: Jennifer Bell
: Izzy Sparrow (3). Die Stadt der verlorenen Dinge
: Arena Verlag
: 9783401807829
: Izzy Sparrow
: 1
: CHF 10.70
:
: Kinderbücher bis 11 Jahre
: German
: 368
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Suche nach den letzten beiden Großen Ungewöhnlichen Gütern, dem Sand der Veränderung und dem Schwert der Willenskraft und nach Valians Schwester Rosie, führt Izzy, Seb und Valian auf den geheimen Markt Nubrook in Amerika. Dort bringt sie ein zwielichtiger Händler auf falsche Fährten, Alexander Brewster will sich für den Tod seines Vaters rächen und die Schattenwanderer planen, endgültig die Herrschaft über die Welt der Ungewöhnlichen zu übernehmen. Wird es Izzy, Seb und Valian gelingen, die Gegenstände zu finden, bevor es zu spät ist?

Jennifer Bell lebt in London und arbeitete als Buchhändlerin, bevor sie anfing, selbst Bücher zu schreiben. Die Idee für 'Izzy Sparrow und die Geheimnisse von Lundinor' kam ihr, als sie für den Urlaub packte und sich wünschte, einfach in ihren Koffer zu kriechen und an ihrem Urlaubsziel wieder herauszukommen. Mit dem Schreiben von Kinderbüchern kann sie sich in fremde Welten davonträumen und muss nie erwachsen werden, ganz so wie Peter Pan, dessen Geschichten sie am liebsten liest.  

1

Die neue Babysitterin war eine stämmige Frau mit einem moosgrünen Kopftuch, einem langen Trenchcoat und einer Brille mit runden Gläsern.

Und sie wartot.

»Du musst Izzy sein«, sagte die Babysitterin schroff und ließ ihre Tasche auf den Fußabtreter vor der Haustür fallen. Ihre Mundwinkel hoben sich schwerfällig, als ob sie das Lächeln nicht gewohnt war. »Deine Eltern haben mir alles über dich erzählt. Du kannst mich Curtis nennen.«

Izzy wich einen Schritt zurück. Sie konnte die Toten aus der Welt der Ungewöhnlichen spüren, aber hier im gewöhnlichen London war sie ihnen noch nie zuvor begegnet. »Meine Eltern sind gerade losgefahren, um ihren Zug noch zu erwischen … Ich hol schnell meinen Bruder.« Mit großen Schritten eilte sie die Treppe hinauf und schlug mit der flachen Hand gegen seine Zimmertür.»Seb!«

Seb erschien in einem dicken Kapuzenpulli, Jeans und Turnschuhen, lehnte sich lässig gegen den Türrahmen und sah Izzy durch seine wirren blonden Haare mürrisch an. An einem gewöhnlichen Abend hätte er die Tür im Schlafanzug geöffnet, aber heute hatten sie geplant, sich um Mitternacht davonzuschleichen. Sie wollten nach Nubrook, einem ungewöhnlichen Markt, der unter der Stadt New York verborgen war, um ihrem Freund Valian bei der Suche nach seiner verschollenen Schwester zu helfen. »Du hast mein Lieblingsvideo von The Ripz unterbrochen«, murrte Seb. »Was ist denn?«

»Unsere Babysitterin isttot«, teilte Izzy ihm mit.

»Was?« Seb nahm eine gerade Haltung an. »Bist du sicher?«

Izzy spähte über das Treppengeländer. Unten im Flur hängte Curtis gerade ihren Mantel auf. An dessen Kragen funkelte eine Brosche in der Form eines gegabelten Pfeils. Curtis mochte vielleicht normalaussehen, aber Izzy wusste, dass das Knifflige bei der Sache mit den Toten war, dass man sie nicht von den Lebenden unterscheiden konnte, bis sie etwas Unmögliches taten – wie durch eine Wand zu schweben oder sich in ein riesiges Insekt zu verwandeln.

»Absolut«, antwortete sie. »Ich kann es fühlen.« Als Flüsterer konnte Izzy die Fragmente menschlicher Seelen spüren, die im Körper der Toten gefangen waren. Vor Sebs Tür im Flur stehend, versuchte sie nun, die Reichweite ihres Flüstersinns zu erweitern, so wie sie es geübt hatte. Izzy konnte die Stimme von Curtis’ zerbrochener Seele ganz leise am Rande ihrer Wahrnehmung hören. »Ihr Name ist Curtis«, teilte sie Seb mit. »Wenn sie tot ist, muss sie eine Ungewöhnliche sein. Was macht sie dann hier?«

Eine Falte bildete sich zwischen Sebs dichten Augenbrauen. »Dad hat sich gestern darüber beschwert, dass in der Gegend kein Babysitter mehr zu kriegen ist, weil so viele Schulen wegen Reparaturen geschlossen sind, nicht nur unsere. Guck …« Er nahm seine Fernbedienung und schaltete durch die Kanäle, bis er fand, was er suchte. Eine Wetterkarte auf einer Hälfte des Bildschirms zeigte die Luftdrucklinien eines gewaltigen Sturms, der über den Ärmelkanal von Paris nach London wanderte. Der Reporter in der anderen Hälfte rief laut in die Kamera, während sein Mantel wild im Wind flatterte.

»… Meteorologen suchen noch immer nach einer Erklärung für das plötzliche Auftreten von Sturm Sarah vor drei Tagen in Paris. Der Hurrikan der Stufe zwei hat auch bei uns großflächigen Schaden angerichtet