: Papst Franziskus
: Freut euch und jubelt Das Schreiben GAUDETE ET EXSULTATE über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute
: Patmos Verlag
: 9783843611053
: 1
: CHF 7.00
:
: Christliche Religionen
: German
: 128
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Unübersehbar hat Papst Franziskus sich vorgenommen, die Freude am Christsein ins Leben der Christen zurückzubringen. Nach der 'Freude des Evangeliums', der 'Freude der Liebe' und der 'Freude der Wahrheit' heißt dieses jüngste päpstliche Schreiben 'Freut euch und jubelt'. Es geht um 'Heiligkeit' - darum, wie christliches Leben heute gelingen kann. Denn das ist, wie Franziskus sagt, 'kein Privileg für wenige', sondern Herausforderung und Chance für jede und jeden in den je eigenen Lebensumständen. Inspiration und Ermutigung von Papst Franziskus für den Glauben im Alltag, eingeleitet durch eine kritische Hinführung des Vatikanexperten Jürgen Erbacher.

Papst Franziskus steht seit 2013 an der Spitze der katholischen Kirche. Er wurde 1936 in Buenos Aires, Argentinien, als Jorge Mario Bergoglio geboren. Seit 1958 ist er Jesuit, seit 1969 Priester. Von 1998 bis 2013 war er Erzbischof von Buenos Aires, von 2001 bis 2013 Kardinal. Als erster Jesuit und als erster Lateinamerikaner wurde er Papst.

Erstes Kapitel
DER RUF ZUR HEILIGKEIT


Die Heiligen, die uns ermutigen
und begleiten


3 Im Hebräerbrief werden verschiedene Zeugen genannt, die uns ermutigen sollen, »mit Ausdauer in dem Wettkampf [zu] laufen, der vor uns liegt« (12,1). Die Rede ist von Abraham, Sara, Mose, Gideon und einigen anderen (vgl. Kapitel 11); vor allem werden wir eingeladen, zu erkennen, dass wir »eine solche Wolke von Zeugen um uns haben« (12,1), die uns dazu anspornen, auf unserem Weg nicht stehen zu bleiben, und uns ermutigen, weiter dem Ziel entgegen zu gehen. Unter ihnen sind vielleicht unsere eigene Mutter, eine Großmutter oder andere Menschen, die uns nahestehen (vgl.2 Tim 1,5). Vielleicht war ihr Leben nicht immer perfekt, aber trotz aller Fehler und Schwächen gingen sie weiter voran und gefielen dem Herrn.

4 Die Heiligen, die bereits in der Gegenwart Gottes sind, unterhalten mit uns Bande der Liebe und der Gemeinschaft. Das Buch der Offenbarung des Johannes bezeugt dies, wenn es von den Märtyrern spricht, die für uns eintreten: Ich sah »unter dem Altar die Seelen aller, die hingeschlachtet worden waren wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses, das sie abgelegt hatten. Sie riefen mit lauter Stimme und sagten: Wie lange zögerst du noch, Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, Gericht zu halten?« (6,9–10). Wir können sagen: »Wir sind von den Freunden Gottes umgeben, geleitet und geführt. […] Ich brauche nicht allein zu tragen, was ich wahrhaftig allein nicht tragen könnte. Die Schar der Heiligen Gottes schützt und stützt und trägt mich.«1

5 In den Selig- und Heiligsprechungsprozessen werden neben den Zeichen eines heroischen Tugendgrades und der Hingabe des Lebens im Martyrium auch diejenigen Fälle berücksichtigt, in denen eine bis zum Tod durchgehaltene Aufopferung des eigenen Lebens für andere erfolgt ist. Diese Hingabe ist Ausdruck einer vorbildlichen Nachahmung Christi und der Bewunderung der Gläubigen würdig.2 Erinnern wir uns zum Beispiel an die selige Maria Gabriella Sagheddu, die ihr Leben für die Einheit der Christen aufopferte.

Die Heiligen von nebenan


6 Denken wir nicht nur an die, die bereits selig- oder heiliggesprochen wurden. Der Heilige Geist verströmt Heiligkeit überall, in das ganze heilige gläubige Gottesvolk hinein, denn es hat Gott gefallen, »die Menschen nicht einzeln und unabhängig von aller wechselseitigen Verbindung zu heiligen und zu retten, sondern sie zu einem Volke zu machen, das ihn in Wahrheit anerkennen und ihm in Heiligkeit dienen soll«.3 Der Herr hat in der Heilsgeschichte ein Volk gerettet. Es gibt keine vollständige Identität ohne Zugehörigkeit zu einem Volk. Deshalb kann sich niemand allein, als isoliertes Individuum, retten, sondern Gott zieht uns an, wobei er das komplexe Geflecht zwischenmenschlicher Beziehungen berücksichtigt, das der menschlichen Gemeinschaft innewohnt: Gott wollte in eine soziale Dynamik eintreten, in die Dynamik eines Volkes.

7 Es gefällt mir, die Heiligkeit im geduldigen Volk Gottes zu sehen: in den Eltern, die ihre Kinder mit so viel Liebe erziehen, in den Männern und Frauen, die arbeiten, um das tägliche Brot na