: Christian Becker-Carus
: Allgemeine Psychologie Eine Einführung
: Spektrum Akademischer Verlag
: 9783827405708
: 1
: CHF 35.60
:
: Allgemeines, Lexika
: German
: 589
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF

Diese Allgemeine Psychologie aus der Feder eines erfahrenen Hochschullehrers, der den Prüfungsstoff der Allgemeinen Psychologieüber viele Jahre in Prüfungskommissionen an wichtigen psychologischen Fakultäten mit entwickelt hat, zeichnet sich durch ihre vielen anschaulichen und instruktiven Abbildungen sowie eine problemorientierte Herangehensweise und Didaktik aus, die theorie- und schulenabhängige Sichtweisen für konvergentes Verstehenöffnet. Allgemeine Psychologie ist doppeltes Prüfungsfach im Vor- und mögliches Wahlpflichtfach im Hauptdiplom der Psychologie, das im Prüfungsstoff an den Universitäten traditionell thematisch sehr homogen gelehrt wird. Christian Becker-Carus hat aus seiner langen Lehrerfahrung in Hamburg, Düsseldorf, Regensburg, Tübingen und Münster und aus vielen Jahren Mitarbeit in Prüfungs- und Lehrplankommissionen, ein Lehrbuch geschrieben, das die klassischen Themen der Allgemeinen Psychologie nachhaltig, verständlich und anschaulich illustriert darstellt.

Das Buch verbindet die grundlegende Einführung mit einem vertiefendenÜberblick&uu l;ber die klassischen Themen der Allgemeinen Psychologie I und II und die wichtigsten modernen Entwicklungen der kognitiven und biologisch-neurowissenschaftl chen Ansätze und Befunde. Mit ca. 400 Illustrationen reichhaltig illustriert, vermittelt es didaktisch klar, moderne Forschungsansätze und klassisches Grundwissen, integriert unter einer offenen Herangehensweise konvergenter Forschung. Als Rekapitulationshilfe dienen Merksätze, Fallbeispiele und Exkurse zu zentralen Themen und Paradigmen sowie hervorgehobene Schlüsselbegriffe im Text, Wissens- und Verständnisfragen sowie Hinweise zur vertiefenden Lektüre am jeweiligen Kapitelende, sowie Verweise auf Definitionen und englische Terminologie und schließlich ein alphabetisches Literatur- und Autorenverzeichnis im Buchanhang.

Über den Autor

Christian Becker-Carus ist Professor emeritus für Psychologie an der Universität Münster, wo er seit 1985 bis zu seiner Emeritierung Direktor des Instituts für Allgemeine und Angewandte Psychologie war und das erste Schlaflabor Deutschlands leitete. Als promovierter Biologe und habilitierter Psychologe hat er seit den frühen Siebzigerjahren Forschungsprojekte zur Psychophysiologie geleitet, daneben Allgemeine Psychologie auch vor dem Hintergrund ihrer Anwendung in der Schul- und Hochschulpädagogik in Forschung und Lehre vertreten, unter anderem am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München, an den Universitäten Hamburg, Regensburg, Tübingen, Münster und der State University of New York. Becker-Carus arbeitet im Beirat der Zeitschriften Natur und Kosmos sowie Somnologie mit, ist Herausgeber der Buchreihe Stress- und Schlafforschung, Autor zahlreicher Zeitschriften- und Buchpublikationen und Mitglied führender Wissenschaftlicher Gesellschaften. 

7 Bewusstsein und Aufmerksamkeit (S. 229)

Der Begriff Bewusstsein (consciousness) wird zumeist als ein Sammelbegriff gebraucht für unser waches Erleben, Wahrnehmen, Denken oder Erinnern, bei dem wir„voll dabei" sind. Aber wie wir sehen werden, umfasst Bewusstsein auch noch solche Bereiche, die uns momentan weniger gegenwärtig sind, denen wir uns aber dennoch zuwenden können, so dass wir auch bestimmte Bewusstseinsgrade unterscheiden müssen. Ein Aspekt des Bewusstseins, der auch in der Wahrnehmungspsychologie von besonderer Wichtigkeit ist, betrifft die bewusste Aufmerksamkeit (attention). Sie wird definiert als ein psychischer Zustand konzentrierter Bewusstheit, der mit der wachen Bereitschaft einhergeht, aufäußere oder innere Reize zu reagieren.

7.1 Aufmerksamkeit

Obgleich wir für gewöhnlich nicht den Eindruck haben, dass wir nur einen sehr kleinen Bruchteil dessen wahrnehmen, was wir wahrnehmen könnten und wozu all unsere Sinnesorgane zusammengenommen in der Lage sind, so gibt es doch Momente, in denen uns diese Einschränkung schlagartig deutlich werden kann. Zum Beispiel fühlen wir uns inÜberraschungsmomenten oftüberfordert, wenn wir auf viele oder mehrere Reize gleichzeitig reagieren sollten. In den meisten Alltagssituationen aber sortiert unsere Aufmerksamkeit unbemerkt aus der riesigen Vielfalt der Reize, die unsere Sinnesorgane treffen und die wir unmöglich alle gleichzeitig beachten könnten, so viele aus, wie unser Gehirn zu bearbeiten in der Lage ist. Was wir tatsächlich wahrnehmen, hängt nicht allein von den Reizen selbst ab, sondern in hohem Maße von unseren momentanen kognitiven Aufmerksamkeitsprozessen, die aus unseren Interessen, Erwartungen oder jeweiligen Zielen resultieren. Sie alle dienen der Aufmerksamkeitssteuerung.

7.1.1 Aufmerksamkeitssteuerung

Wenn Sie zum Beispiel in einem Geschäft eingekauft, mit der Verkäuferin gesprochen und ihr dabei auch direkt in die Augen geblickt haben, werden Sie dennoch anschließend zuallermeist nicht in der Lage sein, anzugeben, welche Augenfarbe die Verkäuferin hatte. Wir stellen fest: Wir haben es„nicht wahrgenommen". Wir können unsere Aufmerksamkeit aber auch willentlich auf bestimmte einzelne Reize fokussieren, die unsüblicherweise entgangen wären. Schließen Sie zum Beispiel jetzt für einen Moment die Augen und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren linken Fuß, so können Sie wahrnehmen, wie eng oder weit der Schuh sitzt, wo er vielleicht drückt. Oder konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung (wie in einer Meditation), deren regelmäßigen Gang Sie damit plötzlich wahrnehmen, währenddessen dafür andere Reize der Umgebung unbemerkt bleiben. Oder achten Sie auf die Reize von draußen, die Sie sonst bei konzentriertem Lesen nicht gestört hätten, die Sie vielleicht nicht einmal bemerkt hätten.– Wollten oder müssten wir all die vielen auf uns einströmenden Reize gleichzeitig aufnehmen und verarbeiten, unsere Hirnfunktionen und unser Bewusstsein wären vollständigüberfordert (siehe Exkurs 7.1, Flaschenhalsmodell).

Da wir nicht merken, was wir„nicht merken", ist uns zumeist auch nicht klar, wie eng der momentane Aufmerksamkeitsbereich tatsächlich ist. Doch schon ein kleines Eigenexperiment kann uns das illustrieren: Nehmen wir zum Beispiel eine kleine Anzahl von Bohnen oder Erbsen (3 bis 15 Stück) und streuen sie zufällig auf den Tisch. Werfen wir nun nur einen kurzen Blick darauf was sich mit tachistoskopisch gezeigten Punkten natürlich exakter durchführen lässt), so zeigt sich, dass wir bei einer Blickzeit von 0,2 s und wiederholten Durchgängen nur bei einer Menge von 5 bis 6 Bohnen fehlerlose Angabenüber die Anzahl der Objekte machen können.Ähnlich wie bei Gedächtnisexperimenten (vergleiche Kapitel 10, Gedächtnis und Vergessen) lässt sich auch die Aufmerksamkeitsspanne durch strukturierende Organisation der wahrzunehmenden Einzelelemente vergrößern. Wenn wir die Bohnen in unserem Beispiel zu mehreren beispielsweise 4) Häufchen (Cluster) mit je drei Bohnen gruppieren, so werden wir die insgesamt größere Anzahl 3× 4 = 12) dennoch korrekt wahrnehmen können. Diese einfache Illustration kann verdeutlichen, wie es möglich ist, dass wir trotz der geringen Informationsaufnahme auch recht komplexe Situationen mit einem kurzen Blick aufzunehmen in der Lage sind: Hier, wie in allen Situationen einer komplexeren Reizaufnahme, ist die notwendige Organisation bei uns (durch Vorerfahrungen) bereits vorhanden, und die einzelnen Stimuli passen sich in diese Organisation ein– ohne die Notwendigkeit einer besonderen Aufmerksamkeitszuwendung im Einzelnen.

Inhaltsübersicht6
Inhalt8
Vorwort16
1 Psychologie als Wissenschaft18
1.1 Gegenstand und Ziele der Allgemeinen Psychologie18
1.2 Konzepte und Perspektiven der Psychologie21
1.2.1 Der biologisch-neurophysiologische Ansatz22
1.2.2 Der behavioristische Ansatz23
1.2.3 Der kognitionspsychologische Ansatz24
1.2.4 Der psychoanalytische Ansatz26
1.2.5 Der humanistische (phänomenologische) Ansatz27
1.2.6 Vergleich und Bezug der verschiedenen Ansätze28
1.3 Psychologie als wissenschaftliche Forschungsmethode30
1.3.1 Schwächen des30
1.3.1 Schwächen des30
3030
1.3.2 Von der wissenschaftlichen Fragestellung zur Hypothesen- und Theoriebildung33
1.4 Methodische Prinzipien der Psychologie37
1.4.1 Objektivität und Standardisierung37
1.4.2 Reliabilität und Validität40
1.5 Methoden der Versuchsplanung und Datenerhebung41
1.5.1 Experimentelle Methode41
1.5.2 Korrelationsmethode44
1.5.3 Datenerhebungsverfahren45
1.5.4 Psychologische Tests47
1.5.5 Teilgebiete der Psychologie47
Weiterführende Literatur52
Fragen zur Wiederholung und Denkanstöße52
2 Biologisch-physiologische Grundlagen des Verhaltens54
2.1 Signal bertragung im Nervensystem54
2.1.1 Struktur und Funktion des Nervensystems55
2.1.2 Die Nervenzelle56
2.1.3 Erregung und Erregungsleitung im Nervensystem57
2.1.4 Lokale Potenziale und Aktionspotenziale59
2.1.5 Nervenleitung in myelinisierten Axonen60
2.1.6 Synaptische „bertragung62
2.1.7 Integration erregender und hemmender Impulse63
2.1.8 Deaktivierung der Transmitter65
2.1.9 Neurotransmittersysteme und Neurorezeptoren65
2.1.10 Drogen und synaptische Transmission67
2.1.11 Nervennetze und Informationsverarbeitung68
2.2 Organisation des Nervensystems69
2.2.1 Das Zentralnervensystem69
2.2.2 Das periphere Nervensystem72
2.2.3 Verhaltenssteuerung durch das neuroendokrine System74
2.3 Die Struktur des Gehirns76
2.3.1 Die älteren Strukturen des Gehirns78
2.3.2 Die neueren Strukturen: das Großhirn81
2.3.3