3 Jess
Ich sitze im Verhörraum des Polizeireviers von Newport, und alles, was ich denken kann, ist: Verdächtigen sie mich? Bin ich verhaftet? Die Polizistin meinte, nein, sie hielten es nur für besser, die Befragung auf dem Revier fortzusetzen. Aus Respekt gegenüber Emily und James. Trotzdem haben sie meine Kleider in Plastiktüten gesteckt, sind mir mit einem Zahnstocher unter die Fingernägel gefahren und haben Fingerabdrücke abgenommen.
»Das machen wir auch mit James und Emily«, sagtDCI Jacobs. Sie hat mich fast keine Sekunde aus den Augen gelassen, seit wir losgefahren sind, hat mir bei der Anmeldung geholfen, als wir auf dem Revier ankamen, wo am frühen Neujahrsmorgen natürlich der Teufel los war. Sie hat mir erklärt, dass sie die Ermittlung leitet.Ermittlung.
»Sie werden also auch deren Kleider in Plastiktüten stecken?«, frage ich.
»Nein, das nicht. Aber an ihren Kleidern ist auch kein Blut. Das ist das ganz normale Prozedere. Wir müssen Ihr Blut analysieren, Jess, um festzustellen, ob das Blut an Ihren Kleidern von Ihnen selbst oder von jemand anderem stammt. Oder vonDaisy.«
Jedes Mal, wenn ihr Name fällt, dreht sich mir der Magen um, bei jeder Andeutung, bei jedem unausgesprochenen Verdacht, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte …
Ein Polizist kommt herein und stellt mir einen Pappbecher mit Kaffee hin. Ich trinke einen Schluck und zucke zusammen: kein Zucker. Ich nehme den Mann vage wahr, groß, mit Bart, etwa Mitte vierzig, aber meine ganze Aufmerksamkeit giltDCI Jacobs. Sie ist diejenige, die ich überzeugen muss. Er setzt sich neben sie und hantiert am Aufnahmegerät herum, während sie eine neue Seite in ihrem Notizblock aufschlägt und das Datum und noch ein paar andere Sachen notiert, die ich von dort, wo ich sitze, nicht lesen kann. Es geht los,DCI Jacobs geht alle Fragen von vorhin noch einmal durch, und ich gebe mir alle Mühe, ihren Rat zu beherzigen, nachzudenken, bevor ich antworte, mir die Szene bildlich vorzustellen. Aber es ist schwer, wirklich schwer, bei all den großen Lücken in meiner Erinnerung.
»Um wie viel Uhr sind James und Emily zu ihrer Party aufgebrochen?«, fragtDCI Jacobs und geht übergangslos noch einmal zum Anfang zurück. Ihre Miene ist undurchdringlich, ihre kantigen Züge verraten nichts darüber, was sie über mich denkt, was ihrer Meinung nach passiert ist.
»Um kurz nach sieben«, antworte ich.
»Wissen Sie, wo die Party stattfand?«
Ich schaue sie ausdruckslos an. »Nein. Also, ich weiß, dass die Party bei Marcus und Jan war, aber ich weiß nicht genau, wo die wohnen. Irgendwo in der Nähe von Shanklin, glaub ich.Fairbrother. So heißen sie mit Nachnamen.«
DCI Jacobs macht sich Notizen, obwohl das Lämpchen am Rekorder anzeigt, dass alles aufgenommen wird. »Und woher kennen Ihre Schwester und Ihr Schwager Marcus und Jan Fairbrother?«
»Er ist einer von James’ ältesten Freunden. Außerdem sind sie Geschäftspartner – ich glaube, sie haben vor ein paar Jahren ihre beidenIT-Firmen zusammengelegt. Wenn Sie das genauer wissen wollen, müssen Sie James fragen.«
»Sie sagten also, die beiden sind gegen sieben zu der Party aufgebrochen? Wieso sind Sie sich bei der Uhrzei