In der SPÖ gab es auch in den folgenden Wochen viele – allen voran Kery selbst –, die versuchten, meine Fragen ausschließlich aus egoistisch/karrieristischen Motiven zu erklären. In einem ausführlichen Interview mit dem »profil« legte ich noch einmal meinen zentralen Beweggrund dar, die geplante »Weihestunde« des Parteitages zu stören:»Das kollektive Verdrängen von Schwierigkeiten … halte ich für einen großen Fehler. Ich glaube, daß meine Vorgangsweise politisch und moralisch die einzig mögliche war.«
Aber natürlich hatten wir auch die Chancen erkannt, die in meinem unfreiwilligen »Märtyrer-Status« bestanden. Weite Teile der Öffentlichkeit verstanden überhaupt nicht, dass ein Junger bestraft worden war, nur weil er kritische Fragen über einen aus dem Establishment gestellt hatte. Und große Teile der Parteiführung hatten nicht erkannt, dass diese Bestrafung unabhängig von ideologischen Positionen extrem unpopulär war, weil sie von gekränktem Absolutismus zeugte. Nun ging es darum, auch inhaltlich jene Positionen zu stärken, für die ich als Obmann der SJ stand: soziale Gerechtigkeit, Privilegien-Abbau, Kampf für die Friedensbewegung und gegen die Rüstungsindustrie, Weiterentwicklung einer rot-grünen WählerInnenkoalition. In der Partei verstand fast niemand, dass dies auch dazu dienen konnte, den Einzug einer grünen Partei in den Nationalrat zu erschweren und damit den Weiterbestand einer sozialdemokratischen Alleinregierung zu sichern.
In einer ersten Reaktion forderte die Sozialistische Jugend (SJ) für mich einen sicheren Platz auf der Nationalratsliste der SPÖ. Die Wiener Landesorganisation setzte mich aber später nur auf den aussichtslosen 46. Platz.