ÜBER DEN UNTERNEHMER HEINZ DÜRR UND FAMILIENUNTERNEHMEN IN DEUTSCHLAND
»Ich wollte mehr als nur Fabrikant sein.«
HEINZ DÜRR
Meine allererste Frage an Heinz Dürr gestaltete sich sehr ausführlich:
»Dass wir ein gemeinsames Interesse an der Frage haben, was es mit gutem Unternehmertum und guter Unternehmensführung auf sich hat, konnten wir bereits feststellen. Konkreter soll es in unserem Gespräch aber darum gehen, ob es gutes Unternehmertum im Sinne von ethisch und moralisch korrektem Handeln, das nicht zu Lasten anderer geht, heutzutage überhaupt noch gibt. Denn man braucht nur eine x-beliebige Tageszeitung aufzuschlagen, um festzustellen, dass unsere Gesellschaft in einer sogenannten ›Vertrauenskrise‹ steckt und die Berichte im Wirtschaftsteil ebenfalls ein eher schwarzes Bild zeichnen, da sie immer häufiger von Skandalen um Unternehmen wie BP7, Enron8, Ergo9 und nicht zuletzt Volkswagen10 geprägt sind. Darunter leidet nicht zuletzt das öffentliche Bild des Unternehmers. Der ehrbare Kaufmann11 mitsamt seiner Werte und Tugenden scheint in Vergessenheit geraten zu sein. Dennoch ist Betriebswirtschaftslehre weiterhin das mit Abstand am stärksten besetzte Studienfach12, und nicht wenige Absolventinnen und Absolventen fragen sich, was sie nach ihrem Studium mit ihrem Abschluss anfangen sollen. Viele fühlen sich ob der zahlreichen Möglichkeiten im In- und Ausland überfordert und wissen nicht, wie und wofür sie sich entscheiden sollen. So quält man sich beispielsweise mit Fragen, ob man nach dem Bachelor ein Masterstudium anschließen oder sich lieber direkt in die Arbeitswelt stürzen soll, um dann Gefahr zu laufen, ein Praktikum nach dem anderen absolvieren zu müssen – schließlich nennt man uns nicht umsonst auch die ›Generation Praktikum‹. Auf der anderen Seite: Wieso nicht vielleicht sogar einfach mal raus und weg, durch die Welt reisen, andere Länder und Kulturen entdecken und sich dabei selbst finden und die Frage ›Was soll ich tun, was will ich tun?‹ in aller Ruhe beantworten? Viele der jungen Absolventen tun sich schwer, die in sie gesetzten Erwartungen – sei es seitens ihrer Eltern oder seitens der Gesellschaft – zu erfüllen, die im Extremfall sogar ganz und gar ihren eigenen Vorstellungen widersprechen. Diese Vielzahl an Alternativen und die Möglichkeit, sich durch die Arbeit selbst verwirklichen zu können – oder zu wollen –, sind, wie wir finden, Fluch und Segen der Generation Y zugleich. Demnach stellt sich nicht nur die Frage, wie man sich entscheiden sollte, sondern vor allem auch die Frage nach dem ›Why‹? Warum sollten sich junge Absolventen ausgerechnet für den Beruf des Unternehmers entscheiden, der öffentlich, man könnte fas