: Sarah Beth Durst
: Die Todeskönigin Roman
: Penhaligon
: 9783641214654
: Die Königinnen von Renthia
: 1
: CHF 8.10
:
: Fantasy
: German
: 560
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sie hat nur eine Möglichkeit, ihre Kinder zu beschützen - sie muss Königin werden.
Naelin weiß, was sie sich vom Leben wünscht: Familie, Kinder und ein ruhiges, glückliches Leben. Auf gar keinen Fall will sie Königin von Aratay werden. Sie scheut sowohl die Verantwortung als auch die damit verbundene Gefahr für ihr Leben und das Leben ihrer Kinder. Doch kann sie sich dieser Bürde entziehen, wenn ihre Weigerung jeden einzelnen Menschen in Aratay in tödliche Gefahr bringt? Denn in ihrem Land ist die Königin der einzige Schutz des gewöhnlichen Volks vor den Geistern, und Naelin ist die einzige mögliche Erbin der todgeweihten Königin Daleina. Wem gilt ihre größere Pflicht - ihren eigenen Kindern oder einem ganzen Volk ...?

Sarah Beth Durst hat an der Princeton University Anglistik studiert. Sie verbrachte dort vier Jahre damit, über Drachen zu schreiben und sich zu fragen, was die Campus-Gargoyles wohl erzählen würden, wenn sie sprechen könnten. Seit über 10 Jahren schreibt sie sehr erfolgreich Fantasy für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und wurde mehrfach ausgezeichnet (u.a. von der American Library Association). Mit ihrem Mann und ihren Kindern lebt sie in Stony Brook, New York.

Kapitel 1

Allem wohnt ein Geist inne: der Weide mit ihren Blättern, die sachte über die Oberfläche des Teiches streifen, dem Bach, der den Fluss speist, dem Wind, der den Geruch nach frischem Schnee mit sich bringt …

Und diese Geister wollen dich töten.

Es ist die erste Lektion, die jeder Bewohner von Renthia lernt.

Im Alter von fünf Jahren hatte Daleina miterlebt, wie ihr Onkel von einem Baumgeist in Stücke gerissen wurde, weil er in seinem eigenen Obstgarten einen Apfel gepflückt hatte. Mit zehn war sie Zeugin der Zerstörung ihres Heimatdorfes durch wild gewordene Geister geworden. Mit fünfzehn trat sie der namhaften Nordost-Akademie bei, und mit neunzehn wurde sie von einem Meister ausgewählt, der ihre Ausbildung vollendete. Noch im gleichen Jahr wurde sie Thronanwärterin und kurz darauf gekrönt: Königin Daleina der Wälder von Aratay, die einzige Überlebende des Krönungsmassakers. Sie hatte mindestens ein halbes Dutzend Lieder über ihre Geschichte gehört, und ein jedes schmerzte ihr mehr in den Ohren als das vorangegangene. Ganz besonders hasste sie die schrill klingenden Balladen über ihre Krönung, einen Tag, den sie lieber vergessen hätte. Doch immer wieder wurde er ihr von einem Sopran mit allzu einsatzfreudiger Lunge in den Schädel gehämmert.

Sechs Monate nach ihrer Krönung – die Beerdigungen lagen nun schon eine Weile zurück und die vielen Gräber ihrer Freundinnen waren nicht mehr so frisch – wollte ganz Aratay seine neue Königin feiern, und sie hatte sich von diesem Wunsch der Bevölkerung mitreißen lassen. Sie hatte beabsichtigt, ein Zeichen ihrer Herrschermacht zu setzen, indem sie eine der verödeten Landflächen, die während des Massakers entstanden waren, wieder fruchtbar machte und sie durch einen neuen Dorfbaum ersetzte.

Es ist, dachte sie,eine der schlechtesten Ideen, die ich seit Wochen gehabt habe.

Bei Tagesanbruch lag Daleina wach im Bett und wünschte, sie hätte sich entschieden, stattdessen mit einer Parade zu feiern. Paraden waren schön. Alle mochten Paraden. Oder sie hätte den heutigen Tag einfach zu einem Feiertag erklären und alle wieder ins Bett schicken können.Aber nein, ich musste es dramatisch und königinnenhaft machen.

Sie legte sich ihre seidene Robe um die bloßen Schultern und trat auf den Balkon. Daleina hatte für sich Gemächer in den Ästen eines der östlichen Bäume gewählt, statt in die Räume der ehemaligen Königin zu ziehen. Es erschien ihr falsch, im Bett der Frau zu schlafen, die zu töten sie geholfen hatte.

An das glatte Holz des Torbogens gelehnt spähte sie hinaus. Ihr offenes Haar mit seinen Strähnen in Rot, Gold, Orange und Braun fiel ihr ins Gesicht, und sie strich es zurück. Draußen drangen die zitronengelben Strahlen der Sonne zwischen den Blättern hindurch, und die Rinde erglänzte warm, wo das Licht sie berührte. Daleina sah kleine Fleckchen Himmel, helles Morgenblau, aber nur, wenn der Wind kräftig genug wehte, um das Blätterdach über ihr in Bewegung zu versetzen. Die Bäume in diesem Bereich des Waldes waren groß und dicht, mit Ästen, die sich gegenseit