1. Eine Einladung.
Wenn dein Leben infolge eines qualvollen, von den Ärzten als unheilbar bezeichneten Leidens dahinsiechte und ein Meister der ärztlichen Kunst träte auf mit der Erklärung, eine „unheilbare Krankheit“ gebe es gar nicht, er bürge dafür, dich und alle Kranken, die zu ihm kommen, zu heilen, würdest du nicht zu ihm gehen?
Bist du je in deinem Leben dir darüber klar geworden, daß eine persönliche Einladung an dich ergangen ist von einem, der dich von all deinen Gebrechen, den körperlichen wie den geistigen, befreien kann, der alle dir gestellten Fragen, auch die schwierigsten, zu lösen im Stande ist?
„Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Ist das nicht eine persönliche Einladung von dem göttlichen Arzte, der Liebe? Nimmst du sie an, ganz in dem Sinne, wie sie gemeint ist, so wirst du des Friedens teilhaftig werden, der „alles Denken übersteigt“. Deine Sorgen und Kümmernisse werden zerrinnen, wie der Schnee in der Sonne zerrinnt.
Bist du von schmerzlicher Krankheit heimgesucht oder von drückender Armut, von aufreibenden Widerwärtigkeiten oder ungerechter Verfolgung, von selbstverschuldeter oder unverschuldeter Schande — kurz, von einem der tausend und abertausend Übel, welche die Welt mit Unglück und Elend füllen, dann vernimm den Ruf der Liebe und folge der göttlichen Einladung.
Unsre Zeit gibt dieser Einladung einen neuen Sinn. Sie läßt die Worte Christi auf jede Frage anwenden, die der Menschen Herz und Sinn bewegt. Seine Einladung steckt sich keine Grenzen, sie ist die Stimme der göttlichen Liebe, die uns zuruft:
„Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch die Last abnehmen, die euch drückt, denn ich will euch einen neuen Geist einhauchen. Was euch Knechtschaft und Sklaverei dünkt, will ich in Arbeits- und Berufsfreudigkeit verwandeln; ich will euch umkehren, so daß ihr euer Antlitz dem Lichte zuwendet, daß eure Schatten euch nicht mehr quälen, da sie rückwärts von euch fallen werden.
Kommet her zu mir, ich will den Alp der Furcht, der euch bisher zu Sklaven gemacht hat, von euch nehmen und euch befreien von aller Angst und Wirrnis, die eure Tatkraft gelähmt und Zwerge aus euch gemacht hat, die ihr hättet Riesen werden können. Ich will die Furcht vor dem Tod, vor Krankheit und erblicher Belastung von euch nehmen und jeglichen Kleinmut, der euch am Boden hält und euren Geist am Aufschwung hindert, bannen.
Kommet her zu mir, ihr, die Siechtum, Schwäche, leibliche Gebrechen irgend welcher Art hindern zu tun, wozu das Herz euch treibt, ich will euch zeigen, wie man gesund und stark wird. Ihr werdet erfahren, daß, wer Gottes Kind und also eins mit dem Vater ist, nicht krank, schwach oder elend sein kann, es wäre denn, daß sein Denken sich auf falschem Geleise bewegt. Die Wahrheit und Wirklichkeit eines Wesens, das göttlicher Art ist, kann weder dem Schmerz noch der Vernichtung anheimfallen.
Kommet her zu mir, alle, die ihr in den Schiffbrüchen des Lebens müde geworden seid, ich will euch die Wahrheit geben, die frei macht von allen Schranken, auch den Schranken der Armut, des Mißgeschicks und des Fleisches; denn der Geist ist's, der den Sieg behält.
Kommet her zu mir, deren Träume und Hoffnungen im Keime erstickt, deren Ideale grausam zerstört worden sind; ich will euch neue Kraft und neues Leben geben und die Sonne eines hoffnungsreichen Lenzes wieder über euch leuchten lassen.
Kommet her zu mir, alle, die ihr in der Nacht der Verworfenheit und der Verzweiflung dahinwandelt, und ich will einen neuen Geist in euch geben und ein neues Licht auf eurem Pfade anstecken. Ich will eure Seelen mit Ruhe und Glanz überfluten, wie er nirgends, weder zu Wasser noch zu Land, je geschaut worden ist.
Kommet her zu mir, alle, die ihr in der Erkenntnis eurer eigenen Mängel blöde und schüchtern, voll Selbstunterschätzung und Mißtrauen gegen euch selbst seid, die ihr keinen Glauben an euch habt, und ich will euch zeigen, wie ihr von all diesen Schwächen loskommen, all die Fehler ablegen möget, die das Selbstvertrauen in Ketten legen, euch Kraft und Glückseligkeit rauben und alle Anstrengungen, euer Bestes zu tun und in bestem Licht zu erscheinen, zu schanden machen.
Kommet her zu mir, alle, die ihr in Hader und Streit verwickelt oder von Haß und Verleumdung, Neid und Eifersucht verfolgt seid; ich will euch lehren, daß ihr Brüder seid, und ihr könnt einander nicht bekämpfen, wenn ihr die Wahrheit über eure Verwandtschaft erfahret, ihr könnet einander nicht hassen, beneiden und beleidigen, ohne euch selbst zu hassen, zu beneiden und zu beleidigen.
Kommet her zu mir, alle, die ihr habgierig und geizig seid, ich will euch einen bessern Weg weisen und Güter zeigen, die besser lohnen als Gewinnsucht, und unendlich höhere Befriedigung gewähren als der Eigennutz. Ihr werdet euch eurer Selbstsucht schämen und sie hassen, so daß es euch Pein bereiten wird, im Luxus zu leben, während eure Schwestern und Brüder darben und frieren.
Kommet her zu mir, alle, ihr Opfer des Wankelmuts, des Zweifels und der Unentschlossenheit, die ihr die Dinge tausendmal abschätzt und abwägt; ich will euch lehren, den Willen zu stärken und die Unbeständigkeit zu überwinden.
Kommet her zu mir, alle, die ihr der Versuchung ins Garn gegangen seid, die ihr schwere Vergehen begangen und für eure Verbrechen von der Hand des Richters harte Züchtigung erfahren habt; ich will eure Seelen waschen, daß sie weißer werden denn der Schnee, und euch zeigen, daß, was immer eure vergangenen Tage belastet, ihr alles wieder gut zu machen vermöget. Ihr werdet erkennen, daß das Ebenbild eures Schöpfers unberührt geblieben, daß es niemals entstellt oder befleckt worden ist, daß der innerste Kern eures Wesens auch heute noch so vollkommen, rein und echt ist, wie er es ehedem war.
Kommt her zu mir, alle, die ihr die Hefe der Menschheit bildet, ihr Obdach- und Heimatlosen, i