: Corina Bomann
: Die Frauen vom Löwenhof - Agnetas Erbe Roman | Die große Familien-Saga der Bestsellerautorin Corina Bomann
: Ullstein
: 9783843717069
: Die Löwenhof-Saga
: 1
: CHF 7.40
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: Erzählende Literatur
: German
: 736
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein schwedisches Landgut, eine mächtige Familie, eine Frau zwischen Liebe und Pflicht: Die große Saga von Corina Bomann Agneta kämpft mit den Tränen. Ein Telegramm hat sie nach Hause gerufen, ihr Vater ist bei einem Brand ums Leben gekommen. Dabei hatte sie sich schweren Herzen von ihrer mächtigen Familie losgesagt und in Stockholm ein freies Leben als Malerin geführt. Eine Aussöhnung schien unmöglich. Jetzt werden ihr Titel, Glanz und Vermögen zu Füßen gelegt, sie soll das Erbe ihres Vaters antreten als Gutsherrin vom Löwenhof. Ihre Wünsche und Träume sind andere, sie sehnt sich nach einem Leben an der Seite von Michael, einem aufstrebenden Anwalt. Selbstlos stellt Agneta sich der Pflicht und Familientradition. Ihr Herz jedoch kann nicht vergessen und sehnt sich nach Liebe ...

Corina Bomann ist in einem kleinen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen und hat schon immer geschrieben. Mittlerweile ist sie eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen. Immer wieder begeistert sie ihre Leserinnen mit großen dramatischen Romanen und Heldinnen, die etwas Besonderes erreichen. Ihre Romane werden in zahlreiche Sprachen übersetzt und sind internationale Bestseller. Sie wohnt in Berlin.

1. Kapitel

Etwas blendete mich. Als ich die Augen aufschlug, glaubte ich, in meinem alten Zimmer auf dem Löwenhof zu sein. Doch was ich im ersten Moment für eine Stuckverzierung hielt, entpuppte sich als langer Riss in der Decke, um den sich Wasserflecke gebildet hatten. Die dunkleren waren bereits da gewesen, als ich hier vor zwei Jahren eingezogen war, die hellen waren erst vor Kurzem dazugekommen. In der Wohnung über mir war ein Wassereimer umgefallen und hatte dem Kunstwerk eine weitere Facette hinzugefügt. Das Mauerwerk der Häuser in Stockholms Universitätsviertel war löchrig wie ein Schwamm und sog das Wasser genauso schnell auf, wie dieses dann unten wieder heraustropfte.

Dafür lebte man als Studentin hier billig. Meine Mutter würde es ärmlich und unter meinen Verhältnissen nennen, aber ich konnte hier sein, wer ich wirklich war. Ich konnte studieren, auch wenn es von den Mitgliedern der höheren Gesellschaft nicht gern gesehen wurde. Ich musste nicht auf Konventionen achten. Was machten da ein paar Flecke an der Zimmerdecke aus?

Kühle strich über mein Gesicht. Ich blickte in die Richtung des Luftstroms und bemerkte, dass das Zeitungspapier wieder einmal aus dem Loch im Glas gefallen war. Die unterste Scheibe des Sprossenfensters war schon lange kaputt. Zu verdanken hatte ich den Schaden einem Jungen, der beim wilden Spiel auf der Straße mein Fenster mit einem Stein erwischt hatte. Mein Vermieter sah nicht ein, dass er das Fenster reparieren lassen sollte. Und ich konnte es mir nicht leisten, denn dann hätte ich meinen Vater um mehr Geld bitten müssen. Seit dem letzten großen Streit an Weihnachten war ich nicht mehr auf dem Löwenhof gewesen, und ich hatte auch keinen Kontakt gesucht.

Ich wusste, dass meine Eltern die Art, wie ich lebte, missbilligten. Als ich vor zwei Jahren das Gericht aufsuchte, um meine Mündigkeit erklären zu lassen, hatten sie beide lange Gesichter gezogen, denn sie hatten gehofft, dass ich noch vor meinem fünfundzwanzigsten Lebensjahr heiraten würde. Dem war nicht so, und indem ich mein Leben selbst in die Hand nahm, zeigte ich ihnen deutlich, dass mein Weg nicht der sein würde, den sie für mich vorgesehen hatten.

Doch ohnehin würde nicht ich eines Tages das Gut erben, sondern mein Bruder. Hendrik war ein Musterkind, der beste Sohn, den sich ein Mann wie Graf Thure Lejongård vorstellen konnte. Vater wurde nicht müde, mir das vorzuhalten. Ich war kein Sohn, und ich war auch nur das zweite Kind. Ich konnte mein Leben führen, wie ich wollte. Jedenfalls waren meine Freundinnen und ich fest davon überzeugt, und für unsere Anschauung traten wir so oft wie möglich ein.

Zu meinem selbstgewählten Leben gehörte auch der scharfe Geruch, der in der Luft schwebte. Das beißende Aroma des Terpentins mischte sich mit dem milderen des Firnis und der Ölfarben. Auch wenn ich nicht an einem Bild arbeitete, schien er immer da zu sein. Ich hatte keine Ahnung, wer vor mir diese Wohnung belegt hatte, doch wer immer mir folgte, würde wissen, dass seine Vorgängerin eine Malerin war.

Michael regte sich neben mir. Sein rotblonder Haarschopf tauchte zwischen den Kissen auf, wenig später sah ich sein zerknautschtes Gesicht. Erst öffnete er ein Auge, dann das andere, um beide angesichts des Sonnenlichts, das mein Appartement flutete, wieder zusamm