: Chantal Schreiber
: Mein Feuerpferd - Ritt im Nordlicht
: cbj Kinder-& Jugendbücher
: 9783641231217
: Die Mein Feuerpferd-Reihe
: 1
: CHF 6.30
:
: Kinderbücher bis 11 Jahre
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mit wehender Mähne durch Island
Sechs Wochen Island! Für die zehnjährige Eva gibt es kaum etwas Schlimmeres. Einöde, Langeweile und dann auch noch Papas neue Frau, die Eva schon aus Prinzip nicht leiden kann. Allein die Herde Islandpferde des Nachbarn macht diesen Urlaub erträglich. Ganz besonders der braune Eldur, zu dem sie schnell eine enge Beziehung aufbaut. Als sie ihn schließlich reiten darf, geht ein Traum in Erfüllung - die beiden sind das perfekte Team! Doch nicht nur Eva hat erkannt, dass Eldur etwas ganz Besonderes ist, und schon bald muss sie alles daran setzen, ihr Traumpferd nicht zu verlieren ...

Chantal Schreiber, in Wien geboren und aufgewachsen, wusste schon immer, dass sie schreiben wollte. Ihr Sprachstudium brach sie jedoch ab, um zu reisen und möglichst viel von der Welt zu sehen. Zurück in Österreich begann sie zunächst für das Kinderfernsehen Drehbücher zu schreiben und veröffentlichte 2007 schließlich ihr erstes Kinderbuch. Ihre Reise- und Abenteuerlust spiegelt sich in den meisten ihrer Geschichten wider. Chantal Schreiber lebt mit Familie, Hund und Pferd in der Nähe von Wien.

Ans Ende der Welt

Hoffentlichist sie nicht mitgekommen, denke ich, als ich am Druck in meinen Ohren merke, dass das Flugzeug sich der Erde nähert. Ich presse meine Stirn an das kleine Fenster und versuche vergeblich irgendetwas zu erkennen. Nichts als Wolken.

Plötzlich sackt die Maschine kurz ab und mein Kopf knallt gegen die Scheibe. »Autsch!«, murmle ich und reibe meine Stirn. Gleich darauf fühlt es sich an, als würde eine riesige Hand das Flugzeug packen und mit aller Kraft schütteln. Die blonde Flugbegleiterin verliert das Gleichgewicht und kann sich gerade noch an einer Rückenlehne festhalten. Ohne dass ich es gemerkt habe, habe ich meine Finger in die Armlehnen gekrallt.

»Ist nur der Wind«, sagt mein Sitznachbar, ein älterer Mann, freundlich. »In Island ist es immer windig.«

»Ich weiß«, erwidere ich und löse meine Hände von den Lehnen. »Mein Vater ist Isländer.«

Der Mann lächelt. »Dann warst du sicher schon öfter hier?«

»Nein.« Ich schüttle sehr entschieden den Kopf. »Noch nie.« Und wenn es nach mir ginge, befände ich mich auch jetzt nicht im Landeanflug auf Reykjavik, Islands Hauptstadt. Aber was hätte ich machen sollen? Wäre ich stur geblieben, hätte doch bloß Sarah darunter gelitten. Sarah ist meine Mom, aber meistens nenne ich sie beim Vornamen. Sie sagt ja auch nicht »Tochter« zu mir, hat sie mal gemeint. Ich soll sie so nennen, wie es sich gerade richtig anfühlt.

»Und wenn sich ›Monster‹ richtig anfühlt?«, hab ich gefragt.

»Das kann gar nicht passieren«, hat sie ernsthaft geantwortet. »Wir wissen beide, dass ich die beste Mutter der Welt bin.«

Und sie hat – wie meistens – völlig recht. Meine beste Freundin Ann-Kathrin hat gesagt, manchmal mag sie meine Mutter lieber als ihre eigene. Das ist zwar wahrscheinlich Blödsinn, aber ich bin solche Reaktionen gewohnt: Jeder liebt Sarah. Sie ist fröhlich und hübsch und hat so viel Energie, dass sie ein ganzes Kraftwerk betreiben könnte (sagt ihre Mutter, meine Nonna – die selber keine zehn Minuten still sitzen kann).

Jedenfalls ist meine Mutter Schauspielerin, und hätte ich mich auch diesmal geweigert, nach Island zu fahren, wäre ihr eine richtig tolle berufliche Chance entgangen. Eine dieser Chancen, die man nur einmal im Leben bekommt. Seit es mich gibt, hat sie immer nur von Weitem zugesehen, wie ihre Kolleginnen Karriere machten. Inzwischen nimmt sie wieder ab und zu kleine Rollen in Fernsehfilmen, Serien oder Werbespots an – aber nichts, wofür sie länger verreisen oder länger als ein paar Tage am Stück arbeiten müsste.

Immer werde ich gefragt, ob es mir nicht leidtut um das, was ich verpasse, höre ich Sarahs Stimme in meinem Kopf.Um die Rollen, die ich abgelehnt habe. Wenn ich die Augen schließe, kann ich auch das Lächeln sehen, das ich angeblich von ihr geerbt habe.Die haben ja keine Ahnung. Ich möchte keine einzige Stunde missen, die ich mit dir verbracht habe, mein Hase. Ke