Höllischer Ehrgeiz und himmlische Macht Herrschafts- und Magiediskurse im Theater der englischen Renaissance
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Alexandra Coffey
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Höllischer Ehrgeiz und himmlische Macht Herrschafts- und Magiediskurse im Theater der englischen Renaissance
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Herbert Utz Verlag
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9783831607938
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1
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CHF 40.20
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Kulturgeschichte
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German
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499
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DRM
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PC/MAC/eReader/Tablet
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PDF
Das Theater der englischen Renaissance entpuppt sich als ein diskursives Schlachtfeld, auf dem zu den Themen kosmische und weltliche Hierarchie vieles sag- und machbar ist: Fürsten werden gerügt, Könige als Tyrannen dargestellt, Prinzen von vorwitzigen Zauberern verspottet, skrupellose Machiavellisten, kriminelle Untertanen und Schwarzmagier greifen nach der Herrscherwürde und sakrosankte Monarchen werden widerstandslos abgesetzt.
Anhand verschiedener Dramen, in deren Zentrum Magier und Tyrannen stehen, und zahlreichen Handbüchern, Traktaten, Gesetzestexten und Predigten werden die Renaissance-Diskurse über Herrschaft, Magie und den Traum vom sozialen und kosmischen Aufstieg rekonstruiert und die Möglichkeiten des Theaters untersucht, an den strategischen Spielen der realen Macht teilzunehmen.
1 Themenstellung und Absichtserklärung
(Seite 14)
Macht und menschliche Möglichkeiten sind Themen, denen sich nicht nur englische Dramatiker wie Barnabe Barnes, Robert Greene, Ben Jonson, Christopher Marlowe und William Shakespeare verschrieben haben. Auch zahlreiche Autoren anderer Institutionen und Disziplinen, Hoheitsgebiete, Nationalitäten und Kulturen beschäftigen sich in der Renaissance dezidiert damit. Marsilio Ficino, Giovanni Pico della Mirandola, Heinrich Cornelius Agrippa, John Knox, John Dee, Jean Bodin, George Buchanan, William Perkins und König James von Schottland und England sind ihrer nur ein kleiner Ausschnitt. Sie alle nehmen, mehr oder weniger intensiv, mit unterschiedlichem Erfolg und manchmal eher unbewusst am Diskurs über eine bestimmte Sorte von Macht teil. Dass sich kein homogenes Bild ergibt, wenn Menschen unterschiedlichster sozialer Herkunft und Kultur versuchen, ihre eigene Position und die zukünftiger Generationen festzuschreiben, überrascht kaum. Bereits zwischen denen, den offen erkennbar daran liegt, den Status quo zu verteidigen und denjenigen, die eine Neuverortung befürworten, klaffen schier unüberbrückbare ideologische Gräben. Dies gilt vor allem dann, wenn das eigentliche und erklärte Ziel die Gestaltung der Realität ist, und somit ganz besonders für den Diskurs jener Macht, der jeder einzelne Untertan spürbar ausgesetzt ist. Insofern stellt selbst die beachtliche Materialfülle von acht Theaterstücken sowie Auszügen aus zahlreichen Traktaten, Handbüchern, Gesetzen, Briefen, Reden und Predigten nur eine kleine, aber repräsentative Auswahl dar, die notwendig ist, um anhand des Tyrannen- und Magiediskurses den Diskurs der Herrschaft selbst zu analysieren. Allerdings mit Einschränkungen: Die Aussagen beziehen sich in erster Linie auf den Diskurs der Macht im englischen Theater des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts und das sich darin offenbarende Menschenbild. Die zweite Einschränkung betrifft die Stellung der Macht innerhalb der sozio-politischen Hierarchie. Obwohl in einer streng hierarchisch strukturierten Gesellschaft natürlich mannigfache Machtbeziehungen herrschen – etwa die Macht des Mannes über die Frau oder des Vaters über seine Kinder – beschränkt sich meine Untersuchung auf ganz bestimmte Machtverhältnisse. In diesem Fall liegt das Interesse ausschließlich auf der obersten Spitze der Machtpyramide: auf der weltlichen Macht des Herrschers über seine Untertanen und der fast gottgleichen des Magiers über die Welt. Obwohl sich diese Analyse maßgeblich auf die Theorien Michel Foucaults stützt, hat sie mit dessen Machtbegriff, der Macht nicht als Unterdrückungsinstanz, sondern als ein diskursives Netz versteht, das den ganzen sozialen Körper überzieht und dadurch Diskurse und Dinge produziert,1 zumindest im ersten Drittel noch (!) nichts zu tun. Vielmehr beschäftigt sie sich zunächst mit dem Diskurs der Macht beziehungsweise der Dominanz auf höchster weltlicher und religiöser Ebene, man könnte auch sagen mit dem Diskurs des Herrschens. In diesem Fall ist allerdings im Hinterkopf zu behalten, dass es um mehr als bloße Staatsmacht geht.
Inhaltsverzeichnis
6
Abkürzungsverzeichnis der Titel
12
I Einleitung
14
1 Themenstellung und Absichtserklärung
15
2 Theoretische Grundlagen und Methoden
22
3 Praktische Vorgehensweise
36
II Renaissancediskurse und deren Definitions-grundlagen
44
1 Über Magie
45
2 Über Herrschaft
142
III Dominanz, Herrschaft und die Theatermacht
206
1 Formen der Macht
208
2 Mechanismen zur Diskurskontrolle und Strategien des Widerstands
216
3 Herrschaftszustände und Dominanz-Instrumente in England
227
4 Theatermacht
234
IV Theater über Dominanz
262
1 Der Magier auf der Bühne
265
2 Der Tyrann auf der Bühne
359
V Zusammenfassung: Die Macht des Theaters?
458
VI Literaturverzeichnis
468