: Dirk Liesemer
: Aufstand der Matrosen Tagebuch einer Revolution
: mareverlag
: 9783866483477
: 1
: CHF 16.60
:
: 20. Jahrhundert (bis 1945)
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Es braut sich etwas zusammen in diesem Herbst 1918. Nach mehr als vier Jahren Krieg haben die Menschen es satt: das Kämpfen, das Hungern, das Sterben. Die alte Ordnung ist längst in Unordnung geraten. Der militärische Zusammenbruch steht unmittelbar bevor. Und doch flüstert man auf den großen Kriegsschiffen vor der deutschen Küste von einem letzten großen Plan, die deutsche Flotte in eine alles entscheidende Schlacht mit England zu schicken. Aber unter den Matrosen, die nun fürchten müssen, in einem sinnlosen Kampf verheizt zu werden, regt sich Widerstand. Dirk Liesemer führt dem Leser auf eindringliche Weise vor Augen, wie sich gehorsame Soldaten in 'Sturmvögel der Revolution' verwandelten, wie aus einem Matrosenaufstand eine landesweite Revolution wurde, die Deutschland für immer veränderte.

Dirk Liesemer, geboren 1977, studierte Politik und Philosophie in Münster und Rennes, Frankreich. Er besuchte die Henri-Nannen-Journalistenschu e in Hamburg und arbeitete als Redakteur in Berlin und München. Heute ist er als freiberuflicher Journalist für diverse Magazine tätig, auch für die Zeitschrift 'mare'.

Krieg – Revolution – Demokratie: Schicksalstage 1918


Ein Vorwort von Norbert Lammert


»Und dann sah ich deutsche Kraft verwesen, Dünger werden einer bessren Zeit.«

Joachim Ringelnatz, Leutnant zur See, hinterlassen mit Kohle an der Zimmerwand der Küstenbatterie Seeheim, 21. November 1918

Der Befehl, den die Admiralität am 24. Oktober 1918 erließ, war unmissverständlich: »Die Hochseeflotte erhält die Weisung, baldigst zum Angriff auf die englische Flotte vorzugehen. Dazu können alle verfügbaren Streitkräfte der Kaiserlichen Marine herangezogen werden.« Was mag den vom entsetzlich langen Krieg gezeichneten Matrosen durch den Kopf gegangen sein oder den der Schulbank gerade erst entwachsenen Rekruten, als sie Wind bekamen von dieser Order, die für jeden ersichtlich einem militärisch sinnlosen Himmelfahrtskommando gleichkam? Womöglich wanderten ihre Gedanken nach Hause, zu ihren Familien, sicher aber kreisten sie bei vielen um die Frage, ob es das wirklich noch wert war. Wie ließ sich der absehbare kollektive Untergang der Kaiserlichen Flotte mit der beschworenen soldatischen Ehre der Marine rechtfertigen? Wer wollte noch sein Leben für diesen Kaiser opfern, der Generationen seiner Untertanen in vier Kriegsjahren gnadenlos ›verheizt‹ hatte und, als er sich kurz darauf ins Exil zu gehen genötigt sah, das deutsche Volk als »Schweinebande« denunzierte? Und welchen Wert sollte es für ein erschöpftes, materiell ausgelaugtes, längst kriegsmüdes Land haben, den Kampf fortzusetzen – zumal aus dem fernen Berlin zu hören war, dass die Reichsleitung längst den ersehnten Frieden mit