Siegfried Rauch
Nicht quatschen – machen
Siegfried Rauch ist nicht nur ein bemerkenswerter Schauspieler gewesen. Er war auch einer der Männer, die nun wirklich eng mit meinem Einstieg in den Beruf verbunden sind. Sein Tod mit fünfundachtzig Jahren war für mich ein echter Schock. Hatten wir doch kurz vorher noch telefoniert und uns bei ihm getroffen. Es gab Zeiten, in denen wir uns weit öfter sahen als in den letzten Jahren. Über Monate hinweg sogar nahezu täglich, weil ich beim Dreh seiner ARD-SerieWildbach einer der beiden Produktionsfahrer war.
Ein Herzinfarkt riss ihn im März 2018 ganz plötzlich aus dem Leben und ließ Familie, Freunde und viele Menschen wie mich ratlos zurück. Die Erinnerung bleibt. An einen Mann, der von meiner alten Heimat Murnau aus loszog, um die Filmwelt bis nach Hollywood zu erobern. Der inPatton – Rebell in Uniform genauso begeisterte wie als Traumschiffkapitän. Und der mir maßgeblich half, meinen Traum vom Film wahr werden zu lassen. Das werde ich ihm nie vergessen. Doch der Reihe nach.
Wie viele Teenager träumte auch ich von einem Leben auf der Bühne. Mit einem Vater, der Berufssoldat war, und einer Kosmetikerin als Mutter standen meine Chancen, beim Film einen Fuß in die Tür zu bekommen, allerdings nicht gerade gut. Verbindungen in die Welt meines Traumberufs gab es nur eine einzige – und die erwies sich eher als hinderlich: Ein entfernter Verwandter arbeitete beim Theater und redete meinen Eltern zu, ihren Sohn bloß nicht an die Schauspielschule zu lassen. Seine Warnung: »Da sind alle nackt, dieses moderne Theater – da sind nur noch Nackte auf der Bühne.« Meine Eltern waren dadurch sehr verschreckt. Dass sie mir dann trotzdem über Jahre den Schauspielunterricht finanzierten, rechne ich ihnen bis heute hoch an.
Fest stand: Das moderne Theater in seiner ganzen Nacktheit war das Meine nicht. Zu der Zeit war ich Boulevardtheater-Fan und filmtechnisch auf Blockbuster abonniert. Und genau da wollte ich hin: möglichst viele Zuschauer. Nur wie? Der Schritt zum Film funktionierte dann doch über Vitamin B, und zwar mein eigenes. Ich war Gitarrist in mehreren Bands und unsere Auftritte hatten mir einige Gitarrenschüler beschert. Einer davon war Benedikt, dessen Vater einer unserer bekanntesten Schauspieler in Deutschland war: Siegfried Rauch.
Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass wir einmal zusammen Fernsehserien und Filme machen würden, ich hätte es nicht geglaubt. Mit dem KinoklassikerLe Mans hatte er zusammen mit seinem Freund Steve McQueen schon in den Siebzigerjahren internationalen Kultstatus erlangt. Ihm habe ich meinen ersten Schauspieljob beim Film zu verdanken.
Als Schüler im oberbayerischen Murnau nahm mein Wunsch, in der Medienbranche zu arbeiten, langsam Gestalt an. Genau zu der Zeit lernte ich Sigi kennen, Herrn Rauch, wie ich ihn damals noch nannte. Mein Gitarrenschüler Benedikt war der ältere seiner beiden Söhne. Er stand genau wie ich auf Rockmusik und wollte in erster Linie wissen, wie Status-Quo-Songs richtig gespielt werden, um damit in seiner eigenen Band zu reüssieren. Seine Gitarren, die er mit in den Unterricht brachte, waren Sahnestücke, die mich beeindruckten und von meinem bescheidenen Instrumenten-Budget Lichtjahre entfernt waren. Einmal packte er eine wunderbare alte Fender Stratocaster aus. Ein echtes Schätzchen, top in Schuss und mit allerfeinstem Klang. Auch sie stammte aus der Gitarrensammlung seines Vaters. Mein Staunen war ni