Kapitel 2
Jourdain war wieder einmal zu spät. Er wusste es, aber es war ihm egal. An dieser Zeremonie nahm er nur teil, weil er als Erster Ratsherr die Verpflichtung dazu hatte. Wenn er damals geahnt hätte, welchen Aufwand dieses Amt erforderte, hätte er die Wahl nicht angenommen.
Eine Hand am Lenkrad, die andere lässig auf seinem Oberschenkel, gab er Gas und ließ die 460 PS seines nagelneuen Rolls Royce Phantom frei. Er fuhr immer selber, hatte keine Geduld, nur hinten im Fond zu sitzen und sich von seinem Chauffeur herumkutschieren zu lassen.
Die Landschaft raste an ihm vorbei, jetzt fuhr er fast mit Vollgas, wollte mal sehen, was das Baby so draufhatte. Die Fahrer der wenigen anderen Fahrzeuge, die unterwegs waren, sahen nur einen Schatten vorbeihuschen und spürten einen Luftzug, wodurch das Phantom seinem Namen alle Ehre machte. Vielleicht sahen sie noch kurz die Rücklichter aufleuchten, bevor er wie ein Geist hinter dem nächsten Hügel verschwand.
Zu hören war nichts, der Motor schnurrte leise wie ein Kätzchen. Auf der langen, schwarz lackierten Motorhaube spiegelte sich das Mondlicht.
Jourdain war zufrieden. Selbst in den Kurven lag der Wagen wie ein Brett auf der Straße. Diese Investition hat sich doch wieder einmal gelohnt, dachte er. Nicht zuletzt auch wegen des Verkäufers, der ihm den Wagen heute Morgen persönlich vorbeigebracht hatte.
Er leckte sich kurz über die vollen Lippen. Das war ein wirklich willkommener Snack gewesen. Der Mann war jung und gut aussehend, strahlte Erfolg und Selbstgefälligkeit aus. Als er mit ihm fertig gewesen war, hatte er zwar nicht mehr gestrahlt, aber das dicke Trinkgeld, das er in seine Anzugtasche gesteckt hatte, würde ihm darüber hinweghelfen.
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, eilte er die Treppe zu seiner Loge hinauf. Zupfte dabei die Manschetten seines Hemdes aus den Ärmeln des mitternachtsblauen Jacketts und korrigierte den Sitz seiner Fliege, die er gerade erst aus der Fracktasche gezogen hatte. Er hasste dieses Zurschaustellen, mochte es lieber legerer.
Wenn er Glück hatte, kam er gerade noch pünktlich. Es würde ziemlich knapp werden, doch solange er vor dem Fürst der Elfen erschien, war es egal. Niemand durfte später als Cyprin erscheinen, nicht einmal der Erste Ratsherr. Sein Tempel, seine Regeln.
Seine Laune sank, als Jourdain sah, wer da vor seiner Loge herumhing. Es handelte sich um zwei Ratsmitglieder, berüc