: Ralph Ghadban
: Arabische Clans Die unterschätzte Gefahr
: Ullstein
: 9783843717977
: 1
: CHF 8.00
:
: Sozialwissenschaften allgemein
: German
: 304
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Arabische Clans beherrschen die Berliner Unterwelt. Auch in Frankfurt, Bremen und Essen dominieren libanesisch-kurdische Großfamilien die Geschäfte mit Raub, Drogenhandel, Schutzgelderpressung, Prostitution und Geldwäsche. Mittlerweile sind die kriminellen Clans so stark, dass sie zum Angriff auf die Staatsgewalt übergehen. Sie versuchen, Familienmitglieder bei der Berliner Polizei einzuschleusen, suchen Konfrontation mit Justiz und Jugendämtern und machen Stadtteile zu No-Go-Areas. Der Migrationsforscher Ralph Ghadban macht das erschreckende Phänomen sichtbar. Er erklärt, woher die Clans kommen und wie sie sich entwickelt haben. Er benennt die Fehler in der Integrationsarbeit und warnt davor, dass neue Einwanderer ebenfalls Clan-Strukturen ausbilden und Banden unsere Städte terrorisieren. Ein kenntnisreiches und Augen öffnendes Buch.

Ralph Ghadban ist 1949 im Libanon geboren und seit 1972 in Deutschland. Studium der Philosophie in Beirut, der Islamwissenschaft und Promotion in Politikwissenschaft in Berlin. Seit 1993 ist er in der Migrationsforschung tätig mit dem Schwerpunkt Islam im Westen und war Mitglied der ersten Islamkonferenz. Als Sozialarbeiter, ehemaliger Leiter der Beratungsstelle für Araber des Diakonischen Werks in Berlin und als Anstaltsbeirat der JVA Tegel hatte er direkten Kontakt zu vielen Clanmitgliedern.

Einleitung


»Der deutsche Staat interessiert mich nicht. Wir haben unsere eigenen Gesetze. Sonst würden wir doch nicht so eine Scheiße machen.« Dies sind die Worte Tareks, eines Kokain-Dealers, der mit seiner arabischen Großfamilie im Berliner Bezirk Neukölln lebt.1 So spricht ein Mitglied der arabischen Clans. Ganz anders spricht ein gewöhnliches Bandenmitglied der organisierten Kriminalität. Denn jemand, der einer solchen Bande angehört, ist durchaus am deutschen Staat interessiert, schließlich will er sich ja dessen Kontrolle entziehen. Auch ein solches Bandenmitglied hat seine eigenen Gesetze. Aber es sieht darin auf keinen Fall eine Alternative zum Rechtsstaat, sondern lediglich ein Instrument, um die Beziehungen in der kriminellen Unterwelt zu regeln. Tarek und seinesgleichen dagegen scheinen sich im Besitz eines eigenen Rechtssystems zu wähnen, das sie veranlasst, unsere Gesetze zu brechen. Mit der Nichtbeachtung dieser Gesetze signalisieren sie deutlich eine Ablehnung des Rechtsstaates. Ihre rechtlichen Vorstellungen werden ihnen in der islamischen Parallelgesellschaft vermittelt. Außer der islamischen gibt es in Deutschland keine andere Parallelgesellschaft; deshalb haben wir nur die Islamkonferenz und weder eine buddhistische, jüdische, hinduistische noch sonstige Konferenzen.

Der Islam ist nicht nur eine Religion, sondern zugleich eine politische Herrschaft und ein Rechtssystem. Er bildet die Grundlage zu einer jahrhundertealten Zivilisation, die unentwegt in Konfrontation mit dem christlichen Europa stand. Während Europa sich mit der Aufklärung und der Moderne kulturell verändert und weiterentwickelt hat, behielt die islamische Welt die Grundzüge ihrer Kultur weitgehend bei. Eine große Errungenschaft im Westen stellt der Sieg des Humanismus dar, der den Menschen in das Zentrum aller Bemühungen stellt. Das Individuum ist die Referenz für das gesamte soziokulturelle System. Nur im Westen ist dies geschehen. In der islamischen Welt hat sich das Individuum von der Großfamilie und der Gemeinschaft aller Muslime, der sogenannten Umma, nicht befreien können. Diese Gruppenorganisation ist von der Religion mit ihrer Scharia zementiert worden. Fast überall in der islamischen Welt regelt die Scharia das Familien- und Erbrecht und verfestigt die patriarchalischen Verhältnisse der Großfamilie. Es gilt für Muslime die im Koran vorgeschriebene Distanzierung von den »Ungläubigen« wie bei den Traditionalisten, bis zur Gewaltanwendung gegen »Ungläubige« bei den Dschihadisten.

Mit diesem kulturellen Hintergrund sind die Muslime in den Westen eingewandert. Die Hoffnung auf Modernisierung ihrer Kultur und Religion wurde enttäuscht, ein moderner Islam existiert bis heute nicht. Stattdessen sind die islamischen Parallelgesellschaften entstanden. Immer wieder wird behauptet, ihre Entstehung hinge mit der gescheiterten Integrationspolitik zusammen. Das ist zum Teil wahr, weil von der Integrationspolitik alle Migranten betroffen sind: Italiener, Griechen, Polen, Brasilianer, Vietnamesen und unzählige weitere Gruppen – aber nur bei den Muslimen ist eine Parallelgesellschaft entstanden, weil sie eine globale, alternative und zugleich ausschließende Kultur haben. Ihre starre Kultur bekämpft alle Fremdeinflüsse und erlaubt kein gleichberechtigtes Zusammenleben mit Nichtmuslimen, sie sind überzeugt von der Überlegenheit ihrer Religion, dem Herrschaftsanspruch ihrer Gemeinschaft und können im besten Fall die »Ungläubigen« nur dulden.

Seit mehr als einem Jahrhundert wird über Islam und Demokratie, Islam und Menschenrechte, Islam und Staa