2 Abschied und Loslassen
Klaus schmunzelt, wenn er sich an den Abschied aus der Firma erinnert. »Und was machen Sie jetzt?«, wiederholt er die Frage, die ihm jeder an seinem letzten Tag im Büro gestellt hat. »Zur Beruhigung der anderen habe ich dann geantwortet: ›Ich lerne Italienisch und kochen.‹ Kochen stimmte nicht ganz, aber ins Italienische nochmals richtig einzusteigen, das ich früher für kurze Zeit studiert und dann aufgegeben hatte, das war tatsächlich mein Plan.«
Abrupt aus der Arbeitswelt auszusteigen, quasi die Vollbremsung aus Tempo 100, kann das seelische Gleichgewicht ganz schön aus dem Lot bringen. Ziehen Sie sich daher bewusst und möglichst über einen längeren Zeitraum in Etappen aus dem alten Feld zurück. Überlegen Sie sich, wie Sie das am besten organisieren können. Und überlegen Sie auch, wie speziell Ihr letzter Tag im Unternehmen aussehen soll.
Auf keinen Fall sollten Sie sich einfach aus der Firma schleichen. Ein würdiger Abschied hilft Ihnen, die Lebensphase »Beruf« hinter sich zu lassen und die Lebensphase »Ruhestand« zu begrüßen. Denn nur, wer einen Lebensabschnitt wirklich abschließt, kann auch einen neuen beginnen. In der Wissenschaft nennt man das den »Zeigarnik-Effekt«, benannt nach der russischen Psychologin, die in den 1920er Jahren in Experimenten feststellte: Wenn etwas noch nicht abgeschlossen ist, bleibt es als quasi unerledigt im Kopf haften und man fühlt sich unwohl. »Man« wären in diesem Fall Sie selbst, aber auch Ihre Kollegen. Es bliebe ein fader Nachgeschmack zurück.
Hier sind einige Tipps, wie Sie entspannt den Abschied aus dem Berufsleben vorbereiten und dann völlig frei und unbeschwert Ihrer neuen Lebensphase entgegengehen können:
Planen Sie Ihren Übergang schrittweise
Ideal, wenn Sie schon ein, zwei Jahre vorher Ihre Arbeit auf 80 Prozent reduzieren. Dann fangen Sie nämlich schon zeitig damit an, gedanklich Abstand von der Firma zu gewinnen. Sie identifizieren sich nicht mehr so stark mit dem Unternehmen und suchen parallel neue Inhalte. Lassen Sie sich von Ihrer Personalabteilung bezüglich Altersteilzeitmodellen Ihrer Firma beraten.
Legen Sie eine Datei für die Übergabe an
Legen Sie früh ein Notizheft oder eine Datei an, in die Sie alles schreiben, was für die Übergabe wichtig ist. Dann können Sie sicher sein, dass Sie auch Kleinigkeiten nicht vergessen. Was leicht passiert, wenn man die betreffende Agenda auf den letzten Drücker erstellt. Sorgen Sie in Absprache mit Ihrem Vorgesetzten dafür, dass Ihr Nachfolger für seinen Einstieg gut gerüstet ist, und klären Sie mit ihm, in welcher Form die Übergabe stattfinden soll.
Sommer oder Winter?
»Das Schöne war, dass ich nicht im Winter, sondern mit Beginn des Sommers in den Ruhest