Die Macht ist nicht von magnetischer Natur. – Ein gelinder Strom von Gedankenwellen. – Gedanken sind Dinge. – Unsere Gedanken greifen uns ebenso an wie andere. – Dem Wechsel der Gedanken-Beschäftigung folgt der Wechsel in der Körper-Erscheinung. – Gedanken nehmen in den Handlungen Gestalt an. – Das Denken ist die größte Kraft auf der Welt. – „Ich kann“ und „ich will“ gegen „ich kann nicht“. – Praktischer Unterricht und nicht abstrakte Vorträge. – Die Anziehungskraft des Denkens. – Furchtgedanken bilden den Ursprung des schädlichen Denkens.
Die meisten Menschen werden bei dem Ausdruck „persönlicher Magnetismus“ annehmen, es sei dies ein Strom, der, von der Persönlichkeit des magnetischen Individuums ausgehend, alle diejenigen anziehen müsse, welche sich in dem Bereich seiner magnetischen Kraft befinden. Diese Annahme ist zwar eine irrtümliche, enthält aber dennoch ein Körnchen Wahrheit. Es gibt in der Tat einen anziehenden Strom, der vom Menschen ausgeht, aber derselbe ist nicht magnetischer Natur, da der Ausdruck „Magnetismus“ doch immer in Verbindung mit dem Magnet selbst oder mit „Elektrizität“ gebraucht zu werden pflegt. Der menschliche magnetische Strom hat zwar bezüglich seiner Wirkung eine gewisse Ähnlichkeit mit dem magnetischen und dem elektrischen Strome, hat aber tatsächlich hinsichtlich des Ursprungs oder Charakters nichts mit diesen zu tun.
Persönlicher Magnetismus ist ein sehr gelinder Strom von Gedankenwellen oder Gedankenschwingungen, ausgehend vom menschlichen Gehirn. Jeder einzelne unserer Gedanken ist eine mehr oder weniger starke Gewalt, die bezüglich ihrer Kraft von dem im Moment seines Entstehens mitwirkenden Antrieb abhängig ist. Wenn wir uns vorstellen, dass wir einen gelinden Strom aussenden, der sich ähnlich wie ein Lichtstrahl ausbreitet und die Gedanken anderer, oftmals weit von uns entfernter Leute beeinflusst, so wird ein machtvoller, mit großer Kraft ausgestatteter Gedanke seine Wirkung tun und oftmals den instinktiven Widerstand gegen äußere Eindrücke bei anderen niederschlagen, während ein schwacher Gedanke unfähig sein würde, auch nur Eingang in die Verstandesburg eines anderen zu finden, es sei denn, dass diese Burg sehr schlecht bewacht wäre. Gedanken, in derselben Richtung wiederholt und immer wieder in gleicher Weise angewandt, werden sich häufig Zutritt erzwingen, wo eine einzelne Gedankenwelle, selbst wenn sie an sich stärker ist, zurückgewiesen würde. Es ist dies die Darstellung eines physikalischen Gesetzes in der psychischen Welt und bestätigt nur das alte Sprichwort von dem stetig auf dieselbe Stelle fallenden Tropfen, der schließlich den Stein aushöhlt. Wir werden alle von den Gedanken unserer Mitmenschen viel mehr beeinflusst, als wir dies selbst glauben. Wohlgemerkt: ich sage nicht von der Meinung anderer, sondern von ihren Gedanken. Ein bedeutender Schriftsteller über dieses Thema stellt mit vollem Recht den Satz auf: „Gedanken sind Dinge“. Und wahrlich sie sind Dinge, und zwar ungemein machtvolle Dinge. Diese Tatsache muss man beachten, um nicht völlig der gewaltigen Kraft anheimzufallen, der Kraft, über deren Charakter wir nichts wissen und deren Dasein überhaupt von vielen geleugnet wird. Andererseits, wenn wir die Gesetze und Regeln kennen, nach welchen diese Kraft anzuwenden ist, werden wir dieselbe bemeistern und als ein Werkzeug und Hilfsmittel gebrauchen können.
Jeder Gedanke, ob schwach oder stark, ob gut oder schlecht, gesund oder krank, verursacht, sobald er in uns entsteht, schwingende Wellen, die mehr oder weniger alle erreichen, die mit uns in Berührung oder in den Bereich unserer Gedankensphäre kommen. Die Gedankenwellen sind mit Ringen zu vergleichen, welche auf einem Teich sich bilden, wenn man einen Stein ins Wasser geworfen hat. Es ist klar, dass die Kraft dort am meisten sich fühlbar machen wird, wohin die Gedankenwellen ganz besonders hinneigen.
Aber außer den anderen greifen die Gedanken uns auch selbst an, und zwar nicht bloß zeitlich, sondern auf die Dauer. Wir werden das, was wir uns einbilden zu sein. Die Worte der Bibel, „Wie der Mensch in seinem Innern denkt, so ist er“, sind buchstäblich wahr. Wir sind alle Geschöpfe unserer eigenen geistigen Schöpfung. Wir wissen, wie leicht es ist, schlecht gelaunt zu werden, oder auch umgekehrt, aber wir sind uns noch nicht darüber klar geworden, dass planmäßig auf einen und denselben Gegenstand gerichtete Gedanken nicht nur, und das ist gewiss der Fall, in dem Charakter des Menschen sich widerspiegeln, sondern auch in seinem Äußeren erkennbar sind. Das ist eine nachweisbare Tatsache, und wir brauchen zu ihrer Bestätigung nur um uns zu blicken. Sie haben gewiss schon bemerkt, wie der Beruf des Mannes sich in seiner Erscheinung kundgibt, wie sein ganzer Charakter davon beeinflusst ist. Was halten Sie wohl für die Ursache dieser Erscheinung? Nichts anderes als die Denkweise selbst. Wenn Sie je Ihren Beruf gewechselt haben, halten im Allgemeinen Ihr Charakter und Ihre Körpererscheinung gleichen Schritt mit dem veränderten Gedankengang. Der neue Beruf, die neue Beschäftigung bringen einen neuen Gedankengang mit sich, und „Gedanken werden in Handlungen umgesetzt“. Sie werden die Sache vielleicht niemals von dieser Seite betrachtet haben; sie ist aber nichtsdest