»Zuhause, Glory! Auf Dauer! Ja!«, sagte ihr Vater, und ihr wurde schwer ums Herz. Seine Augen wollten strahlen, schwammen aber vor Mitleid. »Oder jedenfalls auf gewisse Dauer«, besann er sich, nahm ihr die Tasche ab und wechselte dazu seinen Stock in die schwächere Hand. Lieber Gott, dachte sie, lieber Gott im Himmel. So begannen und endeten neuerdings all ihre Gebete, die eigentlich Stoßseufzer des Staunens waren. Wie konnte ihr Vater so gebrechlich sein? Und wie konnte er so leichtsinnig darauf bestehen, den Kavalier zu spielen, seinen Gehstock über das Treppengeländer zu hängen, um ihr, lieber Gott, die Tasche hinauf aufs Zimmer zu tragen? Er tat es aber, stand dann vor der Tür und musste sich erst wieder sammeln.
»Dies ist das hübscheste Zimmer. Sagt Mrs. Blank.« Er deutete auf die Fenster. »Querlüftung. Ich weiß nicht. Ich finde sie alle hübsch.« Er lachte. »Nun, es ist ein gutes Haus.« Das Haus verkörperte für ihn ein im Ganzen gesegnetes Leben, das war augenfällig, war unbestreitbar. Das räumte er gerne ein, besonders im Angesicht großen Kummers. Von dem Haus sprach er, häufiger noch seit dem Tod ihrer Mutter, wie von einer treuen Gefährtin vieler Jahre, die schon um jede Annehmlichkeit, jeden Segens willen schön zu nennen war. Diese Schönheit fiel allerdings nicht jedem ins Auge. Das Haus war zu hoch für die Gegend, hatte eine schmucklos gerade Fassade, ein flach geneigtes Dach und Dreiecksgiebel über den Fenstern. »Italienischer Villenstil«, meinte ihr Vater, aber das war geraten oder eine Rechtfertigung. Denn das Haus wirkte nüchtern und prätentiös zugleich, trotz der geschlossenen Veranda, die ihr Vater vorne für die im Ort so beliebten Besuche an heißen Sommerabenden hatte anbauen lassen und die längst überrankt war von einer gewaltigen Klettertrompete. Es sei ein gutes Haus, sagte ihr Vater, und meinte damit, es habe, obwohl es eine so unglückliche Figur machte, ein gutes Herz. Draußen im Garten waren Beete und Sträucher verwahrlost, das musste selbst ihm klar sein, obwohl er sich nur noch selten über die Veranda hinauswagte.
Nicht, dass die Beete je besonders gepflegt gewesen wären, selbst als das Haus noch bestens in Schuss war. Dafür hatten die Versteck- und Fangspiele gesorgt, Krocket, Badminton und Baseball. »Was hattet ihr für einen Spaß!«, sagte ihr Vater, als entspräche der gegenwärtig etwas desolate Zustand dem Konfetti und den Bonbonpapieren nach dem Durchzug einer triumphalen Parade. Und dann gab es noch die Eiche vor dem Haus, die um vieles älter war als das Wohnviertel und der Ort, die den Gehweg über ihren Wurzeln zur Stolperfalle machte und ihre unberechenbaren Äste über die Straße und das Grundstück reckte, Äste, deren Durchmesser Stämme gewöhnlicher Bäume übertrafen. Die Eiche schraubte sich in einer Weise hoch, bei der sie immer an einen Riesenderwisch hatte denken müssen. Ihr Vater sagte, Könntet ihr Kinder mit dem Blick Gottes sehen, vom Anbeginn der Erde an, würdet ihr diesen Baum hochschießen und sich im Licht drehen und die Arme ausbreiten und sich in der Freude sonnen sehen, Eiche in Iowa zu sein. Einst hingen vier Schaukeln von den Ästen und verkündeten der Welt den Kindersegen des Hauses. Die Eiche grünte nach wie vor, und natürlich gab es damals wie heute die Apfel- und Kirsch- und Aprikosenbäume, die Fliederbüsche, die Klettertrompete und die Taglilien. Ein paar der Schwertlilien ihrer Mutter hielten sich tapfer. Zu Ostern konnten sie und ihre Schwestern immer noch Arme voll Blumen pflücken, und dann schwammen die Augen ihres Vaters und er sagte, »Ach ja, ja«, als brächten sie ihm Andenken, Blumen als lediglich hübsche Erinnerung an Blumen.
Warum erschien ihr dieses standhafte, aufrechte Haus so verlassen? So untröstlich? Tja, Schönheit lag im Auge des Betrachters, sagte sie sich. Und doch kehrten s