: Francine Rivers
: Das Meisterwerk Roman
: Gerth Medien
: 9783961222711
: 1
: CHF 15.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 576
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Roman Velasco und Grace Moore scheinen auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam zu haben: Er ist ein erfolgreicher Künstler, sie trägt Secondhand-Klamotten und hält sich mit Aushilfsjobs über Wasser. Nachdem Grace als Romans neue Assistentin eingestellt wird, prallen nicht nur äußerlich zwei Welten aufeinander. Doch Grace hat schon nach ihrer ersten Begegnung das Gefühl, dass es hier um etwas Größeres als nur um einen neuen Job geht. Denn Roman hütet ein dunkles Geheimnis ... Diese eindrucksvolle Geschichte erinnert daran, dass Gott selbst aus den zerbrochensten Menschen ein regelrechtes Meisterwerk formen kann.

Francine Rivers war bereits eine bekannte Bestsellerautorin, als sie sich wieder dem christlichen Glauben ihrer Kindheit zuwandte. Danach schrieb sie 1986 ihr bekanntestes Buch, 'Die Liebe ist stark', dem noch rund 20 weitere Romane folgten. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Nordkalifornien. © Foto: Elaina Burdo

Kapitel 1

Roman Velasco kletterte die Feuerleiter hinauf und schwang die Beine über die Mauer auf das flache Dach. Geduckt rannte er weiter. Das an ein fünfstöckiges Apartmenthaus angrenzende Gebäude war die perfekte Stelle für ein Graffito. An der Eingangstür des gegenüberliegenden Bankgebäudes hatte er bereits ein Kunstwerk hinterlassen.

Er ließ seinen Rucksack zu Boden gleiten und nahm seine Utensilien heraus. Die Zeit drängte, denn Los Angeles schlief nie. Selbst um drei Uhr morgens wälzten sich die Autos über den Boulevard.

Dieses Kunstwerk würden alle bewundern können, die in Richtung Osten unterwegs waren. Sein Vorhaben war gefährlich, denn an dieser Stelle gab es keinen Sichtschutz, aber die schwarze Hose und das Kapuzenshirt waren eine gute Tarnung. Niemand, der nicht gezielt nach ihm suchte, würde ihn entdecken.

Zehn Minuten – länger würde Roman nicht brauchen, um eine Figurengruppe zu erschaffen, die an der Fassade tanzte. Die einzelnen Figuren waren dem Geschäftsmann mit Zylinder aus demMonopoly-Spiel nachempfunden, der Letzte sprang, mit Geldtüten bepackt, in Richtung des Bankgebäudes, das sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand.

Doch die Schablone verhakte sich und riss ein. Leise fluchend beeilte sich Roman, den Schaden mit Klebeband zu beheben. Aufgrund des windigen Wetters vergingen weitere kostbare Minuten, bis er sie schließlich an der Fassade befestigt hatte. Anschließend holte er eine Dose mit Sprühfarbe aus dem Rucksack und schüttelte sie kräftig, doch als er den Knopf drückte, passierte nichts. Fluchend holte er eine andere Dose heraus und begann mit seiner Arbeit.

Ein Fahrzeug näherte sich dem Gebäude. Roman blickte nach unten und erstarrte, als er einen Streifenwagen entdeckte. War es derselbe, den er schon vor einer Stunde gesehen hatte, als er auf dem Weg zur Bank gewesen war? Mit zielgerichteten Schritten war er die Straße entlanggelaufen, in der Hoffnung, die Polizisten würden davon ausgehen, dass er gerade von der Nachtschicht auf dem Nachhauseweg war. Der Wagen war langsamer geworden, die Insassen hatten ihn gemustert und waren dann weitergefahren. Sobald er außer Sichtweite gewesen war, hatte sich Roman eine Spraydose geschnappt und sich die Glastüren des Bankgebäudes vorgenommen.

Unten auf der Straße flammten rote Bremslichter auf. Der Streifenwagen blieb vor der Bank stehen und der weiße Strahl der Scheinwerfer fiel auf die Eingangstür.

Noch eine Minute. Roman sprühte zwei letzte Bögen und machte sich anschließend daran, die Schablone wieder zu entfernen. Da er viel Klebeband benutzt hatte, dauerte es länger als sonst. Nachdem die letzte Papierschicht entfernt war, fügte er noch drei kleine, ineinandergreifende Buchstaben hinzu, die an einen Vogel im Flug