: Kim Henry
: Mühle mit Meerblick Liebesroman
: MIRA Taschenbuch
: 9783955768669
: 1
: CHF 7.90
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 384
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Ein altes Foto ist das Einzige, was Line von ihrer Mutter hat. Im Hintergrund zu sehen ist eine Mühle am Strand. Durch Zufall findet Line heraus, dass es sich um eine Aufnahme von der Ostseeinsel Strynø handelt. Kurz entschlossen reist sie dorthin, um ihre Wurzeln zu finden. Tatsächlich trifft sie auf eine Verwandte und wird mit offenen Armen empfangen. Zum ersten Mal erfährt Line so etwas wie Geborgenheit. Wie eine wärmende Decke umhüllt sie der Zauber des Eilands. Und dann ist da noch der geheimnisvolle Adam, der zurückgezogen in der Mühle am Strand lebt ...



<p>Kim Henry ist das Pseudonym des deutsch-dänischen Autorinnen-Duos Nicole Wellemin und Corinna Vexborg. Corinna und Nicole lernten sich 2011 in einem Hobby-Schriftstellerforum kennen und stellten bald fest, dass sie die Leidenschaft für romantische Geschichten mit Happy End teilen. Seither lassen sie das Internet zwischen der dänischen Insel Fünen und dem bayerischen München glühen. Über eine Entfernung von über tausend Kilometern hinweg entstanden auf diese Weise zahlreiche Romane, von denen einige es bereits auf die BILD-Bestsellerliste geschafft haben.</p>

1. Kapitel

Endlich da! Line warf den schweren Rucksack von sich, der mit einem dumpfen Plopp auf den Asphalt fiel. Nur wenige Schritte entfernt plätscherten leise Wellen an den schmalen sandigen Strand und raschelten im trockenen Seegras.

Line ließ den Blick schweifen. Eine gefühlte Ewigkeit hatte sie gebraucht, um von Kopenhagen hierherzukommen. Erst mit dem Zug, dann mit dem Überlandbus und zum Schluss noch mal einige Kilometer zu Fuß. Ihre Schultern schmerzten von den Riemen des Rucksacks, ihr Rücken war vom langen Sitzen ganz steif. Doch dieser Ausblick entschädigte für vieles.

Es war genau wie auf den Bildern im Fernsehen, wie in der Reportage, die Line zufällig gesehen und die sie hierhergetrieben hatte. Wie hatte der Moderator der Sendung die Gegend genannt? Die Dänische Südsee. Line erinnerte sich, dass sie darüber gegrinst hatte. Bei dem Wort Südsee dachte man unwillkürlich an knappe Bikinis, Waschbrettbäuche, Cocktailschirmchen und Palmen. Alles nicht gerade das Erste, was einem in den Sinn kam, wenn man die Wörter dänische Küste hörte.

Und jetzt?

Da waren die kleinen Pfützen aus Silber, die auf den Wellen tanzten. Die unversperrte Aussicht auf diese ganz eigene Welt aus flachen, teilweise winzig kleinen Inseln, die auf dem Silberpfützenmeer schwammen. Das Blau des Himmels war ein paar Nuancen heller als das Blau des Wassers, und die paar zerteilten Wattebäuschchen, die reglos am Himmel ruhten, gingen kaum als Wolken durch. Segelboote ließen sich vom Wind auf dem Meer zwischen der Inselwelt treiben, und hier und da schaukelte ein kleines Fischerboot auf dem Wasser.

Eine dieser Inseln war Strynø. Strynø, ein Ort, von dem sie bis vor einigen Tagen noch nie etwas gehört hatte, der jetzt aber für so viel stand. Ihr Herz machte einen Satz. Plötzlich schien nicht einmal mehr die Sonne unerträglich stechend, sondern angenehm warm. Langsam wischte sie sich den Schweiß von der Stirn. Sie hätte Sonnencreme einpacken müssen, aber wer dachte daran, wenn er Mitte Mai in Skandinavien unterwegs war?

»Ganz schön heiß heute, nicht wahr?« Line war so vertieft in ihre Gedanken gewesen, dass sie nicht gemerkt hatte, wie sich eine Spaziergängerin zu ihr gesellt hatte. In der Hand der Frau baumelte eine kurze braune Lederleine. Etwas abseits, in der Nähe der sichtlich in die Jahre gekommenen Hafengebäude, schnüffelte ein kniehoher Fellball im Seetang.

»Ja.« Line lächelte. »Ich war noch nie hier in der Gegend, doch ich hätte nicht geglaubt, dass es so anders ist als Kopenhagen. Dort haben wir immerhin auch reichlich Meer. Aber das hier? Die Farben. Das Licht, alles wirkt viel geheimnisvoller.«

Der Blick der Frau fiel auf den Rucksack zu Lines Füßen. »Dann machst du Urlaub hier? Hast du Verwandte in der Gegend?«

Bei dem Wort Verwandte zog sich alles in Line zusammen. »Ich …« Sie schüttelte den Kopf und zögerte. Es auszusprechen, würde bedeuten, Hoffnung