Huckerby
Samstagvormittag
Die toten Vögel liegen ordentlich aufgereiht. Warum sind sie tot? Vielleicht von einer Katze gerissen, auf diese grausame kätzische Art: nicht aus Hunger, sondern zum Spaß. Nur kenne ich niemanden, der eine Katze hätte; weit und breit nicht. Wir haben jedenfalls keine. Adam ist mehr für Hunde: Tiere, die arbeiten und jagen und apportieren; Tiere, die treu sind.
Wahrscheinlicher ist, dass die kleinen Vögel vor Hunger und Kälte eingegangen sind. Der Dartmoor-Winter ist lang und hart. Während der letzten Wochen hat der Frost sich in den Boden gefressen, hat an den knorrigen Bäumen genagt, die Leute vom Dorf Christow bis zur Tavy-Klamm eilig nach Hause huschen lassen und die schmalen Moorlandstraßen in Eisbahnen verwandelt.
Allein der Gedanke jagt mir einen Schauer über den Rücken. Den Kaffeebecher in beiden Händen, stehe ich am Küchenfenster und schaue hinaus. Eine Zeit lang war das Eis auf den Straßen eine ernste Gefahr. Ja, ich hätte vorsichtiger sein müssen, aber war es wirklich meine Schuld? Einen winzigen Augenblick habe ich nicht hingeschaut, war irgendwie abgelenkt. Und da ist es passiert, auf der dunklen Straße, die am Ufer des Burrator Reservoirs entlangführt.
Ein kleiner Eisklumpen. Das hat gereicht. Eben noch war ich gemütlich auf dem Weg nach Hause, und plötzlich saß ich in einem Auto, über das ich keine Kontrolle mehr hatte, drehte mich im Kreis, stieg auf die nutzlose Bremse und schlitterte im Dezemberdämmerlicht schneller und immer schneller aufs Wasser zu. Das Einzige, woran ich mich erinnere, ist ein seltsames Gefühl von Unausweichlichkeit; der Gedanke, dass das immer für mich vorgesehen war: ein plötzlicher Tod mit sechsunddreißig.
So war es immer gedacht: dass ich im steigenden schwarzen Wasser erstarre, dass die Wagentüren blockieren und ich eingesperrt bin. Immer schon war klar, dass mein letztes Nach-Luft-Schnappen an einem kalten Dezemberabend in den Ausläufern des Moors, wo die kahlen Felskuppen und Hügel sich nach Plymouth hin absenken, von eisigem Nass ersäuft wird.
Aber es hat mich nicht umgebracht. Ich habe gekämpft, bin, blutüberströmt, geschwommen – und habe überlebt. Irgendwie, wie auch immer. Ja, meine Erinnerung ist schwach, noch sind es nur Fetzen, aber sie werden deutlicher, und auch mein Körper erholt sich. Der blaue Fleck in meinem Gesicht verblasst.
Ich habe einen beinahe tödlichen Unfall überlebt, und nun liste ich mir auf, was gut ist in meinem Leben, wie ein Kind Dinge an den Fingern abzählt.
Das erste Glück: Ich habe einen Mann, den ich liebe. Adam Redway. Es scheint, als liebe er mich auch, und er ist mit seinen achtunddreißig Jahren immer noch sehr attraktiv: leuchtend blaue Augen, rabenschwarzes Haar. Fast schwarz, nicht ganz. Es gibt Momente, da könnte er als zehn Jahre jünger durchgehen, als sei er alterslos, und das, obwohl er einen harten Job hat. Vielleichtweil er einen harten Job hat.
Er verdient nicht besonders gut als Nationalpark-Ranger, aber er liebt das Moor, denn er kommt von hier. Und er macht seine Arbeit gern: vom Ausbessern der Mauern, damit die Dartmoor-Ponys nicht allzu weit davonstieben können, bis zu den geführten Wanderungen mit Schulkindern, denen er die Narzissen an der Steps Bridge zeigt, oder mit Touristen, die er durch die Lydford-Klamm geleitet und gern ein bisschen das Gruseln lehrt, indem er ihnen von den finsteren Gesellen erzählt, die sich im sechzehnten Jahrhunder