Jeder kennt die Situation. Trifft man einen Bekannten auf der Straße oder rufen Freunde an, heißt es meist direkt: »Und wie geht es Dir?«. Es ist eine gesellschaftliche Übereinkunft, dass wir uns gegenseitig nach unserem Befinden erkundigen. Ein Klassiker für die Gesprächseröffnung. Für manch einen mag es deshalb auch nur eine Floskel sein, die man eben so sagt. Andere sind wirklich aufrichtig interessiert, wie sich das Gegenüber gerade fühlt. Aber einmal völlig unabhängig davon, mit welcher Absicht die Frage in welcher Situation gestellt wird: Es ist doch bezeichnend, dass sie sich in unserem Zusammenleben so etabliert hat. Denn wie wir uns körperlich und seelisch fühlen, das hat immense Auswirkungen darauf, wie wir selbst unser Leben gestalten können, was wir aus unseren Interesse und Talenten machen, wie wir den Alltag meistern. Und weiß man, wie ein anderer sich gerade fühlt, kann man sein Verhalten oft besser einschätzen und darauf eingehen.
Wie geht es dir? Die Frage kann man nicht nur Verwandten, Freunden und Bekannten stellen, sondern ab und zu auch einfach mal sich selbst. »Hey Körper, wie geht es dir, wo zwickt es, wo drückt es und warum?« Wann haben Sie das zuletzt bewusst gemacht, einmal nachgehorcht, wie es Ihnen so geht? Ist vermutlich schon eine Weile her. Denn bei all dem, was wir im Alltag bewältigen, sind wir meist mehr auf Äußerlichkeiten und Funktionalität aus. Auch bei unserem Körper. Wir tun einiges dafür, dass er gut aussieht, waschen ihn, schminken ihn, trainieren ihn, stylen die Haare und schneiden die Nägel. Halten Diät. Solange er nicht murrt, schenken wir ihm kaum Beachtung. Funktionieren soll er, und wird er krank und gebrechlich, soll dieser Zustand schnell wieder behoben werden.
Einen regelrechten »Körperkult« konstatiert der Frankfurter Soziologe Robert Gugutzer: »Der Körper steht heute im Zentrum einer Diesseitsreligion, nicht mehr die Erlösung im Jenseits ist wichtig, sondern ein schönes Leben hier