: Josef Cap
: Kein Blatt vor dem Mund
: Verlag Kremayr& Scheriau
: 9783218011372
: 1
: CHF 8.90
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Josef Cap lässt in seinem Buch die letzten Jahrzehnte österreichische Zeitgeschichte Revue passieren. Schon als Jugendlicher in der Sozialistischen Jugend engagiert, setzt er 1982 mit seinen 'Drei Fragen an Theodor Kery' einen Paukenschlag. Bei der darauffolgenden Nationalratswahl wird er mit breiter Unterstützung von Kreisen inner- und außerhalb der SPÖ zum ersten direkt gewählten Abgeordneten im Nationalrat. Bis 2017, also 34 Jahre, war er im Hohen Haus tätig, davon zwölf Jahre als Klubobmann. Er hat als Bundesgeschäftsführer der SPÖ viele Höhen und Tiefen seiner Partei erlebt, leitete viele Jahre die Zukunftswerkstatt, die Ideenschmiede der SPÖ, hat mit sieben Vorsitzenden (Bruno Kreisky, Fred Sinowatz, Franz Vranitzky, Viktor Klima, Alfred Gusenbauer, Werner Faymann, Christian Kern) gearbeitet, alle Wahlen der letzten 40 Jahre miterlebt und an ihnen mitgewirkt, war Parlaments-Akteur in allen Regierungskonstellationen der letzten Jahrzehnte. 'Der beste Redner im Parlament', wie er auch genannt wird, erzählt Österreichs Politikgeschichte aus seiner Perspektive, brillant, präzise und persönlich. Er gibt eine Antwort auf die Frage, warum sich die Sozialdemokratie - nicht nur in Österreich - in einer Krise befindet. Und wie sie sich daraus retten kann.

Josef Cap wurde 1952 in Wien geboren. Er besuchte Volksschule und Gymnasium der Piaristen in Wien. Anschließend studierte er Politikwissenschaften und Pädagogik (Promotion 1988, Dr. phil). Cap war u.a. Vorsitzender der sozialistischen Jugend, VSStÖ-Mandatar in der Hochschülerschaft, Bundesgeschäftsführer der SPÖ, über viele Jahre Klubobmann und Vorsitzender des Außenpolitischen Ausschusses.

Abgeordneter in Zeiten von Rot-Blau


1983–1986


In der SPÖ gab es auch in den folgenden Wochen viele – allen voran Kery selbst –, die versuchten, meine Fragen ausschließlich aus egoistisch/karrieristischen Motiven zu erklären. In einem ausführlichen Interview mit dem »profil« legte ich noch einmal meinen zentralen Beweggrund dar, die geplante »Weihestunde« des Parteitages zu stören:»Das kollektive Verdrängen von Schwierigkeiten … halte ich für einen großen Fehler. Ich glaube, daß meine Vorgangsweise politisch und moralisch die einzig mögliche war.«

Aber natürlich hatten wir auch die Chancen erkannt, die in meinem unfreiwilligen »Märtyrer-Status« bestanden. Weite Teile der Öffentlichkeit verstanden überhaupt nicht, dass ein Junger bestraft worden war, nur weil er kritische Fragen über einen aus dem Establishment gestellt hatte. Und große Teile der Parteiführung hatten nicht erkannt, dass diese Bestrafung unabhängig von ideologischen Positionen extrem unpopulär war, weil sie von gekränktem Absolutismus zeugte. Nun ging es darum, auch inhaltlich jene Positionen zu stärken, für die ich als Obmann der SJ stand: soziale Gerechtigkeit, Privilegien-Abbau, Kampf für die Friedensbewegung und gegen die Rüstungsindustrie, Weiterentwicklung einer rot-grünen WählerInnenkoalition. In der Partei verstand fast niemand, dass dies auch dazu dienen konnte, den Einzug einer grünen Partei in den Nationalrat zu erschweren und damit den Weiterbestand einer sozialdemokratischen Alleinregierung zu sichern.

In einer ersten Reaktion forderte die Sozialistische Jugend (SJ) für mich einen sicheren Platz auf der Nationalratsliste der SPÖ. Die Wiener Landesorganisation setzte mich aber später nur auf den aussichtslosen 46. Platz.