: Frido Mann
: Das Weiße Haus des Exils
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104909424
: 1
: CHF 16.00
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Pacific Palisades: Thomas Manns Leben im Exil 1942 bezog Thomas Mann sein neues Haus in Pacific Palisades. Es ist ein Refugium für den Schriftsteller gewesen, ein Treffpunkt des Exils und ein Ort der Geborgenheit für den Enkel. Im März 2018 kehrt Frido Mann auf den Spuren seiner Erinnerung zurück, kurz bevor das Haus von der Bundesregierung als Zentrum des transatlantischen Dialogs eröffnet werden soll. Frido Mann erinnert an das politische Engagement der Manns im Exil und sieht sich mit der Frage konfrontiert, welche Wirkung der offene Dialog heute - in Trumps Amerika - noch entfalten kann. Sein Essay ist ein radikales Plädoyer für Verantwortung und Verständigung in einer Zeit der globalen Krise.

Frido Mann, geboren 1940 in Monterey/Kalifornien, arbeitete nach dem Studium der Musik, der Katholischen Theologie und der Psychologie viele Jahre als klinischer Psychologe in Münster, Leipzig und Prag. Er lebt heute als freier Schriftsteller in München. Zuletzt sind von ihm erschienen ?An die Musik. Ein autobiographischer Essay? und, zusammen mit Christine Mann, ?Es werde Licht. Die Einheit von Geist und Materie in der Quantenphysik?.

Vorspann


Dieses Buch ist eine persönliche Reise durch die unterschiedlichen Epochen des kulturpolitisch bedeutsamen Hauses an der amerikanischen Westküste, welches Thomas Mann während des Krieges im Exil für sich und seine Familie erbaut und zehn Jahre lang als Ort seines literarischen Schaffens und seines leidenschaftlichen politischen Engagements bewohnt hat. Dieses Haus, das danach mehrere Jahrzehnte in privaten Händen lag, wurde im Herbst2016 von der deutschen Bundesregierung erworben und alsThomas Mann House zu einem transatlantischen Dialog- und Begegnungszentrum umgewidmet. In diesem soll »im Geiste Thomas Manns« zwischen Fellows in Residence aus Deutschland mit unterschiedlichsten Berufen und deren amerikanischen Kollegen sowie Institutionen ein systematischer Austausch gepflegt werden. Das von der Bundesregierung, insbesondere vom damaligen Außenminister und derzeitigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier initiierte Programm versteht sich in unserer Zeit einer weltweiten Krise als Modell für Völkerverständigung und für eine gute zwischenmenschliche Kooperation im Dienste der Wahrung eines freien Geistes im Hinblick auf die Zukunft unserer demokratischen Gesellschaftsordnung.

Die hoch angespannte und gefährliche, vielfach zerrissene Situation, in der wir uns heute weltweit befinden, erinnert in einiger Hinsicht an die historische Epoche Europas vor anderthalb tausend Jahren.

Als sich damals das Ende des Römischen Reichs und damit das Ende der Antike abzeichneten, setzte eine umfassende Völkerwanderung ein. Hunnen, Vandalen, Franken, Goten und Langobarden befanden sich zwischen dem vierten und dem sechsten nachchristlichen Jahrhundert in den römischen Provinzen von Britannien bis Nordafrika auf der Suche nach einer neuen Heimat und nach einem Anteil am römischen Wohlstand. Sie überzogen aus den verschiedensten Richtungen zum Teil gleichzeitig riesige Gebiete mit Raubzügen, Plünderungen und Mord. Damit hinterließen sie nicht nur überall Tod und Zerstörung. Sie bewirkten auch ein drastisches Absinken der wirtschaftlichen Prosperität und des kulturellen Niveaus und Bildungsstands in den von ihnen heimgesuchten Gebieten.

Sowohl die schriftlichen Zeugnisse der antiken Kultur als auch der humanistische Geist, der in dieser Kultur verankert war, wären weitgehend verlorengegangen, wenn nicht eine Reihe der gerade neu gegründeten Klöster in der Westkirche dies verhindert hätten. Diese Klöster gingen zurück auf die frühen asketischen Eremiten und die vor der Christenverfolgung fliehenden Wüstenväter in Ägypten und Syrien, die sich nach und nach zu Gemeinschaften von Priestern und christlichen Frauen und zu den ersten Bruderschaften in Ägypten und im Nahen Osten zusammengeschlossen hatten. Es folgte bald die Gründung der ersten Klöster bei Poitiers und Tours im heutigen Frankreich und von Stadtklöstern (Basilikaklöstern) in Rom bis zur Gründung des ersten großen Ordens der Benediktiner im6. Jahrhundert durch Benedikt von Nursia mit dessen großem Stammkloster in Monte Cassino. Mit ihrer karitativen und heilkundlichen Tätigkeit, ihren Bußübungen und ihrer intensiven Kulturpflege im Gei