: Li Yu-Chen
: Die Pagode der hundert Mädchen. Erotischer Roman aus dem alten China
: dotbooks GmbH
: 9783961482740
: 1
: CHF 3.60
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 238
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein lasterhafter Wettstreit unter Kurtisanen: Der erotische Klassiker 'Die Pagode der hundert Mädchen' von Li Yu-Chen jetzt als eBook bei dotbooks. Vor langer Zeit im Reich der Mitte: Die ehrenwerte Dame Su-ngo und ihre einhundert Freudenmädchen verstehen sich bestens darauf, jede noch so lasterhafte Männerfantasie wahr werden zu lassen - natürlich für einen angemessenen Preis. Als eine Überschwemmung die grüne Pagode von der Außenwelt abschneidet, fehlt den Mädchen ohne ihre Liebhaber ein vergnüglicher Zeitvertreib. Da schlägt Su-ngo ein unanständiges Spiel vor: Wer eine erotische Geschichte zum Besten geben kann, darf sie anschließend in die Realität umsetzen - und zwar mit dem einzigen Mann, der in der Pagode noch auf die Erfüllung seiner Träume wartet ... Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der erotische Klassiker 'Die Pagode der hundert Mädchen' von Li Yu-Chen. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag. Jugendschutzhinweis: Im realen Leben dürfen Erotik und sexuelle Handlungen jeder Art ausschließlich zwischen gleichberechtigten Partnern im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden. In diesem eBook werden fiktive erotische Phantasien geschildert, die in einigen Fällen weder den allgemeinen Moralvorstellungen noch den Gesetzen der Realität folgen. Der Inhalt dieses eBooks ist daher für Minderjährige nicht geeignet und das Lesen nur gestattet, wenn Sie mindestens 18 Jahre alt sind.

Über das Leben und Wirken des Autors Li Yu-Chen sind heute leider keine Einzelheiten mehr bekannt.

Der Blumenhof


Nach mehr als hundert Jahren der Herrschaft über das Reich der Mitte verloren die Kaiser der Ming-Dynastie das Interesse am Regieren. Sie überließen die Arbeit den Eunuchen des kaiserlichen Hofs und wandten sich selbst angenehmeren Dingen zu.

Fuhr man zu dieser Zeit den Huangho flussaufwärts, wurde bereits aus großer Entfernung ein steiler Hügel sichtbar, der einsam aus der sonst völlig ebenen Landschaft emporragte. Am Gipfel der in Terrassen aufsteigenden Erhebung funkelte eine Pagode in leuchtendem Grün. Zahlreiche umliegende Gebäude waren rot gestrichen worden; dazwischen blitzte das saftige, zarte Grün eines Bambushains hervor.

Die Schönheit und Harmonie dieses Bildes waren jedoch nicht die einzigen Gründe, die Reisende beinahe zwangen, sehnsüchtige Blicke auf die rot umrahmte, grün leuchtende Krönung des Berges zu werfen. Ob die Besucher nun mit einer Dschunke den Fluss entlangsegelten, zu Pferd unterwegs waren oder sich in einer Sänfte die staubigen Wege durch die Ebene tragen ließen: Jedermann wusste, was sich hinter den Mauern befand. Kein Buddha-Tempel, auch wenn der Anblick der Pagode daran erinnerte, sondern der schönste Blumenhof des ganzen Reiches. Die Zahl der grazilen, duftenden Blumen, die hier wohnen durften, war nach einem uralten Gesetz beschränkt: genau hundert sollten den Reisenden jederzeit zur Verfügung stehen. Deshalb war die auf den ersten Blick wie ein Tempel anmutende Anlage überall im Land als die »Pagode der hundert Mädchen« bekannt.

Hatte man den Blumenhof erst einmal betreten, verschwanden die letzten Vermutungen, es könne sich um einen Tempelbezirk handeln – selbst ohne eine der Blumen gesehen zu haben. Lauben in allen Blütenfarben, Stände mit eleganten, aufstrebenden Dächern, verträumte Weidenhaine, von verschlungenen Pfaden durchzogen, anmutige gewundene Wandelgänge, die sich immer wieder zu neuen, erquickenden Anblicken auf kleine Teiche und kunstvoll arrangierte, völlig natürlich wirkende Felsen öffneten, das leuchtende Rot der großen Mauer, die das ganze Gelände einschloss – alles verströmte ein Vorgefühl der Lust, weckte die Sinnlichkeit in den Besuchern. Es glich einer dem Vergnügen bestimmten Sommerresidenz des Kaisers selbst.

Falls manch einer über den Zweck der Anlage noch letzte Zweifel gehegt haben sollte, verschwanden diese spätestens beim Anblick der ersten Blume des Hofs. Die Mädchen waren ausnahmslos reizend anzusehen. Die ehemalige Geliebte des Kaisers, die ehrenwerte Dame Su-ngo, hatte die Lustpflänzchen ausgewählt. Su-ngo selbst mag zum Zeitpunkt unserer Erzählung um die vierzig Jahre alt gewesen sein. Weder ihre Statur noch ihr Gesicht waren eigentlich schön, jedoch verstand es Su-ngo, mit unnachahmlicher Eleganz aufzutreten und ihre Besucher in niveauvolles, einige Bildung verratendes Geplauder zu verstricken.

Männer verspürten in ihrer Gegenwart alsbald das dringende Bedürfnis, ihre damenhafte Souveränität anzuerkennen, neigten den Kopf und wurden zu ehrfurchtsvollen Dienern.

Wurde dann auch noch das Begrüßungsmahl gereicht, war es selbst um den asketischsten Einsiedler geschehen. Schweine-, Ochsen- oder Hammelbrühe oder Schildkrötensuppe stimmten den Magen ein, der erste Hauptgang aus fein gewürztem Lammbraten, gefülltem Spanferkel, gebackenen Hühnchen, geschmorten Bärentatzen und gedünsteter Hundeleber erfüllte mit tief gehender Befriedigung und bildete doch erst den Auftakt. Schlehengefüllte Rebhühner, Wachteln in Ingwersoße, gerösteter Fasan und gespickter Hasenbraten, begleitet von Reis- oder Hirsewein oder beidem, ließen die Gaumen jubeln, und nach dem Nachtisch aus schwimmend in Fett herausgebackenen Mehlfladen und köstlichen, vollreifen Melonen, Pflaumen und Pfirsichen waren die Gäste zu allem bereit.

Die Gegenwart der verführerisch gekleideten Blumenhofdamen, die die Männer mit schlüpfrigen Reden zu zweideutigen Witzen und eindeutigen Anzüglichkeiten animierten