: Robert Fabbri
: Vespasian: Der gefallene Adler Historischer Roman
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644405059
: Die Vespasian-Reihe
: 1
: CHF 10.00
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 544
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Jagd auf ein verlorenes Heiligtum Die Invasion gegen eine gewaltige Streitmacht Wer wird sich den Sieg auf die Fahne schreiben? Im Jahr 41 n. Chr.: Caligula findet seinen gerechten Tod. Nun ist Claudius der neue Kaiser von Rom - aber der unbeholfene Herrscher braucht einen präsentierbaren Erfolg. Vespasian und sein Bruder Sabinus sollen den gefallenen Adler der Legio XVII zurück nach Rom holen, der bei Varus? desaströser Niederlage in den Wäldern Germaniens verloren ging. Mithilfe dieser Trophäe will Claudius in Britannien einmarschieren. Die Brüder haben keine Wahl, sie nehmen die Fährte auf ...

 Robert Fabbri, geboren 1961, lebt in London und Berlin. Er arbeitete nach seinem Studium an der University of London 25 Jahre lang als Regieassistent und war an so unterschiedlichen Filmen beteiligt wie «Die Stunde der Patrioten», «Hellraiser», «Hornblower» und «Billy Elliot - I Will Dance». Aus Leidenschaft für antike Geschichte bemalte er 3 500 mazedonische, thrakische, galatische, römische und viele andere Zinnsoldaten - und begann schließlich zu schreiben. Mit seiner epischen historischen Romanserie «Vespasian» über das Leben des römischen Kaisers wurde Robert Fabbri in Großbritannien Bestsellerautor.

Prolog


Rom, 24. Januar A.D. 41

Eine grell bemalte Komödiantenmaske mit großen Augen grinste dem Publikum starr entgegen. Der Träger führte ein kleines Freudentänzchen auf, den linken Handrücken unter das Kinn gelegt, den rechten Arm ausgestreckt. «Die Tat, die dirso große Sorge macht,tat ich selbst, bekenn’ es offen.»

Die Zuschauer brüllten vor Lachen über diese gut vorgetragenen, bewusst zweideutigen Verse, schlugen sich auf die Schenkel und klatschten in die Hände. Der Schauspieler, der den jungen Liebhaber darstellte, neigte dankend den maskierten Kopf, dann wandte er sich seinem Kollegen auf der Bühne zu, der die groteskere, düstere Maske des Schurken trug.

Ehe die Schauspieler die Szene fortsetzen konnten, sprang Caligula auf. «Wartet!»

Die zehntausend Zuschauer in dem provisorischen Theater am Nordhang des Palatin wandten sich der kaiserlichen Loge zu, die auf hölzernen Stützen genau in der Mitte des Baus aus den Rängen hervorragte.

Caligula imitierte die Haltung des Schauspielers. «Plautus hätte gewollt, dass diese Zeilen so vorgetragen werden.» Er tanzte das Freudentänzchen fehlerfrei, wobei er das breite Grinsen der Maske nachahmte und die eingesunkenen Augen weit aufriss. Das Weiß darin bildete einen scharfen Kontrast zu den dunklen Tränensäcken darunter, den Spuren seiner Schlaflosigkeit. «Die Tat, diedir so große Sorge macht, tatich selbst, bekenn’ es offen.» Bei der letzten Silbe fasste er sich mit der linken Hand, die zuvor unter dem Kinn gelegen hatte, an die Stirn und warf mit melodramatischer Geste den Kopf zurück.

Das Publikum brach in noch lauteres und stürmischeres Gelächter aus als beim ersten Vortrag, doch die Heiterkeit war erzwungen. Die beiden Schauspieler hielten sich die Bäuche vor Lachen. Caligula gab seine Pose auf, ein höhnisches Grinsen auf dem Gesicht, breitete die Arme weit aus und drehte sich langsam erst nach links, dann nach rechts, um von allen Seiten in dem halbrunden Bau die Verehrung des Publikums entgegenzunehmen.

Ganz zuhinterst im Theater stehend, im Schatten eines der zahlreichen Sonnendächer, die über den steil ansteigenden Sitzreihen angebracht waren, blickte Titus Flavius Sabinus unter seiner Kapuze hervor voller Abscheu auf seinen Kaiser hinunter.

Caligula hob einen Arm, die Handfläche dem Publikum zugewandt, das fast augenblicklich verstummte. Er nahm wieder Platz. «Fahrt fort!»

Während die Schauspieler seinem Befehl gehorchten, begann ein Mann mittleren Alters in Senatorentoga, der Caligula zu Füßen saß, die roten Pantoffeln des jungen Kaisers mit Küssen zu bedecken und sie zu streicheln, als hätte er nie etwas Schöneres gesehen.

Sabinus wandte sich an seinen Begleiter, einen blassen Mann in den Dreißigern mit schmalem Gesicht und rötlichem Haar. «Wer ist dieser schamlose Speichellecker, Clemens?»

«Das, mein lieber Schwager, ist Quintus Pomponius Secundus, der diesjährige erste Konsul, und im Amt vertritt er ungefähr so eigenständige Ansichten wie jetzt gerade.»

Sabinus spuckte aus und umklammerte den Griff des Schwerts, das er unter seinem Mantel verborgen trug. Seine Handfläche war feucht. «Das hier kommt nicht einen Augenblick zu früh.»

«Im Gegenteil, es ist längst überfällig. Meine Schwester lebt seit nunmehr über zwei Jahren