Bobby, mein Exfreund
Harry stand schon vor unserem Haus und pfiff mich raus. Vor ein paar Monaten hatte er irgendwo auf einer geheimen Seite im Netz die Telefonnummer von einer amerikanischen Popsängerin rausgegraben. Leider kann ich ihren Namen aus Datenschutzgründen nicht verraten. :) Der Depp hat sie auch gleich mit seinem Handy angerufen.
Leider war die Sängerin gerade in Kalifornien und anscheinend besoffen, denn reden konnte sie nicht allzu schnell. Als Harrys Mobilrechnung gekommen ist, haben seine Alten sein Handy beschlagnahmt und ihn zu zwei handylosen Jahren verdonnert. Ich packte meinen Rucksack und flitzte hinaus.
„Hey, Mann!“, sagte Harry. „Du schaust echt ausgewichst aus!“
„Geht mir auch so!“, sagte ich. „Erinnerst du dich, dass ich dir mal von unseren Doktorspielen im Schwarzwald erzählt habe?“
„Klar. Cooles Spiel!“, sagte Harry.
„Mann! Diese entfernte Cousine kommt in den Ferien zu uns!“
„Um Doktor zu spielen? Kann ich mitmachen?“
„Quatsch! Ihre Eltern fliegen nach Amerika. Sie bleibt zwei Wochen bei uns! Mensch! Das letzte, was ich von ihr vor zehn Jahren gesehen hab, war ihre Möse! Was soll ich ihr jetzt sagen, he?“
„Frag sie halt, ob ihr da schon Haare gewachsen sind!“
„Spinnst du? Die lacht mich aus! Schon damals hat sie sich über meinen Pimmel lustig gemacht. Von wegen klein und so …“
„Weißt du was?“, sagte Harry. „Wenn sie auftaucht, holst du deinen großen Dicken raus, und sagst: ‚Schau, wie der gewachsen ist! Da glotzte, was? Nostradamus biste nicht, du Schlampe, du!‘ Oder was anderes Cooles.“
„Du Idiot! Sie ist keine Schlampe! Außerdem ist mein Ding nicht dick und groß!“
Harry starrte mich an: „Aber etwas größer schon, oder? … Als damals mit sechs!“
„Na, ja!“
„Alter! Kopf hoch! Vielleicht ist sie hässlich wie ’n Hundepimmel. Dann musst du vor ihr echt keine Hemmungen haben.“ Aber auch hier hatte ich so meine Ahnungen! Was Lilli und ihre Hässlichkeit anging, meine ich.
Garik hüpfte schon am Ende unserer Straße hinterm Zaun hoch. Ich steckte ihm ein bisschen Salami zu und kraulte ihn hinter den Ohren. „Die Salami ist von einem Biobauern aus dem Allgäu, du Hundemonster“, sagte ich, aber das war Garik echt wurscht. Salami ist Salami, dachte er sich sicher.
„Mann!“, sagte Harry. „Pass auf, dass er dir nicht die Hand abbeißt! Der wird ja von Tag zu Tag größer. Ein richtiges Vieh ist der schon.“
„Ein Schäferhund halt. Der beißt aber keinen, der will nur spielen!“
„Kann sein, dass ich den vor ein paar Wochen im Wald hab rumlaufen sehen?“, fragte Harry.
„Gut möglich“, sagte ich. „Garik reißt ständig aus! Letzte Woche habe ich ihn auch im Wald erwischt. Er jagte fünf Nordic Walker aus dem Rentnerheim da drüben vor sich her. Die Rentner haben sich mit ihren Stöcken wie bei der Skiabfahrt abgestoßen und hatten schon ein irres Tempo drauf. Aber anstatt sich bei mir zu bedanken, dass ich Garik abgefangen habe, haben die mich zur Sau gemacht. Nächstes Mal lasse ich die weiter traben! Da kann Garik sich austoben.“
Am Ende der Fütterung spreizte ich meinen Zeige- und Mittelfinger wie ’ne Gabel und streckte die Hand gegen Gariks Schnauze. Das hab ich ausCrocodile Dundee. Garik knurrte, legte sich auf den Rücken, und ich kraulte ihm den Bauch durch. Er will immer, dass ich ihn am Pimmel kratze, aber da mach ich nicht mit.
„Mann!“, sagte Harry. „Ein echter Zirkushund!“
„Hab ihm paar Kunststücke beigebracht“, sagte ich. „Garik mag das!“
Wir bogen in unseren Schulhof ein. „Der Bobby-Depp mit seinem Harem!“, sagte Harry. In der Hofecke hüpften fünf Mädchen aus unserer Par