: Sarah Bailey
: Dark Lake Thriller
: C. Bertelsmann
: 9783641232412
: Detective Gemma Woodstock ermittelt in Australien
: 1
: CHF 7.10
:
: Spannung
: German
: 512
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sie war so schön. Jetzt ist sie tot.
In einem Badesee bei einer australischen Kleinstadt wird die Leiche einer wunderschönen Frau gefunden. Der Tatort ist mit Rosenblättern geschmückt. Für Detective Gemma Woodstock und ihren Partner Felix McKinnon ein komplexer Fall. Denn die Tote, Rosalind Ryan, war Gemmas Klassenkameradin und immer von Geheimnissen umgeben. Alle behaupten, Rosalind geliebt und bewundert zu haben: der Direktor der Schule, an der sie unterrichtete; die Schüler, denen sie den Kopf verdrehte; ihr wohlhabender Vater und ihre drei Brüder.

Stück für Stück entfaltet Sarah Bailey in ihrem packenden Thriller die Abgründe ihrer Figuren, jede auf ihre Weise gefangen in einem Netz aus Lügen und verdrängter Schuld.



Sarah Bailey lebt mit ihren zwei Kindern in Melbourne und leitet dort eine Agentur für Kommunikation. Nach dem ersten Roman 'Dark Lake', der u. a. mit dem renommierten Ned Kelly Award ausgezeichnet wurde, erschien 'Into the Night', der zweite Fall für Gemma Woodstock, im Jahr 2019.

Zweites Kapitel

Samstag, 12. Dezember, 7.51 Uhr

Ich stehe in der Dusche, die Stirn gegen die Wand gepresst, während das Blut aus mir rinnt. Ohne es genau zu wissen, hatte ich angenommen, dass ich etwa in der sechsten Woche war. Ich frage mich, ob meine ablehnende Haltung dazu geführt hat; dass ich es absolut nicht wahrhaben wollte. Sondern nur verzweifelt gehofft habe, dass es nicht so sei. Das Blut mischt sich mit dem Wasser, ehe es den Abfluss hinabrinnt, und ich kneife die Augen zusammen und wünsche, ich wäre wieder ein kleines Mädchen, gut zugedeckt im Bett, während meine Mutter mir mit ihren weichen Lippen einen Kuss auf die Stirn drückt.

Herrje, wie sie mir fehlt.

Scott ist heute Morgen früh aus dem Haus gegangen, um den Stoßverkehr zu meiden. Er hat ein paar Wochen Betonierarbeiten auf einer Großbaustelle am Nordrand von Paxton an Land gezogen, einer Stadt etwa dreißig Kilometer östlich von Smithson. Ben ist bei meinem Vater; er hat dort übernachtet, weil wir heute beide so früh los müssen. Im Moment wird Dad vermutlich als Trampolin herhalten müssen. Ben ist morgens immer so verschmust.

Ich höre mein Handy läuten, rühre mich aber nicht. Die kühlen Fliesen fühlen sich fest und beruhigend an meiner Haut an, wenn ich die Handflächen zu beiden Seiten des Kopfes daranlege. Versuche, mich zu sammeln. Mich normal zu fühlen. Nach ein paar Minuten hebe ich den Kopf. Es dauert etwas, bis sich meine Augen ans Licht gewöhnen. Mein Unterleib schmerzt, ein tief sitzender Schmerz.

Ich bin erschöpft. Fühle mich losgelöst von meinem Körper. Von meinem Geist.

Ich weiß, ich sollte wahrscheinlich ins Krankenhaus, aber ich weiß auch, dass ich es wahrscheinlich lassen werde.

Im Bad ist es diesig vom Wasserdampf. Die Blutung scheint nachzulassen. Ich wasche mich vorsichtig und drehe den Hahn ab. Die Rohre zittern in den Wänden. Ich trete aus der Dusche und wickele mich in ein dunkelgraues Handtuch. Ein Blick in den Spiegel zeigt mir nur einen verschwommenen Umriss im Wasserdampf. Im Schlafzimmer werfe ich die Decken quer übers Bett und kicke einen Pantoffel drunter, halte kurz inne, um nach Luft zu schnappen und mich zu krümmen, während mich wieder der stechende Schmerz durchzuckt. Ich ziehe mich hastig an, stecke eine Binde in den Slip, bevor ich meine schwarze Jeans, ein einfaches graues T-Shirt und schwarze Boots überziehe. Es wird immer heißer, und die Resthitze von gestern hängt noch unangenehm zwischen den Wänden. Ich schenke mir ein Glas Wasser ein und schlucke ein paar Schmerztabletten. Dann starre ich die Wand an und denke an all die unerledigten Dinge, die dieser Tag bringen wird: Papierkram, ein paar Berichte schreiben, ein alter ungelöster Fall, den ich für Jonesy überprüfen soll. Ich denke an meinen kleinen Schreibtisch mitten im Hauptdienstzimmer des Reviers und wünschte, ich hätte ein eigenes Büro. Mein Handy klingelt wieder, als ich mein Haar mit dem Handtuch rubbele: Es ist Felix, und ich sehe seinen Namen auf dem Display und denke an so einiges.

»Jawoll, hey.« Ich bemühe mich, unbeschwert zu klingen. »Bin schon unterwegs. Geh gleich aus der Tür.«

»Fahr direkt zu