: Thomas Erle
: Mörderisches Freiburg 11 Krimis und 125 Freizeittipps
: Gmeiner-Verlag
: 9783839257302
: 4
: CHF 8.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 226
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Freiburg - das ist für die Gäste aus aller Welt Lebensgenuss und badische Gemütlichkeit. Doch wie immer lauert das Böse dort, wo man es am wenigsten vermutet: Erleben Sie hautnah, wie auf dem Alten Friedhof in Herdern seit Generationen ein geheimnisvoller Wächter sein Unwesen treibt ..., wie die Jagd nach dem sagenhaften Münsterschatz tödliche Gefahren heraufbeschwört ..., wie zwei Diebe am Schauinsland mit den Schrecken des Eises und der Finsternis kämpfen ... und wie das denkbar Schlimmste passiert: Ein Attentat auf Deutschlands beliebtesten Prominenten.

Thomas Erle verbrachte Kindheit und Jugend in Nordbaden. Nach dem Studium in Heidelberg zog es ihn auf der Suche nach Abenteuern rund um die Welt. Es folgten 30 Jahre Tätigkeit als Lehrer, in den letzten Jahren als Inklusionspädagoge. Parallel dazu künstlerisches Schaffen als Musiker und Schriftsteller. Seit 20 Jahren lebt und arbeitet er in der Region Freiburg. Er verfasste zahlreiche Kurzgeschichten, von denen die erste 2000 veröffentlicht wurde. Sein erster Kurzkrimi erschien 2008. 2010 erhielt Thomas Erle den Freiburger Krimipreis, ein Jahr später folgte die Nominierung zum Agatha-Christie-Krimipreis. »Teufelskanzel«, der erste Roman einer Krimireihe um den sympathischen Weinhändler Lothar Kaltenbach, erschien 2013 und wurde auf Anhieb ein Erfolg.

1. Der Schatz


Mit einem letzten schmatzenden Geräusch verschwand die Leiche im graugrünen Wasser des Waldsees. Für einen Moment sah der Mann im Ruderboot den aufsteigenden Blasen zu, die in der Mitte der nach außen strebenden Ringe emporblubberten.

Ein wenig Wehmut schwang in seinen Gedanken mit. Sie waren ein gutes Team gewesen. Er, Professor Dr. Valentin Reisinger, und der aufstrebende wissenschaftliche Assistent Patrick Burger, dem eine große Karriere in Mediävistik und sakraler Baukunde vorhergesagt worden war. Er selbst hatte Burgers außergewöhnliche Begabung erkannt und ihn an sein Institut geholt. Vielleicht hätte dieser sogar eines Tages sein Nachfolger werden können.

Doch Burgers sensationelle Entdeckung vor einigen Wochen hatte alles verändert. Und es war nun einmal das Gesetz der Geschichte, dass es am Ende nur einen Sieger geben konnte. Und das würde er selbst sein. Professor Reisinger hatte vieles aus der Historie gelernt. Nicht nur die Hinterlassenschaften der Menschen hatten ihn fasziniert, die Brücken und Kathedralen, die großen Werke der Literatur und der Kunst. Was gleichermaßen in der Erinnerung überdauerte, waren die Namen der Persönlichkeiten, die dahinterstanden, die Herrscher und Entdecker, die Sieger und die Helden. Es gab keinen Platz für zwei. Und er, Professor Dr. Reisinger, würde der Held sein. Er alleine würde in die Geschichtsbücher eingehen – mit seinem Namen. Und mit der größten Entdeckung der neueren Freiburger Geschichte.

Als er mit seinem Mercedes am Rande des Sternwalds durch die einbrechende Dunkelheit zurückfuhr, hatte Reisinger den unglücklichen jungen Mann fast schon wieder vergessen. Alles war gut geplant, niemand würde Spuren finden. Niemand würde ihn verdächtigen. Es war Zeit, die große Sache anzugehen.

Zuhause in seiner Altbauwohnung am Lorettoberg zog es Professor Reisinger als Erstes wieder an seinen Arbeitsplatz. Der mächtige Eichenholzschreibtisch nahm einen Großteil des Raumes ein. Er war über und über bedeckt mit Unterlagen: aufgeschlagene Bücher, Skizzen und Zeichnungen, Fotos, Korrespondenzen, Internetausdrucke. Ehe er sich setzte, holte Reisinger eine Flasche seines Lieblingsburgunders und schenkte sich ein. Er hob das Glas, prüfte die angenehm samtene Farbe und prostete seinem Ebenbild in dem riesigen Wandspiegel zu. Dies war die Stunde des Triumphes, und er wollte sie ganz für sich alleine genießen, ehe die Sensation in den kommenden Tagen an die Öffentlichkeit gelangen würde.

Sie hatten sich gelohnt, die vielen Stunden im Münster, in der Universitätsbibliothek, im Museum für Stadtgeschichte und wo er noch überall gesucht und geforscht hatte. Mehr als einmal war er der Verzweiflung nahe gewesen, wenn entscheidende Informationen einander widersprochen hatten. Doch er hatte nicht aufgegeben. Auch das hatte er von den Großen der Geschichte gelernt.

Reisinger griff nach dem obersten der Blätter, die auf der Schreibunterlage ausgebreitet waren, und nahm es mit zu seinem großen Ledersessel am Fenster. Nachdem er sich gesetzt hatte, glitt sein Blick über das Foto. Es zeigte eine Folge von Buchstaben, die teilweise bereits verwittert, doch im Ganzen noch gut zu erkennen waren.

Hic requiescit in pace Odilius archiepiscopus Freiburgensis, custos clavibus secretum et divitiae.

Reisinger las jedes einzelne Wort laut. Er musste ganz sicher sein – und er war es!

Jahrhundertelang waren die Interpreten der Grabp