: Friedrich Schiller
: Kabale und Liebe Ein bürgerliches Trauerspiel
: Books on Demand
: 9783746076713
: 1
: CHF 2.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 152
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Liebe von Ferdinand und Luise steht unter einem schlechten Stern. Ferdinand stammt aus dem hohen Adel, Luise ist die Tochter des Musikers Miller. In einer Zeit, in der die Gesellschaft noch streng nach Ständen geordnet ist, stehen einer dauerhaften Verbindung zwischen Luise und Ferdinand hohe psychologische Hürden im Weg. Luise selbst zweifelt an der Verbindung, da sie die Standesgrenzen als göttliche Ordnung betrachtet. Auch beide Väter sind gegen die Liebesbeziehung. Luises Vater wünscht sich für seine Tochter eine Ehe innerhalb des eigenen Standes. Ferdinands Vater strebt danach, den Einfluss der Fürstenfamilie durch die eheliche Verbindung mit einer anderen mächtigen Familie aus dem Adel zu vergrößern. Ferdinand verweigert sich den Ehevorschlägen seines Vaters. Stattdessen versucht er, Luise zur gemeinsamen Flucht zu überreden. Die Liebe der beiden droht ein Opfer der Kabale (Intrigen) zu werden. Friedrich Schiller stellt »Kabale und Liebe« 1784 fertig. Mit dem Untertitel »bürgerliches Trauerspiel« vollzieht er eine bewusste Abkehr von den Heldenthemen, die in Theaterstücken bisher dominiert hatten. »Kabale und Liebe« darf als Angriff auf den feudalen Ständestaat und den Adel gelesen werden, dessen Repräsentanten in dem Stück keine gute Figur machen.

Erster Akt.


Erste Scene.


Zimmer beim Musikus.

Millersteht eben vom Sessel auf und stellt sein Violoncell auf die Seite. An einem Tisch sitztFrau Millerinnoch im Nachtgewand und trinkt ihren Kaffee.

Miller(schnell auf- und abgehend). Einmal für allemal! Der Handel wird ernsthaft. Meine Tochter kommt mit dem Baron ins Geschrei. Mein Haus wird verrufen. Der Präsident bekommt Wind, und kurz und gut, ich biete dem Junker aus.

Frau.Du hast ihn nicht in dein Haus geschwatzt – hast ihm deine Tochter nicht nachgeworfen.

Miller.Hab' ihn nicht in mein Haus geschwatzt – hab' ihm 's Mädel nicht nachgeworfen; wer nimmt Notiz davon? – Ich war Herr im Haus. Ich hätt' meine Tochter mehr coram nehmen sollen. Ich hätt' dem Major besser auftrumpfen sollen – oder hätt' gleich Alles Seiner Excellenz, dem Herrn Papa, stecken sollen. Der junge Baron bringt's mit einem Wischer hinaus, das muß ich wissen, und alles Wetter kommt über den Geiger.

Frau(schlürft eine Tasse aus). Possen! Geschwätz! Was kann über dich kommen? Wer kann dir was anhaben? Du gehst deiner Profession nach und raffst Scholaren zusammen, wo sie zu kriegen sind.

Miller.Aber, sag mir doch, was wird bei dem ganzen Commerz auch herauskommen? – Nehmen kann er das Mädel nicht – Vom Nehmen ist gar die Rede nicht, und zu einer – daß Gott erbarm? – Guten Morgen! – Gott, wenn so ein Musjevonsich da und dort, und dort und hier schon herumbeholfen hat, wenn er, der Henker weiß! was als? gelöst hat, schmeckt's meinem guten Schlucker freilich, einmal auf süß Wasser zu graben. Gib du Acht! gib du Acht! und wenn du aus jedem Astloch ein Auge strecktest und vor jedem Blutstropfen Schildwache ständest, er wird sie, dir auf der Nase, beschwatzen, dem Mädel Eins hinsetzen und führt sich ab, und das Mädel ist verschimpfiert auf ihr Lebenlang, bleibt sitzen, oder hat's Handwerk verschmeckt, treibt's fort.(Die Hand vor der Stirn)Jesus Christus!

Frau.Gott behüt' uns in Gnaden!

Miller.Es hat sich zu behüten. Worauf kann so ein Windfuß wohl sonst sein Absehen richten? – Das Mädel ist schön – schlank – führt seinen netten Fuß. Unterm Dach mag's aussehen, wie's will. Darüber guckt man bei euch Weibsleuten weg, wenn's nur der liebe Gottparterrenicht hat fehlen lassen – Stöbert mein Springinsfeld erst noch dieses Kapital aus – he da! geht ihm ein Licht auf, wie meinem Rodney, wenn er die Witterung eines Franzosen kriegt, und nun müssen alle Segel dran, und drauf los, und – ich verdenk's ihm gar nicht. Mensch ist Mensch. Das muß ich wissen.

Frau.Solltest nur die wunderhübsche Billeter auch lesen, die der gnädige Herr an deine Tochter als schreiben thut. Guter Gott! da sieht man's ja sonnenklar, wie es ihm pur um ihre schöne Seele zu thun ist.

Miller.Das ist die rechte Höhe. Auf den Sack schlägt man, den Esel meint man. Wer einen Gruß an das liebe Fleisch zu bestellen hat, darf nur das gute Herz Boten gehen lassen. Wie hab' ich's gemacht? Hat man's nur erst so weit im Reinen, daß die Gemüther topp machen,