: Dirk Kruse, Petra Nacke, Ewald Arenz, Veit Bronnenmeyer, Tommie Goerz, Susanne Reiche, Thomas Kastur
: Fränkische Hausmacherkrimis deftig, fein, grob
: ars vivendi
: 9783869139142
: 1
: CHF 9.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 180
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Bier, Kaffee, Wein, Brot, Lebkuchen, Presssack, Karpfen, Schnaps, Baggers und Schokolade - die Autorinnen und Autoren dieses Bandes servieren zehn schmackhafte Krimi-Snacks aus der Region mit zehn schmackhafte Krimi-Snacks aus der Region mit Witz und Originalität. Ein delikates Menü voller Krimischmankerl, das kulinarische und kriminalistische Krimischmankerl, das kulinarische und kriminalistische Spezialitäten aufs Unterhaltsamste miteinander vereint. Wir wünschen einen Mordsappetit bei den Beiträgen von Dirk Kruse, Petra Nacke, Ewald Arenz, Veit Bronnenmeyer, Tommie Goerz, Susanne Reiche, Thomas Kastura, Theobald Fuchs, Sigrun Arenz und Bernd Flessner!

 

Theobald Fuchs – Der verlorene Sohn

Um es vorneweg und unmissverständlich klarzustellen: Ich kann die Ereignisse hier nur so wiedergeben, wie sie mir geschildert wurden. Der Leser muss also darauf vertrauen, dass das, was mir die sterbende Greisin erzählte, der Wahrheit entsprach, und hoffen, dass auch ich ein unverfälschtes Zeugnis ablege, soweit mir das als fehlerbehaftetem Erdenwurm überhaupt möglich ist. Doch will ich mich nach Kräften bemühen und weder hinzufügen, was nicht dazugehört, noch weglassen, was nicht verschwiegen werden darf. Doch – dass ich überhaupt niederschreibe, was ich weiß, obwohl ich doch zumindest dem Anschein nach dem Beichtgeheimnis unterliege … ach! Was soll ich da sagen? Man wird am Ende verstehen: Es muss einfach sein.

Es heißt übereinstimmend, dass im Grunde alle mehr als einverstanden waren, als damals der Pürner Heinrich seine Schwägerin heiratete, die Lissi, geborene Elisabeth Solz aus Stöppach, weil ja Lissis erster Mann, Heinrichs Bruder Leonhard, viel zu jung und völlig unerwartet gestorben war und sie alleine zurückgelassen hatte. Verbrannt war der, Mitte der Fünfzigerjahre, als der Schuppen hinter dem GasthausZum blauenOchsen in Flammen aufgegangen war.

Ob es dann allerdings eine gute Idee gewesen war, dass der Heinrich der Lissi ein Kind gemacht hat, obwohl zwei von den vier Großeltern Geschwister gewesen waren, darüber lässt sich streiten. Das Kind jedenfalls war, soweit man das erkennen konnte, zufrieden mit seinem Leben, auch wenn er niemals richtig schreiben oder rechnen lernte, der kleine Erwin Pürner. Selbst mit dem Sprechen tat er sich schwer, aber wie das oft so geht – da kann eines etwas überhaupt nicht, wird dafür aber komplett entschädigt mit einer völlig anderen Gabe. Im Fall vom Erwin mit einer glockenreinen Gesangsstimme und einer Musikalität, dass es kaum zu beschreiben ist. Denn singen konnte der Erwin beliebig viele Lieder auf Anhieb, wenn er sie nur einmal gehört hatte. Bis heute noch kennt er wirklich unzählige Melodien und Texte auswendig und kann dazu auf der Gitarre spielen wie ein amtlicher Zigeunerhäuptling.

Bloß dass es halt nicht vorstellbar war, dass er irgendwann die Gastwirtschaft übernehmen würde, mitsamt der Metzgerei. Die hatte der Leonhard mit unbestreitbar phänomenalem Erfolg betrieben. Jedenfalls bevor er sowohl auf dem Anwesen als auch im Ehebett vom Heinrich abgelöst wurde. Notgedrungen, da doch jemand den Hof und die Gaststätte quasi mitsamt Wirtin übernehmen musste, nachdem sie Leo tot aus den Trümmern gezogen hatten. Tot und – wie es einer der Freiwilligen Feuerwehrler beschrieb, der mitgeholfen hatte, den Leichnam aus dem Brandschutt herauszugraben: »Zusammengehutzelt und schwarz verkohlt wie eine verschmorte Kruste.«

Und einer seiner Kameraden ergänzte: »Bloß wenn die auf einem Schäuferle daherkommen tät, müsst man den Koch aus dem Dorf jagen.«

Rein genetisch betrachtet war da freilich nichts Unersetzliches verloren gegangen. Es spielte nämlich ke