Rosas Geschichte
Im zarten Alter von gerade einmal zehn Jahren schickte mich meine Mutter zu ihrer Schwester in die tiefste Provinz. Mit ihr verbrachte ich gut sechs Monate dort auf dem Lande. Die Schwester meiner Mutter hatte selbst eine Tochter, die jedoch gut sechs Jahre älter war als ich.
Meine Mutter, deren Wichtigstes der regelmäßige Kirchgang und das Gebet war, zog mich wohlbehütet auf und ließ mich kaum aus den Augen. Meine Brüder besuchten das Gymnasium und so war ich beinah die ganze Zeit über alleine mit ihr, die sie mir jeden Fremden fernhielt.
Ich fristete bis zum Umzug aufs Land ein relativ langweiliges Dasein, obendrein kannte ich mich selbst ja noch kaum. Da ging ich noch lieber in die Kirche, anstatt zu Hause herumzuhocken. Auch wenn meine Mutter sich in den hintersten Reihen zu verstecken pflegte, konnte ich regen Auges dort doch ab und zu andere Menschen in ihrer Andacht erblicken. Da ich wusste, dass Tantchen ganz andern Charakters war als meine Mutter, konnte ich den Tag da ich sie besuchen sollte gar nicht erwarten; Mutter hatte es versprochen, und ganz besondere Ereignisse führten den Tag dann plötzlich und zwingend herbei: Mein großer Bruder war von den Pocken bedroht, und so konnte sie mich gar nicht rasch genug von all dem Kranken zu Hause wegschaffen.
Überschwänglich war dann auch der Empfang bei meiner Tante und deren Familie. Meine Cousine Isabelle wünschte sogleich, ich möge doch in ihrer Kammer die Nacht verbringen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie diesen Wunsch nicht schon bald bereuen würde, da ihr dies ja auch einige Zwänge auferlegen würde. Sie umarmte mich liebevoll und ich gab ihr diese Zuwendung zurück, noch bevor wir einschliefen.
Am nächsten Tag bei Sonnenaufgang nun, umarmte ich sie von mir aus, und wir lachten derart dem Tag entgegen. Nach einiger Zeit lockerte sich unser Verhältnis. Sie lüpfte ihr Schlafhemdchen, um ihren blanken Hintern gegen den meinen zu pressen.
Einmal in der Nacht nun, als es mir nicht so recht gelingen wollte einzuschlafen, lag ich wach und beobachtete wie sie in tiefstem Schlafe versunken leicht ihren Arm bewegte. Mit einer Hand berührte sie meinen Schenkel, sie stöhnte leicht und bewegte ihren Popo dabei. Ein starkes, tiefes Seufzen später wurde sie plötzlich ganz ruhig und schlief auf der Stelle ein.
Dies alles beunruhigte mich sehr, weil ich glaubte, ihr wäre nächtens Böses widerfahren. Ich kannte mich in all dem einfach zu wenig aus; doch als sie am nächsten Morgen frisch und fröhlich wie immer erwachte, waren meine Sorgen wie weggeblasen, offenbar unbegründet.
Von diesem Tage an bemerkte ich, dass sie dies Tun jede Nacht wiederholte, ich war ja einfach zu unbedarft und hatte keine Ahnung vom Warum und Wieso. Lange sollte es jedoch nicht dauern, bis ich die wahre Bedeutung ihres Treibens erfuhr.
***
Tantchen hatte eine Zofe, die wohl höchstens zwanzig Lenze zählte. Meine Cousine sperrte sich sehr oft mit ihr im Zimmer ein. Isabelle erlernte die Kunst des Stickens von Justine, so der Name der Kammerzofe. Ich durfte die beiden keinesfalls stören, dem Kurs nicht beiwohnen, da ich sie ohnedies vom Lernfortschritt ablenken würde. Blindlings geriet ich in diese Falle. Doch Isabelle erlernte die Kunst des Stickens tatsächlich, was mich verwunderte.
Nun war ich aber dennoch sehr neugierig darauf, was die beiden hinter den verschlossenen Türen des Zofenzimmers noch so trieben, kränkte mich doch diese mir auferlegte Einschränkung.
Neugier ist der Teufel, der uns Mädchen einfach ein Leben lang drängt unsre Nasen in all die Dinge zu stecken, die uns ja eigentlich gar nichts angehen, und die oftmals besser im Verborgenen blieben.
Als Cousinchen samt Tante ausgegangen und auch Justine nicht anwesend war, eilte ich verstohlen ins Zimmer der Zofe, um einen Ort auszuforschen, an welchem ich mich geschützt vor ihren Blicken meiner Neugier hingeben konnte.
Ich entdeckte in einer Mauernische eine Türe, die in einen Raum, der fast bis zur Decke mit alten Möbeln angefüllt war, führte. Ein weiterer schmaler Gang führte zu noch einer Türe, die über ein schmales Treppchen in einen winzig kleinen Hinterhof führte, der wiederum in eine eng