: Robert Fabbri
: Vespasian: Das Schwert des Tribuns Historischer Roman
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644404779
: Die Vespasian-Reihe
: 1
: CHF 10.00
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 528
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Mann von niederer Geburt. Ein Held, geschmiedet im Feuer der Schlacht. Seine Bestimmung: Er werde der größte Kaiser von Rom. Das Jahr 26 n. Chr.: Der 16-jährige Vespasian verlässt sein behütetes Heim. Er will den Namen seiner Familie ehren, sich der Armee anschließen und Rom dienen. Doch die größte Stadt der Welt befindet sich in der eisernen Gewalt von Seianus, Kommandeur der Prätorianergarde. Blutjung und unerfahren wird Vespasian in die Politik Roms hineingezogen und muss aus der Stadt fliehen. Er nimmt einen Posten als Tribun in Thrakien an. Dort liegt Rebellion in der Luft - denn vor dem Machtringen in Rom gibt es kein Entkommen ...

 Robert Fabbri, geboren 1961, lebt in London und Berlin. Er arbeitete nach seinem Studium an der University of London 25 Jahre lang als Regieassistent und war an so unterschiedlichen Filmen beteiligt wie «Die Stunde der Patrioten», «Hellraiser», «Hornblower» und «Billy Elliot - I Will Dance». Aus Leidenschaft für antike Geschichte bemalte er 3 500 mazedonische, thrakische, galatische, römische und viele andere Zinnsoldaten - und begann schließlich zu schreiben. Mit seiner epischen historischen Romanserie «Vespasian» über das Leben des römischen Kaisers wurde Robert Fabbri in Großbritannien Bestsellerautor.

Prolog


Falacrina, achtzig Meilen nordöstlich von Rom, A.D. 9

«Möge mit der Hilfe der Götter unser Werk von Erfolg gekrönt werden. Ich bitte dich, Vater Mars, meinen Hof zu reinigen, meinen Grundbesitz und meine Familie, in jedweder Weise, die du für die beste erachtest.»

Titus Flavius Sabinus hob bittend die geöffneten Hände zum Himmel, um den Schutzgott seiner Familie anzurufen, während er dieses uralte Gebet rezitierte. Er hatte eine Falte seiner reinweißen Toga über den Kopf gezogen zum Zeichen der Demut vor der Gottheit, deren Gunst er beschwor. Um ihn herum stand seine Familie: seine Frau, Vespasia Polla, mit ihrem neugeborenen Sohn im Arm; daneben seine Mutter, dann sein älterer Sohn, der bald fünf Jahre wurde. Hinter ihnen standen seine Freigelassenen und schließlich seine Sklaven. Sie alle waren um den Grenzstein am nördlichsten Punkt des Grundbesitzes in den pinienduftenden Bergen des Apennin versammelt.

Titus beendete das Gebet und ließ die Hände sinken. Sein älterer Sohn, der ebenfalls den Namen Titus Flavius Sabinus trug, trat vor den Stein und schlug viermal mit einem Olivenzweig daran. Damit war die feierliche Prozession rund um Titus’ Anwesen vollendet, und sie machten sich wieder auf den Weg zum Hof der Familie.

Der Rundgang hatte bei Tagesanbruch begonnen und mehr als acht Stunden gedauert, und soweit der kleine Sabinus es beurteilen konnte, war nichts Außerordentliches geschehen. Sein Vater hatte an jeder Ecke des Grundbesitzes das richtige Gebet gesprochen; es war kein Vogelflug zu beobachten gewesen, der als unheilvolles Vorzeichen hätte gelten können; kein Blitz war aus dem kalten, klaren Spätnovemberhimmel herabgefahren; und die Opfertiere, Ochse, Schwein und Widder, waren folgsam mitgegangen.

Sabinus führte den Widder; seine Hörner waren mit leuchtend bunten Bändern geschmückt, und seine stumpfen Augen blickten unwissend zum letzten Mal in die Welt.

Unter gewöhnlichen Umständen hätte der bevorstehende Tod des Widders Sabinus keine Sorgen bereitet. Er hatte schon oft mit angesehen, wie Tiere geopfert oder geschlachtet wurden, und hatte sogar Pallo, dem Sohn des Verwalters, geholfen, Hühnern den Hals umzudrehen. Der Tod gehörte ganz selbstverständlich zum Leben dazu. Dennoch hätte er diesen Tod gern verhindert, weil durch ihn ein neues Leben – das seines neugeborenen Bruders – gereinigt werden sollte. Er wünschte, er könnte diese Zeremonie unterbrechen, deren Höhepunkt jetzt bevorstand. Doch er wusste, dass er damit den Zorn der Götter auf sich gezogen hätte, und diese fürchtete er ebenso sehr, wie er sein neues Geschwister hasste. Anlässlich der Geburt seines Bruders, vor nur neun Tagen, hatte Sabinus mit angehört, wie seine Großmutter Tertulla seinem Vater berichtet hatte, eine Eiche auf dem Anwesen, die dem Mars geweiht war, habe einen so dicken Wurzelschössling getrieben, dass es aussehe, als wäre ein zweiter Baum daraus erwachsen. Als Sabinus’ Schwester geboren worden war, hatte der Baum nur einen kurzen, dünnen, kränklichen Schössling hervorgebracht, der rasch verwelkt und eingegangen war – ebenso wie sie. Bei seiner eigenen Geburt war der Schössling lang und kräftig gewesen, eine glückliche Verheißung, doch das war nichts im Vergleich zu dem, was dieses Omen für seinen Bruder ankündigte. Er hatte gehört, wie sein Vater laut dem Mars für ein sol