Sieg davontragen würden und so wurden bereits lange vor der eigentlichen Wahl erste Drohungen laut, man werde aus der Union austreten, falls Lincoln zum Präsidenten gewählt werden würde. Man maß der Redefreiheit in diesen Staaten keine sonderlich große Bedeutung bei und legte Leuten aus den Nordstaaten, die sich geschäftlich oder zum Vergnügen im Süden aufhielten und von der dortigen Mehrheit abweichende Ansichten äußerten, unmissverständlich die sofortige Abreise nahe. Hunderte flüchteten in Sorge um ihre körperliche Unversehrtheit zurück in den Norden, wobei sie gelegentlich sogar persönliche Besitztümer von beträchtlichem Werte zurückließen.
Gentlemen aus dem Süden erörtern die politische Lage
Selbst alteingesessene Südstaatler, die fest an den Fortbestand der Union glaubten (und es gab hunderte von ihnen), durften diese Überzeugung nicht öffentlich kundtun. Diese Leute mussten aufgrund ihrer Treue zum Sternenbanner im